Gesund versorgt
Steirische Gesundheitsziele
Die steirischen Gesundheitsziele bilden seit 2007 eine wichtige Grundlage für die steirische Gesundheitspolitik. Da sich die Rahmenbedingungen für die Gesundheit im Laufe der Zeit allerdings verändern, wurden die steirischen Gesundheitsziele im Jahr 2022 aktualisiert.
Dazu wurde analysiert, inwieweit die bestehenden Ziele umgesetzt und sich der Gesundheitszustand der Bevölkerung verändert hat. In den umfangreichen, partizipativen Prozess waren u. a. Vertreter*innen aus den Büros aller Regierungsmitglieder, der Fachbeirat für gendergerechte Gesundheit und die Österreichische Gesundheitskasse involviert. Auch eine Online-Umfrage unter Bürger*innen war Teil des Überarbeitungsprozesses. 770 Personen nahmen daran teil und es zeigten sich dadurch auch neue Themengebiete, die sich nun in den neuen Gesundheitszielen wiederfinden. Erstmals präsentiert wurden sie bei der 17. Steirischen Gesundheitskonferenz am 9. November 2022.
Gemeinsam zu mehr gesunden Lebensjahren
Die Steiermark ist ein Bundesland mit hoher Lebensqualität. 83 Prozent der steirischen Bevölkerung bewerten die eigene Lebensqualität als hoch oder sehr hoch. Die Steiermark soll auch weiterhin ein Bundesland mit hoher Lebensqualität bleiben. Dazu sollen die Gesundheitsziele einen Beitrag leisten.
Für die Gesundheit jedes und jeder Einzelnen sind vielfältige gesellschaftliche Rahmenbedingungen ausschlaggebend. Die steirischen Gesundheitsziele wollen daher an diesen Rahmenbedingungen ansetzen und so zu mehr gesunden Lebensjahren und zu einer hohen Lebensqualität in der Steiermark beitragen.
Die steirischen Gesundheitsziele (aktualisierte Version von 2022) im Überblick:
Viele Entscheidungen, die unsere Gesundheit beeinflussen, werden nicht vom Gesundheitsressort, sondern von anderen Politik- und Gesellschaftsbereichen verantwortet. Es ist daher notwendig, möglichst alle Menschen mit Entscheidungsverantwortung zu mobilisieren, um in ihren Wirkungsbereichen gesunde Rahmenbedingungen zu entwickeln.
Gesundheitspolitik muss also über Ressortgrenzen hinweg gemacht werden. Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Politikbereichen – auch auf höchster politischer Ebene – fördert die Lebensqualität und das Wohlbefinden in der Steiermark. Dabei kann es zu Gegensätzen und Widersprüchen kommen. Diese bedürfen der politischen Entwicklung von Lösungen, die von allen mitgetragen werden können.
(Grafik: Gussmagg-Art.com)
Die steirischen Gesundheitsziele wollen an den Rahmenbedingungen ansetzen, welche in den unterschiedlichen Lebenswelten zur Stärkung der Gesundheit und der Lebensqualität beitragen. Maßnahmen, die aus den Gesundheitszielen entstehen, sollen dort umgesetzt werden, wo Menschen leben, lernen, arbeiten und konsumieren.
Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder, Arbeitsplätze, Gemeinden, Einrichtungen des Gesundheits-, Pflege- und Sozialwesens und Konsum- und Freizeitwelten sind relevante Settings zur Förderung der Gesundheit. Dabei ist der nachhaltige Einsatz von Ressourcen wichtig. Das bedeutet, die verschiedenen Lebenswelten ökonomisch, sozial und ökologisch ausgeglichen zu gestalten, an bestehenden Strukturen und Prozessen aufzusetzen und diese gesundheitsförderlich weiterzuentwickeln.
(Grafik: Gussmagg-Art.com)
Soziale Beziehungen und Netzwerke leisten wichtige Beiträge für Gesundheit und Wohlbefinden – solidarische Gesellschaften sind gesünder. Der soziale Zusammenhalt der Generationen, Geschlechter und von Bevölkerungsgruppen ist zentral für die Lebensqualität in einer Gesellschaft.
