„SALUS“-Auszeichnung für die besten Qualitätsprojekte im Gesundheitsbereich 2024 vergeben
Zum 15. Mal wurde am 24. Oktober 2024 der Steirische Qualitätspreis Gesundheit vergeben. Die Gewinnerprojekte: „ILVI“ von den Geriatrischen Gesundheitszentren Graz und ILVI sowie „gesund bleiben“ von den Lebenswelten der Barmherzigen Brüder. Auf das Potenzial von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen ging Keynoter Saban Ünlü ein.
Von Gesundheitskompetenz über Rehabilitation bis hin zu Essstörungen, von Bürokratieabbau bis hin zu neuen eHealth-Angeboten: Die 40 eingereichten Projekte zum Steirischen Qualitätspreis Gesundheit – „SALUS“ kamen aus unterschiedlichen Bereichen der Gesundheitsförderung und -versorgung. Allen gemeinsam ist, dass ihr erklärtes Ziel ist, die Qualität und die Sicherheit für die Patientinnen und Patienten zu verbessern. Der „SALUS“ rückt Menschen und Organisationen in den Vordergrund, die sich mit viel Engagement für eine noch bessere Qualität im Gesundheitswesen einsetzen. Am 24. Oktober 2024 wurden die diesjährigen Preisträger in der Alten Universität ausgezeichnet.
Die Siegerprojekte im Überblick (Details siehe unten):
- Kategorie Gesundheitsversorgung: „ILVI“ – Erfassung von Gesundheitsdaten mittels digitalem Helfer, eingereicht von Geriatrische Gesundheitszentren der Stadt Graz in Zusammenarbeit mit ILVI und zahlreichen Partner*innen
- Kategorie Gesundheitsförderung: „gesund bleiben“ – Ein Kurs für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung zur Förderung der Gesundheitskompetenz, eingereicht von Lebenswelten der Barmherzigen Brüder – Steiermark, Kainbach bei Graz
Die SALUS-Preisträger in den beiden Kategorien Gesundheitsförderung und Gesundheitsversorgung mit ÖGK-Landesstellenleiterin Andrea Hirschenberger (2. v. l.) und Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ganz rechts)
Credit: Gesundheitsfonds/Loske
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Schritt für Schritt zu einem besseren Gesundheitssystem
Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl: „Die Vielzahl an Einreichungen zeigt einmal mehr, dass wir in der Steiermark gemeinsam Schritt für Schritt an der Verbesserung unseres Gesundheitssystems arbeiten. Die ausgezeichneten Projekte sind hervorragende Beispiele dafür, wie wir im Gesundheitswesen Bürokratie reduzieren, Gesundheitsförderung stärken und mit eHealth-Lösungen neue Angebote schaffen. Ich möchte mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken, die sich mit ihrem Engagement tagtäglich für die Gesundheit der Steirerinnen und Steirer einsetzen.“
Landtagsabgeordneter Klaus Zenz: „Die ausgezeichneten Projekte, ob im Bereich der Gesundheitsförderung oder der Gesundheitsversorgung, verdeutlichen, dass sich die konsequente Förderung von Qualitätsmaßnahmen und Digitalisierung auszahlt. Sie geben uns Hoffnung und Zuversicht, dass wir auf dem richtigen Weg sind, ein effizientes, gerechtes und menschenorientiertes Gesundheitssystem zu schaffen.“
