Endometriose-Filmabend in Leoben
Am 21. März 2024 wurde zum Filmabend „nicht die regel“ nach Leoben geladen. Auch eine Podiumsdiskussion zu den regionalen Versorgungsangeboten mit Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl war Teil des Programms.
Die Veranstaltung war Teil der Bezirkstour zum Thema Endometriose. Diese setzt der Gesundheitsfonds Steiermark in Kooperation mit dem Dachverband der Steirischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen um.
Gesundheitskompetenz stärken
Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl: „Je früher Endometriose erkannt wird, desto gezielter kann die Erkrankung behandelt werden. Mit unserer Bezirkstour sensibilisieren wir daher für die Erkrankung, stellen regionale Versorgungsangebote vor und erleichtern so den Weg zur richtigen Therapie. Um auch die Gesundheitskompetenz zu stärken, stellen wir auf www.gesund-informiert.at vertrauenswürdige Informationen und eine Übersicht an Anlaufstellen in den steirischen Regionen zur Verfügung.“
Die Teilnehmer*innen der Podiumsdiskussion in Leoben, 5.v.l. Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (Credit: Ekatarina Paller).
Erste Anlaufstelle für Endometriose-Betroffene
Primar Thomas Aigmüller leitet die Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am LKH Hochsteiermark, Standort Leoben. An dieser wird für Endometriose-Patientinnen das gesamte Spektrum von der Abklärung über medikamentöse bis hin zur operativen Therapie angeboten. „Wir kooperieren dabei auch eng mit der Chirurgie und Urologie, was vor allem bei fortgeschrittenen Endometriose-Patienten wichtig ist.“ Auch eine Endometriose-Sprechstunde wird angeboten. „Wenn Beschwerden vorhanden sind, braucht es Diagnostik und gezielte Behandlung. Diese können wir den Betroffenen in der Region auch hier am Standort Leoben bieten“, betont der Gynäkologe.
Burhard Plotho, der als Oberarzt am LKH Hochsteiermark, Standort Leoben tätig ist und eine gynäkologische Privatarztpraxis betreibt, beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit dem Thema Endometriose. Er verweist auf das nach wie vor geringe Bewusstsein für das Thema. „Viele Frauen werden nicht ernstgenommen. Bis zur Diagnose vergehen leider durchschnittlich noch immer rund zehn Jahre. Es ist mir daher auch ein Anliegen, junge Kolleginnen und Kolleginnen für Endometriose zu sensibilisieren.“ Was die Therapie angeht, sei meist eine Kombination aus hormonellen und operativen Methoden sinnvoll, „ganz entscheidend ist jedoch die individuelle Anpassung an die Patientin“, so der Experte.
Perspektive der Pflege einbringen
Antonia Lengger ist als Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin tätig. Sie ist außerdem Absolventin eines Public-Health-Studiums und hat anhand von internationalen Kriterien eine Entscheidungshilfe zum Thema Endometriose für Österreich erarbeitet. „Ich war bei den Recherchen sehr überrascht, dass Endometriose vielen Frauen gar nicht bekannt ist. Da braucht es dringend mehr Wissen, um die Erkrankung möglichst früh zu erkennen und auch behandeln zu können.“ Neben der ärztlichen Expertise könne hier auch die pflegerische einen Mehrwert für Betroffene bieten, so Lengger. „Menschen, die in der Gesundheits- und Krankenpflege arbeiten, haben einen anderen Blickwinkel als Medizinerinnen und Mediziner. Für Betroffene kann es daher eine gute Unterstützung sein, wenn die ärztliche von einer pflegerischen Expertise ergänzt wird.“
Vernetzung der regionalen Anlaufstellen
Auch die steirischen Mädchen- und Frauenberatungsstellen unterstützen Endometriose-Betroffene – in den Bezirken Leoben und Bruck-Mürzzuschlag ist die Frauen- und Mädchenberatungsstelle Obersteiermark-Ost der richtige Ansprechpartner. Beraterin Ulrike Fuchs erläutert: „Unsere Beratung steht grundsätzlich jeder Frau offen, man kann sich mit allen Themen an uns wenden. Endometriose wird oft erst im Zuge eines Beratungsgesprächs angesprochen und da zeigt sich, dass Frauen oft schon einen langen Leidensweg hinter sich haben. Umso wichtiger, dass das Thema in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen wird.“ Fuchs hofft auch, dass sich die Vernetzung unter den Anlaufstellen in der Region noch verstärkt.
Die Kontaktdaten-Übersicht auf www.gesund-informiert.at/endometriose ist ein wichtiger Schritt dazu.
Umfeld für die Erkrankung sensibilisieren
Eva Anderhuber-Tutsch, Leiterin der Selbsthilfegruppe für Frauen mit Endometriose in der Steiermark, setzt sich für die Vernetzung von Endometriose-Betroffenen ein. „Mir ist es ganz wichtig, offen mit der Erkrankung umzugehen und auch das Umfeld dafür zu sensibilisieren. Es macht nämlich einen großen Unterschied, ob ich als Betroffene offen sagen kann, dass ich Schmerzen habe und damit ernstgenommen werde oder ob das ‚nur‘ als Jammerei abgetan wird.“ Für Anderhuber-Tutsch ist der Austausch mit anderen Betroffenen sehr hilfreich – „wir tauschen uns über empfehlenswerte Versorgungsangebote und viele andere Themen aus, die uns beschäftigen.“
Auf Instagram ist die Selbsthilfegruppe unter @endoheroes.stmk zu finden.
Mit der richtigen Ernährung Symptome lindern
Endometriose ist eine chronische Entzündungskrankheit. Eine pflanzenbasierte, ausgewogene Ernährung kann helfen, Entzündungen zu reduzieren, bestätigt Diätologin Julia Maierhofer aus Kapfenberg (www.nahrungsvoll.at). Sie betreut schwerpunktmäßig Kinder, Jugendliche und Frauen (u.a. auch Endometriose-Betroffene). „Die Ernährung kann eine wichtige Unterstützung für Betroffene sein. Es gibt Hinweise, dass Omega3-Fettsäuren in Nüssen, Fischen und hochwertige pflanzlichen Ölen wie Raps- oder Leinöl Entzündungen reduzieren können. Ebenso Antioxidantien in Obst und Gemüse. Wichtig ist aber, dass Lebensmittel nicht in ‚gut und böse‘ eingeteilt werden. Auch die Schokolade darf dabei sein – die Dosis ist das Entscheidende.“ In ihren Beratungen unterstützt Maierhofer die Klientinnen und Klienten daher dabei, eine umsetzbare und lebbare Ernährungsform zu finden. „Die Ernährung muss zum Alltag der Frau passen. Ganz wichtig ist dabei die Mahlzeitenstruktur und die richtige Kombination von Lebensmitteln. Fallweise können auch Supplemente, etwa Vitamin D, unterstützen.“
Im Rahmen von GEMEINSAM G’SUND GENIESSEN haben einkommensschwache Steirer*innen die Möglichkeit, kostenlose Ernährungsberatungen in Anspruch zu nehmen, siehe
Bei der Suche nach Diätolog*innen bieten folgende Datenbanken Unterstützung: