Steirischer Qualitätspreis Gesundheit – „SALUS“ 2018
Alle Interessierten dürfen sich in diesem Jahr über den Qualitätspreis freuen, denn auch heuer wird der „SALUS“ an ein Team oder eine Organisation vergeben, die im Rahmen von Initiativen, Projekten oder Aktivitäten zur Verbesserung der Qualität in einer der drei folgenden Kategorien beitragen:
- Gesundheitsversorgung
- Gesundheitsförderung
- Frauengesundheit (Themen-„SALUS“ 2018)
In ihrer Keynote unter dem Titel „Zusammenreißen. Gesund sein“ erklärte die Autorin und Journalistin Elfriede Hammerl: „Im öffentlichen Diskurs hat sich mittlerweile die Ansicht etabliert, dass Gesundheit nahezu ausschließlich vom individuellen Wohl- oder Fehlverhalten der einzelnen Person abhänge. Mit anderen Worten: dass Gesundheit machbar und Krankheit selbst verschuldet sei. Diese Ansicht ist gefährlich, weil sie zu einer Entsolidarisierung und zur Privatisierung von Lebensrisiken führt. Gesundheit hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Ein gesunder Lebensstil gehört dazu, aber auch darauf hat der einzelne Mensch nur begrenzten Einfluss. Wer will, dass Menschen gesund leben, muss dafür sorgen, dass sie eine gesicherte Existenz haben, die Möglichkeit zur Regeneration und Zukunftsaussichten, die hoffnungsvoll stimmen.“
Für Gesundheitslandesrat Christopher Drexler ist die Auszeichnung eine Form der besonderen Wertschätzung: „Die für den Steirischen Qualitätspreis Gesundheit eingereichten Projekte von unterschiedlichsten Organisationen unterstreichen die Vielfalt und die Klasse der Leistungen im Gesundheitsbereich. Wir zeichnen innovative und erfolgreiche Aktivitäten aus, um auch die Verantwortlichen vor den Vorhang zu holen, die einen wesentlichen Beitrag zu weiteren Verbesserungen im steirischen Gesundheitswesen leisten. Durch ihre Arbeit kommen wir unserem Ziel, den Steirerinnen und Steirern die beste und qualitativ hochwertigste Versorgung anbieten zu können, noch ein Stück näher“.
Für den Obmann der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse, Josef Harb, steht außer Zweifel: „Wenn es um bestmögliche Qualität in der Gesundheitsversorgung geht, darf es keine Kompromisse geben – das sind wir den Menschen in der Steiermark einfach schuldig. Die SALUS-Verleihung ist ein sichtbares Zeichen der Anerkennung für alle, die sich um die hohe Qualität des steirischen Gesundheitswesens Tag für Tag verdient machen. Freilich: Wie weit sich dieses hohe Level für die 970.000 Versicherten der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse noch gewährleisten lässt, wenn künftig alle relevanten Entscheidungen über regionale Gesundheitsaktivitäten zentral in Wien fallen, steht in den Sternen.“
Kurzinformationen zu den Gewinner-Projekten
Kategorie Gesundheitsversorgung:
„Strukturierte Tumorboardanmeldung für alle steirischen KAGes-Brustzentren“ – CCC Graz
Das Projekt wurde im Comprehensive Cancer Center (Krebszentrum) Graz – CCC Graz, einer gemeinsamen Einrichtung der MedUni Graz und des LKH Univ.-Klinikum Graz, interdisziplinär mit ExpertInnen aus dem klinischen und dem EDV-Bereich entwickelt.
Das CCC Graz hat sich als Zentrum für Krebserkrankungen zur Aufgabe gemacht, die Betreuung der KrebspatientInnen im Einzugsgebiet der Steiermark zu optimieren. Im CCC Graz arbeiten alle Universitätskliniken, Abteilungen und Institute, die sich mit der Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen befassen, eng zusammen. In regelmäßigen Abständen finden die gesetzlich vorgeschriebenen Tumorboards (TBs) statt. Diese interdisziplinären TBs bieten VertreterInnen verschiedener Fachdisziplinen den Raum, Tumorfälle zu besprechen und konkrete, individuelle, diagnostische und therapeutische Empfehlungen für die vorgestellten PatientInnen abzustimmen, um den optimalen Therapieplan den PatientInnen mit Neuerkrankung vorzuschlagen.
In allen TBs der Stmk. KAGes erfolgte bislang eine nur nach Hauptinformationen gegliederte Anmeldung, in denen textuelle Beschreibungen eingefügt wurden. Somit war es dem/der Anmeldenden überlassen, wieviel und welche Information zur Anmeldung einer Patientin/ eines Patienten für ein TB angegeben wird. Das hieß, dass es bei der bisherigen Anmeldung zahlreiche Möglichkeiten gab, PatientInnen mit nicht ausreichender Information anzumelden und dadurch notwendige Therapievorschläge nicht besprochen werden konnten.
