Schmeckt gesunde Ernährung wirklich nicht?

Stimmt es, dass gesunde Ernährung teuer ist? Von wegen! Man(n) muss nur wissen, wie man sie umsetzt. „Nur“ das Fleisch durch Fleischersatzprodukte zu ersetzen, greift zu kurz – und schmeckt dann vielen tatsächlich nicht. Diätologin Maria Tropper und ihre Kolleg*innen helfen Steirer*innen dabei, gesunde Ernährung langfristig in den Alltag zu integrieren, Gewicht zu reduzieren und die Gesundheit deutlich zu verbessern. Studierende nutzen das Angebot von GEMEINSAM G’SUND GENIESSEN genauso wie Pensionist*innen. Einkommensschwachen Steirer*innen stehen die Ernährungsberatungen auch 2023 wieder kostenlos zur Verfügung.

Studien bestätigen, dass sozialökonomisch benachteiligte Menschen sich weniger gesund ernähren als Menschen mit höherem Bildungsgrad. Dadurch haben sozialökonomisch benachteiligte Menschen ein höheres Risiko von Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Umso wichtiger daher, alle Bevölkerungsgruppen bei einer gesunden Ernährung zu unterstützen, was auch eines der steirischen Gesundheitsziele ist.

Eine der Maßnahmen des Gesundheitsfonds Steiermark in diesem Bereich ist das Programm GEMEINSAM G’SUND GENIESSEN, über das kostenlose Ernährungsberatungen angeboten werden (Details siehe unten).

Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß: „Gesunde Ernährung soll für alle Menschen leistbar sein. Die kostenlosen Ernährungsberatungen richten sich daher speziell an Menschen mit geringem Einkommen und helfen dabei, mit genussvoller und ausgewogener Ernährung die Gesundheit zu verbessern.“

Weitere Tipps zum Thema gesund & günstig Kochen sind auch auf www.gemeinsam-geniessen.at zu finden.

kostenlose Ernährungsberatung

Eine Ernährungsberatung kann dabei helfen, gesunde Ernährung im Alltag umzusetzen (Credit: Gesundheitsfonds/Lunghammer).

Gesunde Ernährung: Ohne Fleisch wird man nicht satt?

Eine der Diätologinnen, die die kostenlosen Ernährungsberatungen in den steirischen Bezirken umsetzen, ist Maria Elisabeth Tropper in der Südoststeiermark und in Weiz. In den Beratungsgesprächen ist sie häufig mit Vorurteilen konfrontiert, etwa zum Thema Fleisch. „Der Glaubenssatz ‚ohne Fleisch wird man nicht satt‘ ist nach wie vor weit verbreitet“, bestätigt Tropper. „Die richtige Mahlzeitenzusammenstellung ist von großer Bedeutung. Wenn ich bei einem Menü wie beispielsweise gekochtem Rindfleisch mit Spinat und Kartoffeln das Rindfleisch weglasse, stimmt das auch tatsächlich“, nennt sie ein Beispiel. „Ohne Eiweißkomponente ist die Sättigung nicht langanhaltend. Deshalb ist es wichtig, statt dem Fleisch eine andere Eiweiß-Quelle wie Hülsenfrüchte (z. B. Bohnen, Linsen, Erbsen), Eier, Milchprodukte oder Fisch zu verwenden. Also in unserem Fall wäre das dann Spinat, Kartoffeln und Spiegeleier alternativ. Dann habe ich auch ohne Fleisch eine vollwertige Mahlzeit, von der ich satt werde.“

Extra kochen für die Kinder?

Wenn ein Familienmitglied seine Ernährung bewusster gestalten und verändern möchte, stößt das beim Rest der Familie immer wieder auf Skepsis. Häufig werden dann zwei Gerichte gekocht, damit alle zufrieden sind. Dazu Tropper: „Davon würde ich grundsätzlich abraten. Damit Essgewohnheiten nachhaltig verändert werden können, braucht es einerseits schmackhafte und attraktive Alternativen zu den gewohnten Speisen. Und andererseits lernen Kinder von Vorbildern. Wenn sie bei den Eltern sehen, dass ihnen gesundes Essen schmeckt und sie zum Ausprobieren motiviert werden, können sie langfristig ein günstiges Ernährungsverhalten entwickeln. Auch das gemeinsame Kochen fördert die Akzeptanz. Ganz wichtig sind dabei die richtigen Rezepte, die in den Beratungsgesprächen auch individuell besprochen werden.“

Pfiffige und leicht umsetzbare Rezeptideen für eine gesunde Ernährung

„Die typische Hausmannskost ist bei uns sehr fleischlastig und die vegetarischen Klassiker sind meist Süßspeisen wie Kaiserschmarrn oder Apfelstrudel. Richtig kombiniert können auch diese Speisen in ein vollwertiges Menü integriert werden. Viele Menschen sind ganz überrascht, wie viele Möglichkeiten zum vegetarischen Kochen es darüber hinaus noch gibt und nehmen die vielen Anregungen gerne und dankbar an“, erzählt Tropper aus ihrer Erfahrung.
Vom Käferbohnen-Chili über die Polentapizza und das Ofengemüse bis hin zur Linsenbolognese gibt es viele kreative Möglichkeiten. All diese Gerichte schmecken gut, sind einfach und gesund und kommen mit wenigen, günstigen Zutaten aus.