Ein wertschätzender Umgang mit Vielfalt, ein gestärktes Verantwortungsbewusstsein für die Gesellschaft und verbesserte Mitgestaltungsmöglichkeiten erhöhen das Gemeinschaftsgefühl und fördern so Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen.
Für die Pflege von sozialen Beziehungen, für zivilgesellschaftliches Engagement und die Teilhabe an demokratischen, gemeinschaftlichen Prozessen braucht es nicht nur Zeit von engagierten Personen, sondern auch Strukturen und Rahmenbedingungen, die den sozialen Zusammenhalt unterstützen.
Anmerkung: Dieses Gesundheitsziel wurde in Anlehnung an die österreichischen Gesundheitsziele formuliert.
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Zielgruppen werden anhand vielfältiger sozioökonomischer Merkmale bestimmt und haben im Hinblick auf Gesundheit und Lebensqualität unterschiedlichste Bedürfnisse und Bedarfe. Außerdem beeinflussen bestehende Machtstrukturen und Diskriminierungen die Gesundheit einzelner Zielgruppen. Strategien und Maßnahmen müssen daher zielgruppengerecht formuliert und umgesetzt werden, damit sie effektiv in der Bevölkerung wirken können.
Unterschieden von Geschlecht, Alter, Herkunft, Werten und Einstellungen, körperlichen und intellektuellen Möglichkeiten u.v.a.m. muss immer mit besonderer Aufmerksamkeit begegnet werden. Die Zielgruppenorientierung im Rahmen der steirischen Gesundheitsziele rückt beispielsweise die gesundheitlichen Bedürfnisse von Mädchen und Frauen, Burschen und Männern sowie Menschen jeglicher sexueller Identität in den Fokus und achtet auf die Diversität innerhalb dieser und weiterer Zielgruppen.
(Grafik: Gussmagg-Art.com)
Gesundheit und Einkommen hängen zusammen – oder anders ausgedrückt: Armut macht krank. Sozioökonomisch bevorzugte Bevölkerungsgruppen sind meist gesünder als sozial schlechter gestellte Bevölkerungsgruppen. Eine gerechte Verteilung von Chancen, z. B. sozial oder regional, ist eine zentrale Herausforderung, um den Gesundheitszustand der Bevölkerung zu verbessern.
Die Gesundheitsziele haben den Anspruch, strukturelle und individuelle Benachteiligung zwischen besser und schlechter gestellten sozialen Schichten und Zielgruppen auszugleichen. Sie tragen so zu mehr Chancengerechtigkeit in der Gesundheitsförderung und im Zugang zum Gesundheits- und Pflegewesen bei.
Anmerkung: Der Titel dieses Gesundheitsziels wurde in Anlehnung an die österreichischen Gesundheitsziele formuliert.
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Psychische Gesundheit meint einen Zustand von Wohlbefinden, in dem Menschen mit den normalen Belastungen des Lebens fertig werden, produktiv arbeiten und zum Leben innerhalb einer Gemeinschaft beitragen können. Psychische Belastungen hingegen sind eine Bedrohung der Gesundheit der Bevölkerung sowie ihrer Lebensqualität. Die Menschen sollen daher in ihren verschiedenen Lebenswelten Rahmenbedingungen vorfinden, die sie psychisch stärken.
Der Prävention im Bereich der psychischen Gesundheit muss dabei ein hoher Stellenwert beigemessen werden. Menschen, die mit psychischen Belastungen und Erkrankungen umgehen müssen, sollen eine adäquate Beratung, Behandlung und Betreuung erhalten, sodass sie in ihrer vertrauten sozialen Umgebung leben und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Dabei ist es wichtig, dass Stigmatisierungen, die häufig noch mit psychischen Erkrankungen verbunden sind, nachhaltig abgebaut werden.
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Der Ernährung kommt sowohl bei der Entstehung von Krankheiten als auch für die Erhaltung der Gesundheit und des Wohlbefindens eine zentrale Rolle zu. Zum Beispiel ist bei Übergewicht, Diabetes mellitus Typ II, Zahnkaries oder bei bestimmten Krebsarten ein enger Zusammenhang mit der Ernährungsweise nachgewiesen.
