Appetit auf Veränderung in der Betriebskantine?
Diesen hatte Stoelzle Oberglas im Frühjahr 2024. Seitdem hat sich viel getan: Das Angebot in Betriebskantine und Automaten ist deutlich bunter und gesundheitsförderlicher, es wurde ein zusätzlicher Koch angestellt und das ist noch längst nicht alles. Das Projekt wird im Rahmen von GEMEINSAM G’SUND GENIESSEN vom Gesundheitsfonds Steiermark gefördert.
Montag Pasta asciutta, Dienstag Grillteller und Mittwoch Hühnerfilet. Der Speiseplan im Betriebsrestaurant von Stoelzle Oberglas beinhaltete bis vor wenigen Monaten klassische Hausmannskost – und kaum Gemüse. „Wir haben schon länger mit dem Werksleiter überlegt, hier was zu machen und ein ausgewogeneres, gesünderes Essen anzubieten“, erzählt Personalleiterin Eva Kogelfranz. Im Frühjahr 2024 ist dann der Kontakt mit Diätologin Katrin Sattler entstanden und aus der Idee wurde ein konkretes Projekt, das im Rahmen von GEMEINSAM G’SUND GENIESSEN vom Gesundheitsfonds Steiermark seit Frühjahr 2024 noch bis Ende 2025 gefördert wird.
Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl: „Gesunde Ernährung beginnt dort, wo wir täglich essen – ob in Schulen, Kindergärten, Heimen oder Betrieben. Darum unterstützen wir Projekte wie bei Stoelzle Oberglas. Hier wird eindrucksvoll gezeigt, dass ausgewogenes Essen und Genuss kein Widerspruch sind. Wer in gesunde Gemeinschaftsverpflegung investiert, stärkt die Gesundheit der Menschen und schafft nachhaltigen Mehrwert für alle.“
Helmut Linhart, Bürgermeister von Köflach: „Eine ausgewogene und gesundheitsfördernde Ernährung spielt gerade in Großbetrieben und Großküchen eine wichtige Rolle und trägt wesentlich dazu bei, Übergewicht und ernährungsbedingte Erkrankungen vorzubeugen. Der Stadtgemeinde Köflach liegt dieses Thema besonders am Herzen: In der Volksschule, der Mittelschule sowie in den Kindergärten und Kinderkrippen wird täglich frisch gekocht – mit regionalen und hochwertigen Lebensmitteln sowie einem abwechslungsreichen, nährstoffreichen Speiseplan.“
Am Gruppenbild v.l. Gerlinde Rumpf und Hojas Karin (Küchenteam Stoelzle Oberglas), Lisa Bauer (Gesundheitsfonds Steiermark), Helmut Linhart (Bürgermeister von Köflach), Eva Kogelfranz (Personalleiterin Stoelzle Oberglas), Katrin Sattler (Diätologin)
© Gesundheitsfonds/Die Abbilderei
Ernährungsberaterin für Betriebskantine
Das Ziel bei Stoelzle Oberglas war keineswegs, den Mitarbeiter*innen gesundes Essen „aufzuzwingen“. „Wir haben uns bewusst eine Ernährungsberaterin mit ins Boot geholt, um Tipps zu bekommen, wie wir ein gesünderes Essen anbieten können, das bei den Mitarbeitenden auch ankommt“, betont Kogelfranz.
Das Projekt startete im Frühjahr 2024 mit dem Entwickeln eines Verpflegungsleitbilds. „Wir haben gemeinsam die Checklisten zu den steirischen Mindeststandards für Gemeinschaftsverpflegung ausgefüllt und daraus Evaluierungsmaßnahmen abgeleitet“, erzählt Diätologin Katrin Sattler, die das Projekt im Rahmen von GEMEINSAM G’SUND GENIESSEN begleitet. „Sofort nach dem ersten Termin hat das Küchenteam damit begonnen, eine zweite, vegetarische Menülinie zu entwickeln. Davor gab es nur ein Menü und das war meistens Fleisch.“
Die Menüs wurden weiterentwickelt, etwa die Fleischgerichte um eine Gemüsebeilage erweitert oder ein Salat als Beilage ergänzt, der im Menüpreis inkludiert ist. Bei Mehlspeisen, die auch selbst in der Kantine zubereitet werden, wurde Vollkorn eingebaut und der Zuckeranteil reduziert. Bei all dem steht aber im Mittelpunkt, dass es um mehr Vielfalt und Geschmack geht – nicht um das „Aufzwingen von Grünzeug“.
