Verbesserungen im medizinischen Angebot bringen Versorgung näher zu den Menschen
Die Steiermärkische Landesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt, die Gesundheitsversorgung für die Steirerinnen und Steirer sukzessive noch weiter zu verbessern. Gemeinsam mit den Partnern aus dem Gesundheitssystem wurden nun weitere Verbesserungen für die Akut- und Primärversorgung beschlossen: Neben der Einführung von ärztlichen Erstversorgern und unterstützenden Tele-Notärzten für Sanitäter bringt das Pilotprojekt Medmobil 1450 – Steiermark eine Nachtversorgung im niedergelassenen Bereich. Ein Online-Lotse schafft bessere Übersicht.
Mit fast 90 Rotkreuz-Dienststellen, 20 Notarzt-Stützpunkten und drei Notarzthubschraubern – zwei davon sind nachtflugtauglich und damit rund um die Uhr einsatzbereit – hat die Steiermark bereits eine sehr dichte Akutversorgung. Damit die entscheidende Ersthilfe in Zukunft noch weiter verbessert wird, hat die Landesregierung auf Antrag von Gesundheitslandesrat Dr. Karlheinz Kornhäusl zwei zusätzliche Säulen für die Notfallversorgung beschlossen.
Ärztliche Erstversorger als schnellster Weg zur Versorgung
Zum einen können sich Ärztinnen und Ärzte als Erstversorger (sogenannte ärztliche First-Responder) registrieren. Als solche werden sie via App durch die Leitstelle über medizinische Notfälle in ihrer Nähe alarmiert, sodass sie im Notfall schnell vor Ort sein und schnell helfen können. Damit können das umfassende Wissen und das Engagement der vielen steirischen Ärztinnen und Ärzte bestmöglich im Sinne der Bevölkerung genutzt werden.
Eine der Verbesserungen im Gesundheitssystem betrifft das Notarztwesen, das durch ärztliche First-Responder ergänzt wird.
© kaisersosa67/iStock
Zusätzlicher virtueller Notarztstützpunkt für die Steiermark
Eine weitere Ergänzung für die bestehende Notfallversorgung bilden Tele-Notärzte. Sie können von Notfallsanitätern in Rotkreuz-Einsatzfahrzeugen zugeschaltet werden, wenn sich während eines Einsatzes herausstellt, dass erweiterte Maßnahmen notwendig sind. Notfallsanitäter dürfen aufgrund ihrer erweiterten Ausbildung unter Anleitung des Tele-Notarztes etwa gewisse Medikamente verabreichen. Dafür stattet das Rote Kreuz seine Einsatzfahrzeuge mit Medikamenten-Taschen aus, die fortan von den Notfallsanitätern zum Einsatz gebracht werden können. Auch bei der Wahl des Ziel-Krankenhauses können Tele-Notärzte unterstützen, wenn zur bestmöglichen Behandlung des Patienten besondere Spezialisierungen erforderlich sind. Sowohl die ärztlichen Erstversorger als auch die Tele-Notärzte ersetzen in keinster Weise das bestehende System, sondern verstärken es! Insgesamt kann mit diesen beiden Maßnahmen die Rettungskette im Sinne der Patienten optimiert werden.
Medmobil 1450 – Steiermark
Eine Lücke in der Primärversorgung soll durch das neue Pilotprojekt Medmobil 1450 – Steiermark des steirischen Gesundheitsfonds geschlossen werden. Um Patienten bei Beschwerden außerhalb von Ordinationsöffnungszeiten, Visiten- und Bereitschaftsdiensten weite Wege zu ersparen und die Spitalsambulanzen in den Nachtstunden zu entlasten, wird in drei Pilotregionen (Leibnitz-Wildon, Bruck-Kindberg und Weiz-Gleisdorf) ein erweiterter Bereitschaftsdienst von Ärzten angeboten werden. Das Medmobil 1450 – Steiermark wird damit eine Versorgung in den Nachtstunden im niedergelassenen Bereich schaffen. Koordiniert wird dieser erweiterte Bereitschaftsdienst durch das Gesundheitstelefon 1450. Das entsprechende Konzept wurde nun in der steirischen Gesundheitsplattform vorgestellt. Der formale Beschluss erfolgt in den nächsten Tagen, danach werden alle technischen Voraussetzungen geschaffen, sodass das Medmobil 1450 – Steiermark ab Herbst zur Verfügung steht. Das Pilotprojekt wird vorerst auf sechs Monate befristet und laufend evaluiert.
Gemeinsam mit der ÖGK wurde zudem auch ein Paket verabschiedet, mit dem die Honorare für die bestehenden Bereitschafts- und Ordinationsdienste mit 1. September 2024 erhöht werden.
Online-Lotse
Um der Bevölkerung die Orientierung im vielfältigen Gesundheitsangebot zu erleichtern, wird zudem eine Online-Plattform erstellt, die alle Versorgungsangebote übersichtlich, nutzerfreundlich und mit Öffnungszeiten hinterlegt, darstellen soll. Von den Ordinationen und Gesundheitszentren, über Krankenhäuser und Apotheken bis hin zur psychosozialen Versorgung können sich die Steirerinnen und Steirer durch das breite Angeboten lotsen lassen.
Umsetzung noch heuer
Nach den erfolgten Beschlüssen wird in den nächsten Wochen gemeinsam mit allen Partnern im Gesundheitswesen mit Hochdruck an der Umsetzung dieser Maßnahmen gearbeitet. Die ärztlichen Erstversorger, die Tele-Notärzte, das Medmobil 1450 – Steiermark sowie der Online-Lotse werden den Steirerinnen und Steirern noch im heurigen Jahr zur Verfügung stehen.
