Versorgung im Bereich Essstörungen wird ausgebaut

Die Zahl der Betroffenen steigt. In der Steiermark wurden in den letzten Monaten daher neue Angebote für Prävention und Sensibilisierung. Auch die stationäre Versorgung soll künftig ausgebaut werden.

Schätzungen zufolge erkranken rund 200.000 Menschen in Österreich im Laufe ihres Lebens an einer Essstörung. In den letzten Jahren ist die Zahl der Betroffenen gestiegen. Umso wichtiger daher auch die Weiterentwicklung der Versorgungsangebote.

„DeESSkalation – Gemeinsam gegen Essstörungen“

Eines der Projekte, das vom Gesundheitsfonds Steiermark im Bereich Essstörungen bzw. Mädchen- und Frauengesundheit seit Herbst 2024 gefördert wird, ist „DeESSkalation – Gemeinsam gegen Essstörungen“. Das Projekt wird von Leli Tageszentrum für Menschen mit Essstörungen umgesetzt und zielt darauf ab, Essstörungen zu entstigmatisieren und die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren.

Fortbildungen richten sich vorwiegend an das professionelle Helfernetzwerk (Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen, Psycholog*innen, Pädagog*innen, Sozialarbeiter*innen, Diätolog*innen etc.). Diese Personen können Essstörungen frühzeitig erkennen und dazu beitragen, dass möglichst frühzeitig Hilfe in Anspruch genommen wird. Im letzten Jahr wurden 24 Fortbildungen und Vorträge umgesetzt, um Fachkräfte zu sensibilisieren sowie Unsicherheiten und Ängste abzubauen. Auch Informationsvermittlung rund um das Thema Essstörungen für die breite Bevölkerung ist ein Projektziel. Das LeLi-Team hat u. a. Broschüren für Betroffene und Angehörige erarbeitet, die künftig auch online verfügbar sein werden.

Eine weitere Maßnahme im Rahmen des Projekts war die „Peer Group“: Dabei haben sich ehemals Betroffene, die auf ihrem Genesungsweg schon weit fortgeschritten sind, mit aktuell Betroffenen regelmäßig ausgetauscht. Nähere Informationen zu LeLi …

Essstörungen

Essstörungen sind für die Betroffenen und ihr Umfeld eine große Belastung. Umso wichtiger sind daher gezielte Angebote, um Betroffene und Angehörige zu unterstützen.
(Credit: martin-dm/iStock)

Workshops für Volksschulen: Erfolgreiches Projekt ab 2024/25 im Regelbetrieb

Auch setzt VIVID – Fachstelle für Suchtprävention – erfolgreich ein Projekt im Auftrag des Gesundheitsfonds zum Thema Essstörungen um. Das Projekt nennt sich „Mich und meinen Körper mögen“ und beinhaltet Workshops an Volksschulen. Aufgrund des großen Bedarfs und der positiven Rückmeldungen zu den Workshops in 33 Klassen steiermarkweit im Schuljahr 2023/2024 wird das Angebot mit dem Schuljahr 2024/25 in den Regelbetrieb von VIVID aufgenommen.
Mit den Volksschul-Workshops von „Mich und meinen Körper mögen“ werden bereits im Kindesalter Einstellungen und Gedanken zum Essen reflektiert. Schüler*innen werden für unrealistische Körperdarstellungen sensibilisiert und auch der Einfluss von Medien ist dabei Thema. Die Schüler*innen lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen, da Essen und Gefühle oft eng miteinander verknüpft sind. Essen soll nicht eingesetzt werden, um Emotionen zu regulieren oder Zuwendung zu ersetzen. Nähere Infos zum Projekt …

Angebote für Menschen mit Essstörungen deutlich ausbauen

Aufgrund des gestiegenen Bedarfs an Versorgungsangeboten im Bereich Essstörungen hat der Gesundheitsfonds Steiermark ein Versorgungskonzept erarbeitet, das in der Sitzung der Gesundheitsplattform im Juni 2024 beschlossen wurde. Das Konzept fokussiert auf niederschwellige, koordinierte und patientenorientierte Versorgung (Clearingfunktion als zentraler Erstkontakt, Case Management in den Kompetenzzentren sowie Hometreatment). Die Versorgungskapazitäten sollen ausgebaut und weiter verbessert werden.

Gemeinsam mit den ambulanten Angeboten sollen die flächendeckend etablierten und multiprofessionell besetzten Standorte der Psychosozialen Dienste Steiermark als Kompetenzzentren die ambulante Versorgung signifikant stärken und helfen, schwere Erkrankungen zu vermeiden. Dies geschieht in enger Kooperation mit dem erweiterten Kompetenznetzwerk im niedergelassenen Bereich, welche Psychiater*innen, Psycholog*innen Psychotherapeut*innen, Diätolog*innen und die Suchtberatungsstellen umfassen.

Patient*innen sollen bereits im Frühstadium ambulant und ggf. tagesklinisch so gut versorgt werden, dass nur mehr in Ausnahmefällen stationär behandelt werden muss.

Folgende Erweiterungen werden angeregt:

  • Am LKH-Univ. Klinikum Graz: ca. zwei Hochakutbetten mit intensivierter Betreuung (durchgängige Behandlungsmitwirkung von Internist*innen ggf. auch auf Intensivstation)
  • LKH Graz II: bis zu zehn Akutbetten mit zusätzlichen Dienstposten (1 VZÄ Diätologie, 0,5 VZÄ Psychologie) auf der Therapiestation der Abt. für Psychiatrie und Psychotherapie 1 sowie bis zu zwei geschützte Akutbetten auf der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie 3.
  • Finanzierung von bis zu neun Plätzen für stationäre Langzeittherapie
  • 27,4 Vollzeitäquivalente für interdisziplinäre Essstörungsbehandlung in den neu zu etablierenden Kompetenzzentren (Psychosoziale Dienste und ambulante Spezialeinrichtungen)
  • Ausbau der klinischen Ambulanz im LKH Graz II (Erwachsenenpsychiatrie) mit Etablierung einer zentralen Anlaufstelle für das Assessment von Essstörungspatient*innen mit 0,25 VZÄ zusätzlichen fachärztlichen Ressourcen.
  • Kapazitätsausbau der selbständigen Fachexpert*innen.

Beschlossen wurde, das Versorgungskonzept Essstörungen ist in der Konzeption des RSG-St 2030 zu berücksichtigen.

Aktuelle Zahlen zu Essstörungen in der Steiermark

Im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung hat der Gesundheitsfonds Steiermark im Frühjahr 2024 Daten zu Essstörungen veröffentlicht. Diese zeigen, dass in der Steiermark im Jahr 2022 236 Krankenhausaufenthalte von Patient*innen ab 10 Jahren mit einer Essstörung als Hauptdiagnose gezählt. Dies entspricht elf Prozent der stationären Aufenthalte aufgrund einer Diagnose im Bereich der Psychischen und Verhaltensstörungen. Fast alle Patient*innen (94 Prozent) waren weiblich.

505 Personen wurden im Jahr 2022 in einer ambulanten Suchthilfeeinrichtung aufgrund des Hauptbetreuungsschwerpunktes Essstörungen betreut, auch davon fast alle weiblich.

Neben dem LeLi-Tageszentrum für Menschen mit Essstörungen waren 2022 die Einrichtungen b.a.s., Drogenberatung Steiermark, PSN Liezen und die Suchtberatung Obersteiermark mit der Betreuung von Klient*innen mit Essstörungen befasst.

Nähere Informationen und weitere Hard Facts zum Thema Essstörungen …