ÖGK-Landesstellenleiterin Andrea Hirschenberger: „Beim Steirischen Qualitätspreis Gesundheit SALUS geht es darum, jene Menschen vor den Vorhang zu holen, die innovative Ansätze verfolgen, um unser Gesundheitssystem stetig zu verbessern. Das ist gut und wichtig, denn das Wohl unserer Versicherten und damit deren bestmögliche Versorgung steht für uns als Österreichische Gesundheitskasse an erster Stelle. Es bedarf nicht nur einer stetigen Qualitätssicherung und Evaluierung der Standards in den Bereichen Gesundheitsförderung und -versorgung, sondern auch der Dokumentation und Präsentation neuer Ideen und Projekte, die auf breiterer Basis umsetzbar sind. Genau dafür sorgt der Qualitätspreis Gesundheit. Vielen Dank an alle beteiligten Akteure, Teams und Organisationen die Projekte eingereicht haben und herzlichen Glückwunsch an die Gewinner*innen!“
Künstliche Intelligenz als „junger Assistenzarzt“
„Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen“ war das Thema der Keynote von Saban Ünlü. Der Softwarearchitekt aus Nordrhein-Westfalen zeigte sich vom grundsätzlichen Potenzial der KI überzeugt, stellte aber klar: „Wir müssen uns die Arbeit mit KI so vorstellen, wie wenn wir uns mit einem jungen Assistenzarzt austauschen. Ein KI-Assistent kann Impulse und Ideen geben, aber niemals das Fachwissen eines gut ausgebildeten Menschen ersetzen.“ Speziell für den Gesundheitsbereich seien vertrauenswürdige Quellen unerlässlich. „Darin liegt auch der wesentliche Unterschied zu Tools wie ChatGPT, die über frei verfügbare Daten aus dem Internet trainiert werden.“ Ünlü gab Einblick in eine Wissensdatenbank für Qualitätssicherung im Gesundheitswesen, an der er im Rahmen eines Forschungsprojekts arbeitet. „Die Wissensdatenbank ist die Basis für einen KI-Assistenten, der dabei hilft, die Versorgungsqualität zu verbessern. Wir befüllen die Datenbank im ersten Schritt mit Regulatorien, danach folgen anonymisierte Patientendaten zu Fällen, in denen es Qualitätsprobleme gab. Der KI-Assistent soll dann bei der Analyse helfen, wie Fehler vermieden und Prozesse optimiert werden können.“ „Darüber hinaus wäre es möglich, durch die Orchestrierung verschiedener KI-Modelle die Zuverlässigkeit, den Datenschutz und die Risiken unberechtigter Zugriffe (durch Prompt Injection) zu vermeiden“. „Es ist ja ein bekanntes Phänomen, dass KI halluziniert, d.h. falsche Antworten liefert. Hier gibt es aber bereits erste Ansätze, diese Halluzinationen durch den gezielten Einsatz von Prompt Engineering zu erkennen und damit weitestgehend zu verhindern.“
„Wir dürfen nicht ‚verdummen‘“
Eine weitere mögliche Anwendung sieht Ünlü im Bereich der Medikamentenvergabe. „Wenn ich hier mit Bilderkennung arbeite, kann ich eine zusätzliche Sicherheitsstufe einbauen. Der KI-Assistent prüft dann zusätzlich zum Arzt oder zur Pflegekraft, ob es wirklich der richtige Patient in der richtigen Dosis ist, der dieses Medikament bekommt.“ Unerlässlich sei hier natürlich die genaue Protokollierung, um den KI-Einsatz nachvollziehbar zu machen – gerade auch für die Qualitätssicherung. Ünlü verschwieg auch nicht die Gefahren, die mit dem KI-Einsatz verbunden sind. „Die KI wird immer besser werden. Und damit ist auch die Gefahr verbunden, dass wir ihr blind vertrauen – und verlernen, selbst zu lernen. Es braucht aber Fachwissen, um die KI zu bewerten – heute und in Zukunft. Deshalb dürfen wir nicht ‚verdummen‘ und müssen die KI, vor allem im Rahmen der Routine, als Assistenzsystem sehen, das menschliches Fachwissen nicht ersetzen kann.“
In seiner Keynote ging Saban Ünlü auf die Potenziale von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen ein.