Faktoren wie der Bildungsstand oder das Geschlecht von Personen beeinflussen das Ernährungsverhalten. Menschen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen weisen z. B. häufiger ein ungesundes Ernährungsverhalten auf. Männer ernähren sich in der Regel ungesünder als Frauen. Wenn es um ein gesundheitsförderliches und genussvolles Ernährungsangebot geht, kommt der Gemeinschaftsverpflegung ein hoher Stellenwert zu.
Um Ernährung nachhaltig und gesundheitsförderlich zu gestalten, ist es darüber hinaus wichtig, bei der Lebensmittelproduktion auf die Aspekte Gesundheit und Klimaschutz zu achten. Eine gesunde Ernährung voller Qualität und Genuss muss für alle leistbar sein.
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Bewegung verbessert die körperliche und geistige Gesundheit, erhöht die Lebensqualität und fördert soziale Beziehungen. Der menschliche Körper benötigt regelmäßige körperliche Aktivität, um optimal zu funktionieren und gesund zu bleiben. Ein bewegungsarmer Lebensstil kann Übergewicht, Erkrankungen des Bewegungsapparates, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Depressionen begünstigen.
Bewegungsmangel ist aber nicht nur als individuelles Verhalten zu interpretieren, sondern auch als struktureller Mangel, wenn Lebenswelten eher bewegungshemmend gestaltet sind. Die bewegungsfreundliche Gestaltung von öffentlichen Räumen, z. B. durch Geh- und Radwege, kann ausschlaggebend dafür sein, ob sich Menschen in ihrem Alltag und in der Freizeit ausreichend körperlich bewegen.
(Grafik: Gussmagg-Art.com)
Sucht als chronische Erkrankung ist in der Gesellschaft weit verbreitet und belastet nicht nur süchtige Menschen selbst, sondern ebenso Angehörige und deren Umfeld. Sowohl der Konsum von legalen und illegalisierten Substanzen als auch Verhaltensweisen mit Suchtpotenzial können zur Sucht führen. Auswirkungen von virtuellen Lebenswelten auf das Suchtverhalten sind noch nicht vollends erforscht und bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit. In der Steiermark sind aber immer noch die legalen Suchtmittel Alkohol, Tabak und Nikotin am weitesten verbreitet.
Sowohl in der Prävention als auch in der Behandlung soll mit Suchtproblematiken immer zielgruppenspezifisch, ganzheitlich, umfassend und möglichst integriert umgegangen werden. Nicht eine suchtfreie Gesellschaft, sondern das Erkennen von Schadenspotenzialen und die Schadenminimierung stehen im Vordergrund. Daher ist neben der Bewusstseinsbildung und Aufklärung eine angemessene Behandlung und Betreuung sicherzustellen. In der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen steht die Stärkung der Lebenskompetenzen als wichtiges Ziel der Präventionsarbeit im Vordergrund.
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Gesundheitskompetenz beschreibt die Fähigkeit und Motivation von Menschen, wichtige Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Sie hängt mit allgemeiner Bildung, Medienkompetenz und mit strukturellen Rahmenbedingungen zusammen.
Im Alltag ist Gesundheitskompetenz wichtig, um gut informiert zu sein und Entscheidungen für die eigene Gesundheit treffen zu können. Wichtig ist, das Gesundheitswesen in der Steiermark so weiterzuentwickeln, dass es einfacher wird, sich in den unterschiedlichen Zuständigkeiten und Versorgungsangeboten zurechtzufinden.
Ärztliche sowie andere Gesundheitsdiensteanbieter*innen sind die wichtigsten Ansprechpersonen, wenn es um Gesundheitsinformationen geht. Der Aspekt der digitalen Gesundheitskompetenz gewinnt jedoch durch die häufige Nutzung digitaler Quellen ebenso an Bedeutung. Eine hohe Qualität von Gesundheitsinformationen muss sichergestellt und transparent kommuniziert werden. Sowohl dem Gesundheitswesen als auch Gesundheitsinformationen im Internet kommt daher eine zentrale Rolle in der Stärkung der Gesundheitskompetenz zu.
