Endometriose-Filmabend in Hart bei Graz

Am 12. Juni 2024 wurde zum Filmabend „nicht die regel“ nach St. Stefan ob Stainz geladen. Teil des Programms war auch eine Podiumsdiskussion zu den regionalen Versorgungsangeboten.

Die Veranstaltung war Teil der Bezirkstour zum Thema Endometriose. Diese wird vom Gesundheitsfonds Steiermark in Kooperation mit dem Dachverband der Steirischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen – und in Hart bei Graz mit dem Verein Weitblick – umgesetzt.

Gesundheitskompetenz stärken

Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl: „Je früher Endometriose erkannt wird, desto gezielter kann die Erkrankung behandelt werden. Mit unserer Bezirkstour sensibilisieren wir daher für die Erkrankung, stellen regionale Versorgungsangebote vor und erleichtern so den Weg zur richtigen Therapie. Um auch die Gesundheitskompetenz zu stärken, stellen wir auf www.gesund-informiert.at vertrauenswürdige Informationen und eine Übersicht an Anlaufstellen in den steirischen Regionen zur Verfügung.“

Endometriose Hart bei Graz

v.l. Michael Schenk (Kinderwunschinstitut), Eva Anderhuber-Tutsch (Selbsthilfegruppe), Monika Wölfler (Endometriosezentrum LKH Graz), Doris Puschitz und Birgit Schellnegger-Weinberger (Frauenberatungsstelle Weitblick), Alexandra Mayer (Diätologin)

© Gesundheitsfonds/Tanja Van Lonsperch

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„Speed is the name of the game”

Endometriose lässt sich anhand der Beschwerden und der Vorgeschichte der Betroffenen, in Kombination mit sonografischen Untersuchungen erkennen. „Endometriose geht meist mit einem Kinderwunsch einher, daher ist es oft mehr eine Management- als eine unmittelbare Behandlungsfrage“, so Gynäkologe Michael Schenk, Ärztlicher Leiter des Kinderwunschinstituts Schenk. Der Gynäkologe bringt es auf den Punkt: „Speed is the name of the game, wenn es um das Erfüllen eines Kinderwunsches geht.“ Es sei individuell mit den Betroffenen zu klären, ob man sich zuerst dem Kinderwunsch widmet und dann die Endometriose behandelt, beispielsweise durch eine Operation, oder umgekehrt. „Endometriose kann die Eierstöcke angreifen, was dann dazu führt, dass sich die Zahl der Eizellen reduziert – und damit die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden“, nennt Schenk ein Beispiel. Jedenfalls sei es wichtig, sich möglichst frühzeitig an Expert*innen zu wenden.

Endometriosezentrum als Spezialeinheit für komplexe Behandlungssituationen

Das Endometriosezentrum am LKH-Univ. Klinikum Graz bietet umfangreiche bildgebende Abklärung, Operationen und medikamentöse Behandlungen und hilft bei unerfülltem Kinderwunsch weiter. Dazu Leiterin Monika Wölfler: „Endometriose kann die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis reduzieren, muss es aber nicht. Jedes sechste Paar leidet an einem unerfüllten Kinderwunsch und die Ursachen müssen möglichst frühzeitig abgeklärt werden. Es gibt verschiedene, effektive Therapiemöglichkeiten Paare auf dem Weg zur Schwangerschaft zu unterstützen. Wenn die Endometriose stark ausgeprägt ist und Nachbarorgane wie Darm, Harnblase oder Harnleiter betrifft, ist eine präzise Diagnostik und interdisziplinäre Behandlungsplanung und gegebenenfalls Operation entscheidend, um langfristig die Gesundheit der betroffenen Frau zu erhalten und Beschwerden erfolgreich zu behandeln.“

Gesunde Ernährung – ohne Verbote

Selbst von Endometriose betroffen ist Diätologin Alexandra Mayer. „Seit der Operation haben sich meine Beschwerden deutlich verbessert und auch mit der Schwangerschaft hat es endlich geklappt“, freut sich die Mama eines Babys. Beruflich begleitet sie als Diätologin Endometriose-Betroffene und hat auch eine Fortbildung zu diesem Thema absolviert. „Gesunde und entzündungshemmende Ernährung kann dabei helfen, die Beschwerden zu lindern. Ganz wichtig dabei ist aber, dass Ernährung nicht zum Stressfaktor wird – das wäre kontraproduktiv“, so die Expertin. „Endometriose wird durch Stress nämlich verstärkt.“ Auch sei Ernährung etwas sehr Individuelles. „Jeder Mensch reagiert anders auf bestimmte Lebensmittel. Ich selbst habe etwas Hülsenfrüchte gar nicht vertragen. Blähungen sind leider generell bei Endometriose oft ein Thema.“ Unerlässlich ist laut Mayer auch der interdisziplinäre Zugang. „Zur Stressreduktion kann eine Psychotherapie helfen und natürlich ist auch die gynäkologische Begleitung wichtig.“

Bei der Suche nach Diätolog*innen bieten folgende Datenbanken Unterstützung:

Umfeld für die Erkrankung sensibilisieren

Eva Anderhuber-Tutsch, Leiterin der Selbsthilfegruppe für Frauen mit Endometriose in der Steiermark, setzt sich für die Vernetzung von Endometriose-Betroffenen ein. „Mir ist es ganz wichtig, offen mit der Erkrankung umzugehen und auch das Umfeld dafür zu sensibilisieren. Es macht nämlich einen großen Unterschied, ob ich als Betroffene offen sagen kann, dass ich Schmerzen habe und damit ernstgenommen werde oder ob das ‚nur‘ als Jammerei abgetan wird.“ Für Anderhuber-Tutsch ist der Austausch mit anderen Betroffenen sehr hilfreich – „wir tauschen uns über empfehlenswerte Versorgungsangebote und viele andere Themen aus, die uns beschäftigen.“

  • Auf Instagram ist die Selbsthilfegruppe unter @endoheroes.stmk zu finden.

Unterstützung in den Frauen- und Mädchenberatungsstellen

Birgit Schellnegger-Weinberger vom Verein Weitblick in Vasoldsberg: „An eine Frauen- und Mädchenberatungsstelle kann man sich mit jedem Thema und jedem Problem wenden. Wir sind ein Team aus Expertinnen mit juristischer und psychosozialer Ausbildung und decken viele Bereiche sehr gut ab. Zusätzlich sind wir mit sehr vielen anderen soziale Einrichtungen vernetzt und können bei Bedarf die Klientin an die richtige Fachinstitution andocken“, so die Geschäftsführerin der Mädchen- und Frauenberatungsstelle. „In den psychosozialen Beratungen, die wir anbieten, zeigt sich dann oft auch, dass Endometriose ein Thema ist. Viele Betroffene haben einen langen Leidensweg hinter sich.“ Das Angebot der Mädchen- und Frauenberatungsstellen ist kostenlos, eine telefonische Voranmeldung wird empfohlen.