Wie gesund sind die steirischen Kinder und Jugendlichen?

Der Gesundheitsfonds Steiermark hat neue Daten zur Kinder- und Jugendgesundheit veröffentlicht. Diese sind eine wichtige Grundlage, um bedarfsgerechte Angebote und Projekte umzusetzen, die die Gesundheit der Jüngsten fördern.

Seit 2021 erfolgt die Gesundheitsberichterstattung in der Steiermark online auf www.gesundheitsbericht-steiermark.at. Die Website fasst sowohl die Basisdaten als auch Daten zu speziellen Themen wie Alkohol, suchthafte Internetnutzung und Mädchen- und Frauengesundheit zusammen. Das neueste dieser Themen ist die Kinder- und Jugendgesundheit, für die der Gesundheitsfonds Steiermark im Juni 2024 die Daten veröffentlicht hat. Dabei handelt es sich um den ersten Onlinebericht zur Kinder- und Jugendgesundheit in der Steiermark, der Ausgangsbasis für ein weiteres Monitoring im Zeitverlauf ist.

Datenbasis sind die HBSC (Health Behaviour in School‐aged Children)‐Studie, die größte europäische Kinder‐ und Jugendgesundheitsstudie, sowie die Lehrlingsgesundheitsstudie, die erstmals parallel zur HBSC-Befragung durchgeführt wurde.

Kindergesundheit

Der Kinder- und Jugendbericht zeigt auf, wie gesund die steirischen Kinder und Jugendlichen sind.
(Credit: Ridofranz/iStock)

Bestmögliche Gesundheitsversorgung

Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl: „Wir wollen die bestmögliche Gesundheitsversorgung für alle Steirerinnen und Steirer und die beginnt schon in jungen Jahren. Die neuen Daten zur Kinder- und Jugendgesundheit zeigen uns, wo wir ansetzen müssen, um unseren Jüngsten ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen. Genau das tun wir auch, in dem wir laufend neue Angebote schaffen, wie etwa die Kinder-Gesundheitszentren oder ‚Hometreatment‘ für psychische Erkrankungen.“

Klubobmann Hannes Schwarz: „Die psychische Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen darf keinesfalls vernachlässigt werden. Die hohen Anteile an Schülerinnen und Schülern, die von Angstgefühlen, Einsamkeit und Depressionen betroffen sind, fordern unser unmittelbares Handeln. Mit innovativen Projekten wie dem ‚Hometreatment‘ und den kinder- und jugendpsychiatrischen Beratungsstellen schaffen wir ein Umfeld, das Unterstützung und Sicherheit für junge Menschen bietet und deren psychisches Wohlbefinden stärkt.“

Subjektiver Gesundheitszustand

91 Prozent der Mädchen und Burschen in der 5. Schulstufe schätzen ihren Gesundheitszustand als ausgezeichnet oder gut ein. In der 11. Schulstufe sind dies nur mehr 72 Prozent. Generell schätzen Burschen ihren Gesundheitszustand besser ein als Mädchen und jüngere Kinder/Jugendliche besser als ältere. Beschwerden (z.B. Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Angstgefühle, etc.) werden von Älteren sowie insgesamt von Mädchen (sowohl Schülerinnen als auch Lehrlinge) häufiger genannt. Zu den Daten …

Gesundheitskompetenz von Kindern und Jugendlichen

63 Prozent der steirischen Schüler*innen der 9. Schulstufe verfügen über eine Gesundheitskompetenz, die im mittleren Bereich liegt. In der 11. Schulstufe sind es 66 Prozent. Auch bei den steirischen Lehrlingen sind es 66 Prozent. Eine hohe Gesundheitskompetenz haben nur 20 Prozent der Schüler*innen der 9. Schulstufe und 17 Prozent der Lehrlinge. Zu den Daten …