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Das steirische Gesundheits- und Pflegewesen stellt kranke und pflegebedürftige Menschen sowie deren Angehörige in den Mittelpunkt der Arbeit. Gleichzeitig gilt es für jene Menschen, die im Gesundheits- und Pflegewesen arbeiten, Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine qualitätsvolle und erfüllende Arbeit ermöglichen. Gesundheitsförderung und Prävention sollen dafür im Gesundheits- und Pflegewesen besondere Berücksichtigung finden.
Das Gesundheits- und Pflegewesen orientiert sich ganzheitlich an den Bedürfnissen vielfältiger Zielgruppen, wie Kinder und Jugendliche, ältere Menschen, Frauen, Männer oder Menschen mit Behinderungen. Die Selbsthilfe und Betroffenenvertretungen sollen als integraler Bestandteil des Gesundheits- und Pflegewesens verstanden werden.
Der Zugang zur Versorgung und Pflege ist für alle niederschwellig und gleichwertig sicherzustellen. Jeder und jede hat das Recht, in medizinischer und pflegerischer Hinsicht evidenzbasiert und qualitätsvoll versorgt zu werden. Nur ein solidarisch organisiertes Gesundheits- und Pflegewesen kann langfristig diesem Anspruch Genüge tun.
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Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren für viele Menschen in der Steiermark rasant verändert. Neben den Veränderungen durch die Digitalisierung haben gesellschaftliche Entwicklungen dazu beigetragen, dass Arbeit in vielen Bereichen neu und anders gestaltet werden muss. Weniger Arbeitskräfte in der benötigten Qualifikation stehen zur Verfügung, Berufsbilder verändern sich z. B. durch Digitalisierung und Technisierung. Für Führungskräfte und Beschäftigte ergeben sich viele neue Herausforderungen.
Neue Kommunikationsformen, verschiedenste Arbeitszeitmodelle, neue Formen von Arbeitsräumen, die Balance zwischen Arbeit und Freizeit und die Frage nach dem Sinn in der Arbeit beschäftigen Erwerbstätige. Daraus ergeben sich Handlungsfelder für eine gesundheitsförderliche und nachhaltige Gestaltung und Anpassung von Rahmenbedingungen. Nicht zuletzt tragen sozioökonomische Unterschiede als maßgebliche Faktoren dazu bei, inwiefern Arbeitsbedingungen als förderlich oder schädigend auf die eigene Gesundheit erlebt werden, und sie müssen daher im besonderen Maße Berücksichtigung finden.
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Das Klima verändert sich rasant, und damit einhergehend ist es unerlässlich, einerseits aktiven Klimaschutz zu betreiben und damit den CO2-Ausstoß zu reduzieren, und andererseits unsere Lebensstile, Wohnformen, Ernährungsgewohnheiten, Mobilität und sonstige Aktivitäten des Lebens an die Folgen des Klimawandels anzupassen.
Hier bieten Themenbereiche der Gesundheitsförderung und Gesundheitsversorgung wie Ernährung, Mobilität, Freizeitgestaltung, Arbeit und die Gestaltung des Gesundheits- und Pflegewesens Anknüpfungspunkte, um gemeinsam die Herausforderungen der Klimakrise zu bearbeiten.
Besonders wichtig wird es in Zukunft sein, den gesundheitlichen Folgen der Klimakrise in hohem Maße Aufmerksamkeit zu schenken. Hier sind Themen wie Auswirkungen durch Hitze, Versorgung mit Trinkwasser, Formen von Infektionskrankheiten oder die Folgewirkungen von Naturgefahren zu nennen, denen mit adäquaten Maßnahmen zu begegnen ist.
(Grafik: Gussmagg-Art.com)
Kontakt
für inhaltliche Fragen und weitere Unterlagen (Details) zu den Gesundheitszielen:
Anja Mandl, Gesundheitsfonds Steiermark
Tel.: +43 (0)316 877-5598, E-Mail: [email protected]