Am Speiseplan stehen nun beispielsweise
- Überbackenes Hühnerfilet mit Ofenkartoffel und Röstgemüse / Ofenkartoffel mit Sauerrahmdip und Röstgemüse
- Naturschnitzel vom Schwein mit Kroketten und Karottengemüse / Omelette mit Käse und Salat vom Buffet
Das gesündere Angebot wurde zum Einfacheren
Ein wichtiger Punkt war auch die Automatenverpflegung. Diese enthielten vor Projektstart primär Wurstsemmeln mit Mayonnaise und weitere deftige Jausen. „Hier haben wir mit sogenannten ‚Nudging-Maßnahmen‘ gearbeitet, also das gesündere Angebot zum Einfacheren gemacht“, erzählt Sattler. In jeder Weckerl-Variante ist ein kleiner Gemüse-Anteil dabei (Salatblatt, Gurkerl etc.), das Gebäck wurde durch Vollwert-Weckerl aufgewertet und die Mayonnaise ist, wenn angeboten, gesondert abgepackt.
Außerdem wurde mit neuen vegetarischen Alternativen experimentiert wie zum Beispiel der „Veggie Burger“ oder bunte Aufstriche wie Liptauer und Kräuteraufstrich. Es soll keine Verbote geben, jede*r kann selbst entscheiden, ob er*sie die gesünderen Angebote annimmt. Deshalb gibt es auch nach wie vor klassische Wurstsemmeln, allerdings in der Bückzone des Automaten und die gesundheitsförderlicheren Produkte sind auf Augenhöhe. „Das wird sehr gut angenommen“, freut sich Personalleiterin Kogelfranz. Der Umsatz ist mittlerweile sogar höher als davor.
Mitarbeiter*innengesundheit wird großgeschrieben
Das Kantinen-Team bei Stoelzle Oberglas wurde um einen zusätzlichen Koch erweitert. „Wir achten nun auch verstärkt darauf, dass wir mehr regionale und saisonale Produkte einsetzen, wodurch auch etwas höhere Kosten entstehen“, berichtet Kogelfranz. „Aber wir wollen einfach, dass die Mitarbeitenden eine ausgewogene Ernährung bekommen, weil sie ja harte Arbeit ausführen und deshalb haben wir gesagt, wir investieren da zusätzlich.“
Projekt läuft noch weiter
„Wir bleiben auch weiterhin am Thema dran und arbeiten gerade daran, Suppen für die Nachtschicht anzubieten, damit es auch in der Nacht ein warmes Speisenangebot gibt“, so Kogelfranz zu den künftigen Plänen. Auch eine Befragung unter den Mitarbeiter*innen wurde durchgeführt und das Feedback wird nun für die Weiterentwicklung des Speisenangebots genutzt.
Förderungsaktion 2025 für Gemeinschaftsverpflegung
Bis zu 4.170 Euro Förderung sind derzeit wieder möglich. Ansuchen können bis 30. September 2025 Schulen und Kindergärten, Heime sowie Betriebe, in denen Speisen angeboten werden. Mit den Fördermitteln werden die Checklisten zu den steirischen Mindeststandards gemeinsam mit Expert*innen bearbeitet, es kann auch ein Speiseplancheck durchgeführt werden. Auch Sachkosten können finanziert werden, z. B. ein Gemüsehochbeet oder regionales & saisonales Gemüse für die Jause.