  • Speziell zur Förderung der Gesundheitskompetenz setzt der Gesundheitsfonds Steiermark im Rahmen von „Gesund informiert“ (gesund-informiert.at) ein ganzes Bündel an Maßnahmen um. Speziell an Jugendliche richtet sich „XUND UND DU“, das von LOGO jugendmanagement im Auftrag des Gesundheitsfonds umgesetzt wird. Das Projekt beinhaltet Workshops, Konferenzen, Fort- und Weiterbildungen etc.
  • die Jugendgesundheits-Coaches. Das sind Jugendliche, die in einer 3-tätigen Ausbildung erfahren, was Gesundheit überhaupt ist, wie man sie hegt und pflegt und welche gesundheitlichen Risiken es gibt. Dieses Wissen geben sie als „Peers“ an andere Jugendliche weiter. Bisher wurden bereits mehr als 135 Schüler*innen aus über 65 Schulen zu Jugendgesundheits-Coaches ausgebildet. Diese konnten mit ihrer Peer Arbeit mehr als 10.000 andere Kinder und Jugendliche erreichen.
  • Weitere Maßnahmen sind u. a. die EVI-Box (dabei werden evidenzbasierte und verlässliche Gesundheitsinformationen in Warteräumen von Kinderarztpraxen zur Verfügung gestellt) sowie das Projekt GET Interkult. Dabei handelt es sich um eine Materialbox für Pädagog*innen zum Thema „GET – Gesunde Entscheidungen treffen!“, die speziell für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund aufbereitet wurde.

Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

36 Prozent der Schülerinnen der 11. Schulstufe weisen ein erhöhtes Risiko für Depressionen auf. Generell geben Mädchen häufiger als Burschen an, sich subjektiv gestresst zu fühlen. Auch Mobbing ist ein Thema: Knapp 29 Prozent der Schüler*innen ab der 5. Schulstufe geben an, Mobbing erlebt zu haben. Das ist der höchste Wert aller Altersgruppen. Mit steigendem Alter nimmt der Anteil der gemobbten Schüler*innen ab.

Neu in der Befragung war der Indikator „Einsamkeit“. Hier hat die Befragung ergeben, dass sich 27 Prozent der Mädchen und 19,4 Prozent der Burschen aus der 11. Schulstufe ziemlich oft bzw. sehr oft einsam.

Zum Körperselbstbild zeigt sich, dass je nach Alter sich zwischen rund 55 Prozent bis 66 Prozent der steirischen Mädchen ein bisschen oder viel zu dick fühlen, bei den weiblichen Lehrlingen sind es 55 Prozent (Schüler und männliche Lehrlinge: zwischen 25 Prozent und rund 33 Prozent fühlen sich ein bisschen oder viel zu dick).

Zu den Daten …

Für die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen fördert der Gesundheitsfonds u. a.

  • an zehn Standorten kinder- und jugendpsychiatrische Beratungsstellen
  • Psychiatrische Betreuung zuhause für Kinder und Jugendliche: Das im Mai 2024 gestartete „Integrierte Hometreatment“ am LKH Graz II ist eine neue Betreuungsform, bei der Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen und ihre Familien im häuslichen Umfeld betreut werden. Kooperationspartner sind dabei die Psychosozialen Dienste Steiermark.
  • Ein neues Versorgungskonzept für den Bereich Essstörungen fließt in den nächsten Regionalen Strukturplan Gesundheit, den RSG-St 2030, mit ein. Mehr dazu …
  • Präventionsprojekte (Auswahl):
    • „Verrückt? Na und! – Seelisch fit in Schule und Ausbildung“ (ab der 11. Schulstufe) sowie „Unsere verrückten Familien“ – ein vergleichbares Format für das Grundschulalter
    • GO-ON Suizidprävention Steiermark setzt einen Schwerpunkt der Resilienzförderung und Suizidprävention an steirischen Schulen
    • Die AG Patenfamilien betreut Kinder aus Familien mit psychisch kranken Eltern(teilen)
    • Für den Bereich Suchtprävention setzt VIVID-Fachstelle für Suchtprävention ein breites Bündel an Maßnahmen für Kinder und Jugendliche um.
    • „Mich und meinen Körper mögen“: Prävention von Essstörungen an Volksschulen

Ernährung von Kindern und Jugendlichen

Mädchen konsumieren etwas häufiger als Burschen täglich oder mehrmals die Woche Obst und Gemüse. Der Zeitverlauf zeigt österreichweit steigende Anteile bei denen, die Gemüse konsumieren und bei Mädchen gleichbleibende bzw. bei Burschen steigende Anteile von denen, die Obst konsumieren. Allerdings: Auch der Süßigkeiten-Konsum ist hoch. 30 Prozent der Mädchen essen täglich Süßigkeiten. Bei den Burschen geben neun Prozent an, täglich Süßigkeiten zu essen. Rund 23 Prozent der Mädchen und 29 Prozent der Burschen in der 9. Schulstufe konsumieren an mindestens zwei Tagen pro Woche Energy Drinks.