Statements:
Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl: „Unser Ziel ist es, dass sich alle auf eines verlassen können: nämlich die bestmögliche Gesundheitsversorgung. Egal, wo jemand lebt, die Versorgung darf keinen Unterschied machen. Deshalb starten wir mit dem Medmobil 1450 – Steiermark ein Pilotprojekt und stärken mit den ärztlichen Erstversorgern und dem Tele-Notarzt die Notfallversorgung.″
Klubobmann Hannes Schwarz: „Mit den neuen Maßnahmen wie dem Medmobil 1450 – Steiermark, den ärztlichen Erstversorgern und den Tele-Notärzten setzen wir einen weiteren Fortschritt in der steirischen Gesundheitsversorgung um. Diese Initiativen gewährleisten, dass notwendige medizinische Unterstützung noch näher zu den Menschen gebracht wird. Ob es sich um alltägliche Gesundheitsfragen oder kritische Notfallversorgungen handelt – wir stellen sicher, dass alle Steirerinnen und Steirer schnell, kompetent und zuverlässig versorgt werden. Durch diese Maßnahmen stärken wir das Vertrauen in unser Gesundheitssystem und tragen maßgeblich zur Entlastung der Krankenhäuser bei. Unser Credo ist klar: Eine flächendeckende und bürgernahe Gesundheitsversorgung, die niemanden zurücklässt.″
Geschäftsführer Michael Koren (Gesundheitsfonds): „Wir wollen die bestmögliche Versorgung für die Steirerinnen und Steirer. Das Pilotprojekt Medmobil 1450 – Steiermark kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten.″
Präsident Michael Sacherer (Ärztekammer): „Im Notfall geht es um jede Sekunde! Als ärztliche Erstversorger können die steirischen Ärztinnen und Ärzte, die bei einem Notfall in der Nähe sind, umgehend Hilfe leisten. Das ist ein großer Nutzen für die steirische Bevölkerung.″
Präsident Siegfried Schrittwieser (Rotes Kreuz): „Durch die Einführung von Tele-Notärzten wird die notfallmedizinische Versorgung in der Steiermark gerade auch in entlegenen Regionen zusätzlich gestärkt. Gleichzeitig bietet der Tele-Notarzt unseren Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern wichtige Unterstützung bei kritischen Entscheidungen oder Handlungen. Es zeugt von der Innovationskraft des Roten Kreuzes in der Steiermark, dass wir federführend an der Entwicklung dieses Projekts beteiligt sind.″
Beispiele
Ärztliche Erstversorger: Eine Ärztin befindet sich mit Freunden im Auto auf dem Weg in den Urlaub. Sie hat sich als ärztliche Erstversorgerin registriert, sich in der App für diese Zeit als einsatzbereit angemeldet. Doch auf der Autobahn bildet sich ein Stau. Einige hundert Meter vor ihr war es zu einem Unfall gekommen. Zeugen reagieren vorbildhaft, wählen den Notruf 144 und informieren das Rote Kreuz, dass es Verletzte gibt. Die Rettungsleitstelle alarmiert parallel zum Notarzt über die App auch alle eingemeldeten und einsatzbereiten Ärzte in der Nähe des Unglücks. Die Ärztin kann nun in der App bestätigen, dass sie Hilfe leisten will. Sie hat für solche Notfälle ein Blaulicht in ihrem Auto und kann damit durch die gebildete Rettungsgasse zum Unfallort gelangen. Dort angekommen, kann sie als ärztliche Erstversorgerin den Verunglückten kompetent bis zum Eintreffen des Notarztes versorgen.
Tele-Notarzt: Ein Rotkreuz-Fahrzeug wird zu einem vermeintlich harmlosen Einsatz gerufen. Während der Erstversorgung durch einen Notfallsanitäter verschlechtert sich der Zustand des Patienten. Aufgrund ihrer Ausbildung wissen sie, dass es ärztliche Hilfe benötigt. Sie können nun mittels im Rettungswagen mitgeführten Mobiltelefon über eine spezielle Video-Telefonie-Software unmittelbar einen Notarzt zuschalten. Im Zusammenspiel mit dem Tele-Notarzt kann der Notfallsanitäter vor Ort etwa schmerzstillende Medikamente verabreichen. Sollte eine darüberhinausgehende ärztliche Behandlung notwendig sein, haben die Notfallsanitäter bis zum physischen Eintreffen eines nachalarmierten Notarztes ärztliche Unterstützung.
Medmobil 1450 – Steiermark: Gegen 23 Uhr sitzt ein Mann in seiner Wohnung vor dem TV-Gerät. Plötzlich tritt bei ihm eine starke Übelkeit auf und er muss erbrechen. Er ist verunsichert und möchte zur Beruhigung ärztlichen Rat. Er ruft beim Gesundheitstelefon 1450 an. Die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, die seinen Anruf bearbeitet, kann die Symptome nicht zuordnen. Anstatt den Patienten ans nächstgelegene Krankenhaus zu vermitteln, informiert sie den dienstbereiten Arzt vom Medmobil 1450 – Steiermark. Dieser macht sich umgehend auf den Weg zur Wohnung des Patienten und kann auch zu dieser späten Stunde noch eine abschließende Behandlung vornehmen, sodass der Mann beruhigt und ohne Sorge einschlafen kann.