Gesunde Ernährung

Gesunde Ernährung: Alles eine Frage der richtigen Rezepte (Credit: Gesundheitsfonds/Lunghammer).

Langfristige Veränderung statt schneller Diäten

Egal ob man seine Ernährung aus gesundheitlichen Gründen verbessern oder ein gesundes Gewicht anstrebt: Wichtig ist es, langfristig dranzubleiben. Auch die kostenlosen Ernährungsberatungen können über einen längeren Zeitraum hinweg genutzt werden. Tropper erläutert den typischen Ablauf:

  • In einem Erstgespräch steht der allgemeine Gesundheitszustand des*der Klient*in (Vorerkrankungen, Medikamente, Blutwerte etc.) im Fokus. Auch der typische Tagesablauf, die übliche körperliche Aktivität und Ernährungsvorlieben werden besprochen (Beruf, mögliche Essenszeiten, Unverträglichkeiten etc.).
  • Gemeinsam wird dann ein Ziel festgelegt (z. B. Körpergewicht reduzieren, Blutfettwerte verbessern, Entzündungen reduzieren etc.) und Maßnahmen besprochen (z. B. Mahlzeitenzusammenstellung optimieren, Trinkmenge steigern, etc.)
  • Danach dokumentieren die Klient*innen ihre Ernährung (Ernährungstagebuch) und in den einzelnen Terminen wird das Tagebuch dann besprochen. So können die Ernährungsinterventionen sehr individuell gestaltet werden. „Die Klient*innen erhalten konkrete Speisenvorschläge. Wir suchen gemeinsam nach Alternativen für bisherige Essensgewohnheiten, etwa ein selbstgemachter Aufstrich statt einer fetten Wurst bei der Jause“, nennt Tropper Beispiele.
  • Über die Monate hinweg sind die Termine ein regelmäßiger „Motivations-Booster“ und dienen dazu, das gesunde Essen langfristig im Alltag zu verankern. Dabei zeigen sich deutliche Verbesserungen des Gesundheitszustandes.

Klient*innen bestätigen: Lebensqualität steigt deutlich

  • „Ich fühle mich wie neu geboren“, freut sich ein 59-jähriger Pensionist aus Weiz, der rund 30 Kilo an Gewicht verloren hat, seit er die Beratungen bei Maria Tropper in Anspruch nimmt. Er konnte durch gesündere Ernährung seinen Gesundheitszustand wesentlich verbessern. „Meine Leber hat sich gut erholt, ich muss nun gar keine Tabletten mehr nehmen. Frau Tropper hat so eine positive, sympathische Ausstrahlung, das ist total motivierend.“
  • Auch eine 61-jährige Pensionistin aus dem Bezirk Weiz bestätigt: „Meine Blutzuckerwerte und auch die Fettleber haben sich deutlich verbessert, ich habe insgesamt 20 Kilo abgenommen. Die Rezepte, die ich bekommen habe, haben mir sehr geholfen und die regelmäßigen Termine motivieren mich.“
  • Ein 20-jähriger Student aus dem Bezirk Südoststeiermark ergänzt: „Man hat zwischendurch schon mal einen Durchhänger, die Termine motivieren dann aber immer wieder. Ich esse jetzt viel weniger Fleisch und habe sehr viele Rezepte dafür bekommen. Das hilft mir sehr, dranzubleiben. Ohne Frau Tropper hätte ich das nicht geschafft.“

Über das Programm GEMEINSAM G’SUND GENIESSEN – daheim und unterwegs

Die im Gesundheitsfonds Steiermark angesiedelte Fach- und Koordinationsstelle Ernährung setzt unterschiedliche Maßnahmen um, um das Gesundheitsziel „mit Ernährung die Gesundheit der Steirer*innen zu verbessern“ zu erreichen. Auch das Programm GEMEINSAM G’SUND GENIESSEN – daheim und unterwegs zählt zu diesen Maßnahmen. Es wird im Auftrag des Gesundheitsfonds Steiermark von der FH JOANNEUM, Institut Diätologie, umgesetzt. Angeboten werden für einkommensschwache Steirer*innen kostenlose Ernährungsberatungen in ihrem Wohnbezirk außerhalb von Graz (bis zu fünf Beratungsstunden jährlich).

Zwölf Diätologinnen sind dazu im Einsatz (alle Bezirke außer Graz), im Jahr 2022 wurden rund 1.600 Beratungsstunden im Rahmen des Programms geleistet.