Rückenschmerzen gezielter behandeln

Der Hartberger Allgemeinmediziner Michel Schrittwieser bestätigt: Wenn alle Therapiestufen gut abgestimmt sind, lassen sich chronische Verläufe von Rückenschmerzen verhindern. Schrittwieser beteiligt sich am vom Gesundheitsfonds Steiermark finanzierten Rückenschmerz-Projekt, für das nun weitere Ärzt*innen im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld gesucht werden, um weitere Patient*innen betreuen zu können.

Rund 1,9 Millionen Österreicher*innen leiden unter chronischen Rückenschmerzen oder anderen Rückenleiden (Quelle: Österreichischen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation, ÖGPMR). Zwar sind Rückenschmerzen größtenteils harmlos und selbstlimitierend, bestätigt Michael Schrittwieser, Allgemeinmediziner in Hartberg. „Unter bestimmten Umständen kann es aber sein, dass rasches Handeln notwendig ist.“ Und vor allem: „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die medizinische Behandlung koordiniert und auf dem neuesten Stand der Wissenschaft abläuft, um einen chronischen Verlauf zu verhindern.“

Hartberg-Fürstenfeld als Pilotregion für Rückenschmerz-Projekt

Genau das ist das Ziel des vom Gesundheitsfonds Steiermark und der ÖGK Landesstelle Steiermark finanzierten Rückenschmerz-Projekts, für das der Bezirk Hartberg-Fürstenfeld die erste Pilotregion ist. Der Hartberger Allgemeinmediziner Michel Schrittwieser bestätigt: Wenn alle Therapiestufen gut abgestimmt sind, lassen sich chronische Verläufe von Rückenschmerzen verhindern sowie die Lebensqualität von Rückenschmerz-Patient*innen deutlich verbessern.

Abgestufte Versorgung

„Das Gesundheitssystem besteht aus vielen Elementen, vom Gesundheitstelefon 1450 über die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte bis hin zu den Krankenhäusern. Gerade bei chronischen Erkrankungen wie Rückenschmerzen ist eine gut abgestimmte Versorgung über alle Stufen hinweg besonders wichtig. Projekte wie das Rückenschmerz-Projekt in Hartberg zielen genau darauf ab, dass durch gute Koordination der Versorgungsstufen ein chronischer Verlauf der Erkrankung verhindert wird. Auch lernen die Patientinnen und Patienten, wie sie selbst durch kleine Veränderung im Alltag ihre Lebensqualität wesentlich verbessern können“, verweist Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß auf die Kombination aus integrierter Versorgung und Stärkung der Eigenverantwortung.

Rückenschmerz-Projekt (Sujetbild)

Um weitere Rückenschmerz-Patient*innen betreuen zu können, werden Hausärzt*innen im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld gesucht, die am Projekt teilnehmen möchten. Kontakt für Interessierte: [email protected] (Fotocredit: iStock/gilaxia).

Kommunikation über alle Therapiestufen hinweg

Allgemeinmediziner Schrittwieser erläutert den Ablauf des Projekts, das im Jahr 2020 im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld startete: „Der Rückenschmerz-Patient bzw. die Patientin wird wie üblich von mir untersucht, um spezielle Krankheitsbilder ausschließen zu können. Wenn er bzw. sie für das Projekt geeignet ist, wird er bzw. sie unmittelbar zu einem Termin mit allen erforderlichen Unterlagen bei Schmerzmediziner*innen im LKH Hartberg für ein sog. „Assessment“ (= detaillierte Diagnosestellung durch mehrere Berufsgruppen und Therapieempfehlung) angemeldet.“

Selbstverantwortung stärken

Das Besondere dabei ist die Abstimmung zwischen den unterschiedlichen Therapiestationen (z. B. Haus- und Fachärzt*innen, Therapeut*innen, etc.). Dazu Schrittwieser: „Die Kommunikation zwischen den verschiedenen Therapiestationen ist abgestimmt, weil jeder bzw. jede die wichtigen Informationen und medizinischen Zielen, welche mit dem Patienten bzw. der Patientin erarbeitet wurden, kennt. Zur Kommunikation zwischen den einzelnen Behandlern wurde ein eigenes IT-Tool entwickelt, welches auch für Patient*innen einsehbar ist. Die Selbstverantwortung wird durch eine einheitliche Therapielinie optimal gestärkt. Dass es funktioniert, zeigen Rückmeldungen der bereits teilnehmenden Patientinnen und Patienten“, freut sich der Mediziner.

Weitere Ärzt*innen für Rückenschmerz-Projekt gesucht!

In Hartberg-Fürstenfeld wurden im Rahmen des Projekts von den teilnehmenden Ärzt*innen bislang 27 Patient*innen betreut. Dazu Schrittwieser: „Ich empfinde das Projekt als tolle Ergänzung zur bereits bestehenden medizinischen Versorgung im niedergelassenen Bereich, da es die therapeutischen Kräfte bündelt und dadurch sehr effizient ist.“

Um auch darüber hinaus weitere Patient*innen betreuen zu können, werden Hausärzt*innen im Bezirk Hartberg gesucht, die am Projekt teilnehmen möchten. Kontakt für Interessierte: [email protected].

Abgestufte Versorgung mit mehreren Elementen

Basis für das Rückenschmerz-Projekt ist der im Jahr 2020 auf Bundesebene beschlossene Qualitätsstandard „Unspezifischer Rückenschmerz“, der eine abgestufte multidisziplinäre Versorgung vorsieht. Dieser wird in der Steiermark im Rahmen eines Pilotprojekts erprobt. Die Modelle:

  • Patienteneinschreibung in das Projekt bei dem*der Hausarzt*Hausärztin
  • multimodales Assessment mit Kurzinterventionen, welche durch Gesundheitsdiensteanbieter (GDA) aus dem LKH Hartberg erbracht werden
  • Schulungen der am Projekt teilnehmenden GDA
  • Entwicklung eines Kommunikationstools zwischen den behandelnden Ärzt*innen, Therapeut*innen und Patient*innen

Neben Hartberg wird Projekt auch in Graz umgesetzt

Zusätzlich zur Pilotregion Hartberg-Fürstenfeld wird das Projekt seit Juli 2022 auch in Graz umgesetzt (Krankenhaus der Elisabethinen und Gesundheitszentrum medius).