Seit 2014 steigt der Anteil der übergewichtigen und adipösen Jugendlichen. 36 Prozent der steirischen Lehrlinge gelten als übergewichtig oder adipös, bei den Schüler*innen sind es je nach Schulstufe zwischen 18 und 23 Prozent. Zu den Daten …

Um Jugendliche möglichst früh Gelegenheit zu bieten, „auf den Geschmack gesunder Ernährung“ zu kommen, fördert der Gesundheitsfonds Steiermark zahlreiche Angebote:

  • 20 „Sei amol g’miasig“-Kochpartys (Gemüse-Kochkurse) in steirischen Jugendzentren im Jahr 2024
  • „GEMEINSAM G’SUND GENIESSEN“-Förderung für gesunde Gemeinschaftsverpflegung z. B. in Schulen, Kindergärten (ab 2025)
  • Instagramkanal „Sei amol g’miasig“
  • Gedruckte Unterlagen: Kinderkochbuch, Elternbroschüre, Sporternährungsunterlagen etc.
  • „GEMEINSAM G’SUND GENIESSEN – Unser Schulbuffet“ wird ab 2025 wieder fortgesetzt

Verhütung/Sexualität

In der 11. Schulstufe geben knapp 58 Prozent der Befragten an, ein Kondom beim letzten Geschlechtsverkehr verwendet zu haben, 62 Prozent gaben die Antibabypille. Zu den Daten …

Um Jugendlichen zwischen 13 und 19 Jahren niederschwellige Informations- und Beratungsangebote rund um das Thema sexuelle Gesundheit zur Verfügung zu stellen, setzt LOGO! Jugendmanagement im Auftrag des Gesundheitsfonds gerade eine Informationskampagne um.

Weitere Daten im Überblick:

Vorsorge: 86,56 Prozent der Geburtsjahrgänge 2016-2021 hatten 2022 alle drei Teilimpfungen der 6-fach-Impfung. 84,11 Prozent hatten beide MMR-Impfungen. 78,19 Prozent hatten die Rotaviren-Impfung. 88,39 Prozent hatten die Pneumokokkenimpfung. 34 Prozent der Geburtsjahrgänge 2007-2009 hatten die Meningokokken-Impfung.

Sterblichkeit: 68 Kinder und Jugendliche im Alter bis 21 Jahren verstarben im Jahr 2022 in der Steiermark. Die häufigsten Todesursachen waren Verletzungen und Vergiftungen (39,7 Prozent) und bösartige Neubildungen (13,7 Prozent). Im Zeitverlauf seit 2002 ist trotz jährlicher Schwankungen ein stetiger Rückgang der Zahl der Todesfälle in dieser Altersgruppe zu erkennen.

Gewalt: 2022 standen 309 gefährdete Kinder und Jugendliche in der Betreuung des Gewaltschutzzentrums. Im zeitlichen Verlauf betrachtet lagen die Jahre 2015-2020 deutlich unter diesem Wert. Jüngere Schüler*innen sind häufiger in Raufereien verwickelt als ältere, Burschen häufiger als Mädchen.

Suizid: 2022 wurden in der Steiermark 14 Suizide bei Kindern und Jugendlichen bis 21 Jahren verzeichnet. Diese betrafen vorrangig Burschen und junge Männer. Bis auf eine Spitze der Anzahl der Suizide im Jahr 2022 ist für die letzten Jahre ein eher gleichbleibender Trend im niedrigen einstelligen Bereich bei Suiziden in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen bis 21 Jahren zu sehen.

Das Projekt „GO ON Suizidprävention” setzt unterschiedliche Maßnahmen um, um Menschen zu stärken und zu bilden, bevor Suizidalität überhaupt entsteht. Im Rahmen von Vorträgen und Workshops wird zu enttabuisiert und weitreichendes Bewusstsein dafür und Wissen darüber geschaffen.