Teledermatologie verkürzt Wartezeiten – nun auch steiermarkweit
Der steiermarkweite Roll-out des Teledermatologie-Projekts hat gestartet. Damit erhalten Patientinnen und Patienten in der ganzen Steiermark eine deutlich schnellere Behandlung für ihre Hautprobleme. 120 Ärztinnen und Ärzte in allen Bezirken nehmen am Projekt teil, mit dem in den letzten Jahren in Leibnitz und Liezen bereits über 4.000 Patientinnen und Patienten betreut werden konnten.
Teledermatologie ist ein Projekt, das seit 2020 bereits im Bezirk Liezen und seit 2022 im Bezirk Leibnitz umgesetzt wird. Bislang beteiligten sich 33 Hausärztinnen und -ärzte sowie vier Fachärztinnen und -ärzte am Projekt. Über 4.000 Patientinnen und Patienten konnten bereits behandelt werden.
Eine Kooperation zwischen Gesundheitsfonds Steiermark, der das Projekt finanziert, Österreichische Gesundheitskasse, Ärztekammer Steiermark, Medizinische Universität Graz und dem Unternehmen edermconsult ermöglicht nun einen deutlichen Ausbau. 120 Ärztinnen und Ärzte in allen Bezirken Steiermark werden das Teledermatologie-Angebot nun sukzessive für ihre Patientinnen und Patienten anbieten.
Patientenorientierte Versorgung mit Teledermatologie
„Mit der landesweiten Einführung der Teledermatologie schaffen wir einen entscheidenden Schritt in Richtung einer schnelleren und patientenorientierten Versorgung. Dieses Projekt zeigt, wie moderne Technologie genutzt werden kann, um die Wartezeiten deutlich zu verkürzen und die Qualität der Behandlung zu verbessern. Für Patientinnen und Patienten bedeutet das mehr Klarheit und Sicherheit – und für das Gesundheitssystem eine Entlastung, die uns hilft, Ressourcen gezielt dort einzusetzen, wo sie am dringendsten benötigt werden“, beschreibt Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl die „Gatekeeper-Funktion“ des Telemedizin-Projekts.

Teledermatologie ermöglicht Patientinnen und Patienten in der ganzen Steiermark eine schnellere Abklärung ihrer Hautprobleme.
© Werner Stieber
Zeitersparnis durch Televisite
Projektkoordinatorin Edith Arzberger, die in Liezen selbst als Dermatologin am Projekt mitarbeitet, erläutert die Funktionsweise: „Patientinnen und Patienten mit Hautproblemen suchen als erste Anlaufstelle üblicherweise ihre Hausärztinnen und Hausärzte auf. Diese schätzen ein, ob eine fachärztliche Vorstellung nötig ist. Wenn ja, wird nun keine Überweisung ausgestellt, sondern es wird eine sogenannte ‚Televisite‘ angelegt. Nach einer Einschulung auf korrekte Fotografie erhalten die mitwirkenden Hausärztinnen und Hausärzte ein Tablet mit einem speziellen auflichtmikroskopischen Aufsatz. Bei Hausvisiten ist es auch möglich, mit Handyfotos zu arbeiten, die später im Programm hochgeladen werden können. Die Bilder und Fragestellung werden dann verschlüsselt auf eine Onlineplattform hochgeladen und von den am Projekt teilnehmenden Dermatologinnen und Dermatologen analysiert. Bei Unklarheiten kann von der Chat-Funktion im Programm Gebrauch gemacht werden.“
Televisite durch die Vertrauensärztinnen und -ärzte
Arzberger betont, dass das Teledermatologie-Projekt eine Ergänzung zum bestehenden Überweisungssystem sein soll. „Die Patientenströme sollen sich nicht verändern. Das heißt wenn eine Patientin oder ein Patient bereits einen Hautarzt bzw. eine Hautärztin des Vertrauens hat, soll die ‚Televisite‘ auch durch diese Ärztin bzw. diesen Arzt durchgeführt werden, sofern sich diese am Projekt beteiligen.“ Arzberger sieht im Teledermatologie-Projekt auch eine Form der Triage, d.h. Patientinnen und Patienten die wirklich dringend einen persönlichen Termin bei Dermatologinnen und Dermatologen oder in der Klinik benötigen, erhalten diesen viel schneller.
In fast 90 Prozent kein weiterer Termin erforderlich
Die Auswertung der Patienten-Fragebögen zeigt, dass lediglich rund 14 Prozent der Patientinnen und Patienten, die mit ihrem Hautproblem zum Hausarzt bzw. der Hausärztin gehen, zusätzlich noch einen fachärztlichen Termin bzw. einen in der Klinik benötigen. Die allermeisten Fälle können direkt beim Hausarzt bzw. der Hausärztin mithilfe der teledermatologischen Unterstützung abgeschlossen werden.
Die Bilder, die die Hausärztinnen und Hausärzte auf die Plattform hochladen, werden innerhalb von zwei Werktagen von den Dermatologinnen und Dermatologen analysiert und die Antwort an die betreuende Hausärztin bzw. den Hausarzt. Für diese gibt es fünf Möglichkeiten:
- Keine Therapie erforderlich (rund 20 Prozent der Fälle)
- Therapie indiziert, Therapievorschlag wird von der Dermatologin bzw. dem Dermatologen an den behandelnden Hausarzt bzw. die Hausärztin übermittelt (rund 60 Prozent der Fälle)
- Normaltermin bei Dermatologinnen und Dermatologen binnen drei Monaten ist erforderlich (rund zehn Prozent der Fälle)
- dringender rascher Termin bei Dermatologinnen und Dermatologen ist erforderlich (rund drei Prozent der Fälle): „Hier ist gewährleistet, dass die Patientin oder der Patient auch binnen weniger Tage einen fachärztlichen Termin bekommt, wo es ansonsten oft monatelange Wartezeiten gibt“, so Arzberger.
- Termin in der Klinik ist erforderlich (rund ein Prozent der Fälle): „Auch hier bekommt der Patient bzw. die Patientin innerhalb weniger Tage einen Termin in der Klinik. Ich schicke den Fall über die verschlüsselte Onlineplattform weiter nach Graz an Prof. Rainer Hofmann-Wellenhof und sein Team. Hausarzt/-ärztin oder Patient/-in wird dann gleich direkt von der Klinik kontaktiert“, beschreibt Arzberger den Ablauf und den großen Mehrwert für die Patient*innen.
97 Prozent positives Feedback
Das Feedback der Patientinnen und Patienten, die in Liezen und Leibnitz bereits am Projekt teilgenommen haben, ist überwiegend positiv, 811 Fragebögen wurden ausgewertet. 91 Prozent waren aufgrund eines Hautproblems beim Hausarzt, 97 Prozent zeigten sich mit dem teledermatologischen Service zufrieden und 92 Prozent mit der Behandlung. Die größten Vorteile wurden in der Weg- und Zeitersparnis, der Behandlung über die Hausärztinnen und Hausärzte und der Reduktion unnötiger Arztbesuche gesehen.