Der persönliche Copilot für Operationen

Vor, während und nach einer Hüft-Operation soll der CoPilot-Gesundheit Patient*innen begleiten. Auch für viele andere operative Eingriffe ist er einsetzbar. Das eHealth-Projekt wird von der Medizinischen Universität Graz entwickelt und vom Gesundheitsfonds Steiermark gefördert.

Eine Operation – etwa an der Hüfte – ist kein alltägliches Ereignis. Für Patient*innen stellen sich viele Fragen. Wie kann ich mich auf die Operation vorbereiten? Welche Untersuchungen brauche ich davor? Wie funktioniert das mit der Reha? Der CoPilot-Gesundheit kennt die Antworten auf diese Fragen. „Die WebApp begleitet die Patientin bzw. den Patienten vor, während und nach der Operation“, verweist Projektleiter Gerald Sendlhofer von der Med Uni Graz auf die „Orientierung am Gesundheitspfad“, die der Copilot Gesundheit bietet. „Es geht dabei keineswegs darum, den Arzt oder die Ärztin zu ersetzen. Die App ist – wie der Name Copilot schon sagt – eine Unterstützung. Und sie fördert die Gesundheitskompetenz“, betont Sendlhofer, der das Qualitäts- und Risikomanagement am LKH-Univ. Klinikum Graz leitet.

Das Projekt CoPilot-Gesundheit (ursprünglicher Projekttitel war NeEDs) wird derzeit im Rahmen des Calls „Digital!Healthcare“ vom Gesundheitsfonds Steiermark gefördert.

Copilot Gesundheit (Sujetbild)

Wann soll ich mir Krücken organisieren? Wie schnell kann ich nach der Operation wieder Sport machen? Fragen wie diese beantwortet der CoPilot Gesundheit den Patient*innen.
© AndreyPopov / iStock

CoPilot-Gesundheit unterstützt im Alltag

Entwickelt hat die WebApp die Med Uni Graz gemeinsam mit dem IT-Partner Cantat. Für die nächsten Monate ist die klinische Studienphase geplant. Daran teilnehmen können Patient*innen, die für eine geplante Hüft-Operation vorgemerkt sind (auf freiwilliger Basis). Die Teilnehmer*innen erhalten einen personalisierten Login und bekommen dann schon Monate davor regelmäßig Informationen zur Vorbereitung auf die Operation. Etwa Anregungen, wie man das Gehen mit Krücken üben kann, wie man sich auf die Reha vorbereitet oder ob man in punkto Ernährung etwas Spezielles beachten muss. Auch anstehende Termine sind in der WebApp sichtbar. Kurz vor der Operation ist dann der OP-Aufklärungsbogen ein wichtiges Thema. Diesen erhält man im Vorfeld, um ihn in Ruhe durchzulesen und Fragen zu notieren, die man dann beim persönlichen Gespräch mit dem Arzt bzw. der Ärztin stellen kann. In Zukunft ist auch angedacht, dass Aufklärungsgespräche telemedizinisch erfolgen können. Gerade für Patient*innen mit weiten Anfahrtswegen und/oder eingeschränkter Mobilität ist das ein großer Vorteil. Nach der Operation unterstützt der CoPilot-Gesundheit den Heilungsweg. Die Patient*innen erhalten Empfehlungen zu Themen wie Bewegung, Physiotherapie etc.

Persönlicher Kontakt mit Betreuungsteam

Gamification-Elemente in der WebApp fördern die Motivation der Nutzer*innen. „Wenn der Nutzer bzw. die Nutzerin eine bestimmte Aufgabe erledigt hat, bekommt er ein Sternchen“, erläutert Sendlhofer. „Wenn wir sehen, dass eine Nutzerin bzw. ein Nutzer länger inaktiv war oder eine Aufgabe noch nicht erledigt hat, bekommt er eine Push-Nachricht von uns.“ In der Studienphase wird zwischen Patient*in und Entwicklungsteam kommuniziert, in Zukunft soll die Kommunikation dann direkt mit dem medizinischen Betreuungsteam bzw. einer Koordinatorin bzw. einem Koordinator laufen, ähnlich wie bei der eHealth-Anwendung HerzMobil für Herzschwäche-Patient*innen.

Für Patient*innen, die weniger digitalaffin sind, können sich auch Angehörige im Copilot-Gesundheit einloggen und mithilfe der Infos die Betroffenen unterstützen.

Viele verschiedene Einsatzmöglichkeiten

Hüftoperationen ist nur eine von mannigfaltigen Anwendungsbereichen des CoPilot-Gesundheit. Neben unterschiedlichen Operationen ist auch die Geburt ein Anwendungsfall für die eHealth-Anwendung (von der Schwangerschaft über die Geburt selbst und auch in der Zeit danach).

Mehrwert für alle Beteiligten

„Der CoPilot-Gesundheit soll für alle Seiten einen Mehrwert bringen. Für die Patientinnen und Patienten, aber auch für das medizinische Personal. Es macht einen großen Unterschied für das Team im Krankenhaus, ob der Patient bzw. die Patientin gut vorbereitet zur Operation kommt oder ob sich erst vor Ort zeigt, dass die Reha noch nicht beantragt ist und unklar ist, wer den Patienten bzw. die Patientin zuhause versorgt“, nennt Sendlhofer ein Beispiel.

Versorgungsqualität weiter steigern

Im deutschsprachigen Raum gibt es derzeit kein vergleichbares Produkt. Bis Ende 2025 soll ein Prototyp des CoPilot-Gesundheit vorliegen. Das Entwicklungsteam führt derzeit Gespräche mit Vertriebspartnern. Mit deren Hilfe soll die WebApp am Markt etabliert und die Versorgungsqualität für die Patient*innen durch eine weitere innovative eHealth-Lösung gesteigert werden.