Ziel war es daher, eine bestmögliche Information zur Besprechung von Fällen im TB zu gewährleisten, um Effizienz zu erreichen aber vor allem unnötige Wartezeiten für die PatientInnen zu verhindern. Dies konnte durch die Einführung von Pflichtfeldern mit definierten Drop-Down-Menüs und Checkboxen erreicht werden. Dadurch erlangt der Moderator/die Moderatorin die Sicherheit, dass alle notwendigen Daten zur TB-Besprechung vorhanden sind. Die Besprechung wird durch die übersichtliche Darstellung der Informationen, die immer in der gleichen Reihenfolge geschieht, effizienter. Dies führt auch dazu, dass keine PatientInnen mehr wegen fehlender Daten auf das nächste TB (1 x wöchentlich) verschoben werden müssen, wodurch wiederum mit der notwendigen Therapie, sofern der Therapievorschlag von den PatientInnen angenommen wird, schnellstmöglich begonnen werden kann.
Kategorie Gesundheitsförderung:
„Gesundheit hat kein Alter: Transfer Steiermark“ – Styria vitalis
Pflegeheime sind Arbeitswelt für das Personal, Lebenswelt für die BewohnerInnen, Freizeitwelt für ehrenamtlich Tätige und Familienwelt für Angehörige. Insofern ist die Langzeitpflege ein Setting, in dem diese unterschiedlichen Zielgruppen gut erreicht werden können und sich Gesundheitsförderung nachweislich lohnt.
Das hat nach dem Pilotprojekt in Wien das vom Fonds Gesundes Österreich, dem Gesundheitsressort des Landes und der STGKK geförderte Transferprojekt in fünf steirischen Pflegewohnheimen von Jänner 2015 bis Juni 2017 gezeigt: Es gelingt, die Kompetenz und Zufriedenheit des Personals zu erhöhen, den Pflegeaufwand zu reduzieren, um individuellere Zuwendung zu ermöglichen, Ehrenamtliche gut einzubeziehen und mit zufriedenen Angehörigen besser zu kooperieren. Das bedeutet mehr Wohlbefinden und Lebensqualität für alle.
Als multifunktionale Maßnahme schlechthin hat sich das Mobilitätsförderungsprogramm erwiesen. Es aktiviert BewohnerInnen, entlastet MitarbeiterInnen und generiert zufriedene Angehörige. Durch das Gütesiegel „Mobilität fördern“ ist die Erfolgsmaßnahme nun nachhaltig im Bereich der Pflege und Betreuung verankert. Dafür mitverantwortlich ist eine Gruppe landesweiter Akteure und Vernetzungspartner, die das Projekt im Transfer begleitet und zu seiner Verankerung beigetragen hat. Des Weiteren sichern GesundheitszirkelmoderatorInnen und das BGF-Gütesiegel die Nachhaltigkeit auf Ebene des Personals. Insgesamt also ein Praxisbeispiel für einen integrierten, settingorientierten Zugang, der durch systematisches, gemeinsames Gestalten den Mehrwert für alle sichert.
Kategorie Frauengesundheit:
„Frauengesundheitszentrum – beraten. begleiten. bewegen.“ – Frauengesundheitszentrum
„Frauengesundheitszentrum – beraten. begleiten. bewegen.“ – Frauengesundheitszentrum
Die Steiermark hat heuer seit genau 25 Jahren ein Frauengesundheitszentrum. Ausgehend von der Frauengesundheitsbewegung in den USA und Deutschland gaben engagierte Frauen aus Medizin, Gesundheitsförderung und Politik die Initialzündung für seine Eröffnung im Jahr 1993.
Seither versteht es sich als steirische Stimme für die Gesundheitsanliegen von Frauen, berät, unterstützt und beteiligt sie, arbeitet mit den Stakeholdern in der Steiermark sektorenübergreifend und interdisziplinär zusammen und tritt gemeinsam mit ihnen für frauen- und mädchengerechte Strukturen im Gesundheitswesen und in der Gesellschaft ein. Mit dem Frauengesundheitszentrum gibt es in der Steiermark eine Organisation, die zielgruppenspezifisch und strukturverändernd im Bereich Frauen- und Mädchengesundheit tätig ist.
Dies ist wesentlich, denn Geschlecht ist eine entscheidende Determinante von Gesundheit: Frauen und Männer unterscheiden sich hinsichtlich der Häufigkeit von Erkrankungen, der Symptome, der Wirkung von Medikamenten, im Umgang mit Gesundheit und Krankheit, der Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen. Die Arbeit des Frauengesundheitszentrums ist bedeutsam, weil es diese Faktoren aufzeigt, stärkende Angebote setzt und gesellschaftlichen Benachteiligungen von Frauen entgegenwirkt und damit ihre Gesundheit fördert.