Credit: Gesundheitsfonds/Loske
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Details zu den „SALUS“-Preisträger*innen:
Gesundheitsförderung
GEWINNERPROJEKT: „gesund bleiben“ – Ein Kurs für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung zur Förderung der Gesundheitskompetenz
Preisträger: Lebenswelten der Barmherzigen Brüder – Steiermark, Kainbach bei Graz
Der Kurs „gesund bleiben“ fördert die Gesundheitskompetenz von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung. Teilnehmende erwerben grundlegendes und praxisnahes Wissen über Gesundheit und Krankheit sowie den Umgang mit Gesundheitsinformationen. Dies soll ihr Bewusstsein für die eigene Gesundheit stärken und sie dabei unterstützen, gesundheitsbewusste Entscheidungen zu treffen und in Gesundheitsfragen selbstbestimmter zu handeln. Letztendlich zielt der Kurs darauf ab, die individuelle Lebensweise der Teilnehmer*innen (z. B. Ernährung, Bewegung, Entspannung, Bewältigung von Krankheit) positiv zu beeinflussen.
FINALISTEN:
➜ „Drehscheibe Gesundheit“ – eingereicht vom Verein IKEMBA, Graz
Das Projekt stärkt die Autonomie von Menschen mit Migrationserfahrung, die als „schwer erreichbar“ gelten.
➜ „Co@ches“ – eingereicht von LOGO jugendmanagement GmbH, Graz
Das Projekt bringt Alt und Jung zusammen und fördert die digitale Gesundheitskompetenz sowohl von der jungen als insbesondere auch von der älteren Generation.
Gesundheitsversorgung
GEWINNERPROJEKT: „ILVI“ – Erfassung von Gesundheitsdaten mittels digitalem Helfer
Preisträger: Geriatrische Gesundheitszentren der Stadt Graz in Zusammenarbeit mit ILVI und zahlreichen Partner*innen
Je weniger Zeit in der Pflege für administrative Tätigkeiten genutzt werden muss, desto mehr Zeit bleibt für die Patient*innen. Genau hier setzt „ILVI“ an. Der digitale Helfer ist ein mobiles Datenerfassungssystem, das man sich wie ein Smartphone mit integrierten Code-Scanner vorstellen kann. So können Vitaldaten, wie Blutdruck, Wunddokumentation, etc. mit den jeweiligen Messgeräten gemessen und über Scan eines QR-Codes zur Patienten-/Bewohneridentifikation über Bluetooth in „ILVI“ eingespielt und über eine Schnittstelle an die Krankenakte übermittelt werden. Diese zeitnahe Dokumentation am Point of Care mit einem einfach und intuitiv zu bedienenden Gerät stellt eine große Qualitätsverbesserung dar.
FINALISTEN:
➜ „Aktion Antibiotika im Pflegewohnheim“ – eingereicht von der Med Uni Graz (Klinische Abteilung für Infektiologie) und Geriatrische Gesundheitszentren der Stadt Graz
Projektziel war, die Diagnostik und Verschreibungspraxis von Antibiotika bei Harnwegsinfektionen bei Bewohner*innen in Pflegewohnheimen noch weiter zu verbessern. Dazu wurden Leitlinien erstellt und Fortbildungen durchgeführt.
➜ „Digitale Prä- und OP-Checkliste“ – eingereicht von der KAGes und JOANNEUM
RESEARCH Health
Um mögliche Risiken bei chirurgischen Eingriffen zu senken, entwickelte die WHO 2008 die „Surgical Safety Checklist“ für das Briefing im Operationssaal. Die Prä-OP und OP-Checkliste wurde im Rahmen des Projekts digitalisiert, um die Patientensicherheit zu erhöhen, die Akzeptanz zu steigern und Arbeitsabläufe zu vereinfachen.
➜ „TEAMERGENCY – Hochfrequente, niedrigdosierte in-situ Team- und Notfalltrainings“ – eingereicht von der KAGes
Notfallmedizinische Fähigkeiten und Wissen müssen regelmäßig trainiert werden um im Ernstfall rasch und sicher abrufbar zu sein. Durch Trainings direkt am Arbeitsplatz, mit dem eigenen Team und dem eigenen Equipment trägt Teamergency in mehreren Dimensionen zur Qualitätsverbesserung bei.