Mitgliederbereich
Initiative Patient*innensicherheit Steiermark
Willkommen im Mitgliederbereich der „Initiative Patient*innensicherheit Steiermark“. Auf dieser Seite finden Sie folgende Informationen & Materialien:
Best-Practice Beispiele
2022
Multiple Fehler bei Dispensierung oraler Medikamente
Fallbeschreibung (Was ist passiert?)
Bei der Kontrolle der Medikamente wurden innerhalb von 2 Wochen vermehrt Fehler bei den geschachtelten Medikamenten festgestellt. Es wurden zwei ACE-Hemmer verwechselt. Die „Blutdrucktabletten“ wurden bei einem Patienten//einer Patientin im Medikamentenschieber in „Nacht“ statt „Früh“ eingeschachtelt.
Bei einem Patienten//einer Patientin wurde die falsche Dosierung vom Blutdruckmedikament geschachtelt. Zwei Fehler wurden bei der Medikamentenausgabe mittels 4-Augen-Prinzip aufgedeckt, ein/e Patient*in erhielt das falsche Blutdruckmedikament und bemerkte dies selbst vor der Einnahme.
Ursachenanalyse (Warum ist es passiert?)
- Unruhe im Stationszimmer
- Mitarbeiter*innen werden immer wieder beim Dispensieren der Medikamente angesprochen, ständige Telefonanrufe, Patient*innenbetrieb.
- Medikamentenkontrolle (4-Augen-Prinzip) wurde auf dieser Station morgens bei der Medikamentenausgabe durchgeführt. (Zeitdruck/Patient*innenkontakt)
Erarbeitung von Lösungen und Umsetzung (Was wurde zur Problembeseitigung unternommen?)
- Die Medikamente werden zu Zeiten mit wenig Patient*innenbetrieb dispensiert.
- Ein Schild an der Tür „Bitte nicht stören, wir richten gerade Medikamente“
- Schaffung von Disziplin im Team, dass man während des Herrichtens der Medikamente nicht angesprochen wird, um die Konzentration nicht zu verlieren.
- 4-Augen-Prinzip wurde umgestellt, es werden die Medikamente am Tag nach dem Dispensieren durch eine andere Person kontrolliert.
Evaluierung (Wie werden bzw. wurden die gesetzten Maßnahmen überprüft?)
- Kontrolle in regelmäßigen Abständen durch das RM/QM in Form von Stichproben.
- Regelmäßige Nachfrage bezüglich Fehlerhäufigkeit auf der Station.
Notruf Hallenbad
Fallbeschreibung (Was ist passiert?)
Aufgrund eines konkreten Vorfalles im Bereich des Hallenbades (medizinischer Notfall im Wasser) wäre ein noch besseres Alarmierungssystem zu überdenken. Die Bergung und das gleichzeitige Absetzen des Notrufes, ist schwer bis gar nicht möglich. Alarmierung erfolgt bis jetzt per Telefon und einer Notrufnummer.
Ursachenanalyse (Warum ist es passiert?)
Es gab zwei mögliche Szenarien zu überdenken. Einerseits ein Notfall im Wasser in der Haupttherapiezeit (07.00 – 16.00 Uhr) und andererseits ein Notfall im Zuge des Trainings externer ehemaliger Patienten, welches einmal wöchentlich stattfindet.
Erarbeitung von Lösungen und Umsetzung (Was wurde zur Problembeseitigung unternommen?)
Es wurden zwei wasserfeste Rufhilfeglocken mit Funksender angeschafft und installiert. Einerseits für den Therapeuten oder die Therapeutin der/ die mit dem Patienten/ der Patientin im Rahmen der Einzeltherapie ins Wasser geht und andererseits auch für die Aufsichtsperson im Hallenbad im Rahmen des „freien Schwimmens“. Dadurch ist es nun möglich zu retten und gleichzeitig einen Notruf abzugeben.
Weiter wird eine Gesamtliste von ehemaligen Patient*innen, die am wöchentlichen Training außerhalb der Therapiezeiten teilnehmen, von den zuständigen Therapeut*innen erstellt (Name, Adresse und Kontaktperson mit Telefonnummer). Jede Woche müssen alle Teilnehmer*innen ihre Anwesenheit in einer Liste beim Portier bestätigen. Dadurch ist es auch möglich, bei einem medizinischen Zwischenfall, eine Kontaktperson darüber zu informieren. Bei den stationären Patient*innen ist diese Kontaktperson im KIS vermerkt.
Evaluierung (Wie werden bzw. wurden die gesetzten Maßnahmen überprüft?)
Regelmäßige Kontrolle der Notfall-Rufhilfe im Hallenbad. Sonst ist keine systematische Evaluation geplant.
Medikamentenkühlschrank über Feiertag ausgesteckt
Fallbeschreibung (Was ist passiert?)
Ein Medikamentenkühlschrank wurde irrtümlich, anstatt eines anderen Gerätes, über Silvester ausgesteckt.
Normalerweise sollte bei einer entsprechenden Stromunterbrechung das Alarmsystem anschlagen. Es erfolgt eine automatische Verständigung einer Gruppe definierter Personen, in diesem Fall die Mitarbeiter*in der Haustechnik und der Rezeption. Somit könnte die Störung innerhalb von Minuten behoben bzw. auf eine andere Versorgung ausgewichen werden. Leider hat keines dieser Notsysteme angeschlagen und die Temperatur des Kühlschrankes betrug am 03.1.2022 +25 Grad Celsius.
Ursachenanalyse (Warum ist es passiert?)
Ursache 1: human factor: Verwechslung der Kabel beim Ausstecken (falsches Gerät ausgesteckt)
Ursache 2: human factor: Im Serverraum waren die zum Alarmserver führenden, roten Anschlusskabel irrtümlich abgesteckt worden.
Ursache 3: Fehlende Kommunikation/Information der Bedeutung rote Kabel (sind ausschließlich der Telefonie zugeordnet und dürfen nicht durch andere Kabel ausgetauscht werden)
Anm: Eine mögliche Verwechslung durch gleichlautende Beschriftungen in unterschiedlichen Serverräumen ist definitiv auszuschließen, da jede Anschlussmöglichkeit eindeutig zugeordnet werden kann.
Erarbeitung von Lösungen und Umsetzung (Was wurde zur Problembeseitigung unternommen?)
Sofortmaßnahme betroffener Bereich: Information Haustechnik, Austausch / Ersatz der Medikamente bei Apotheke angefordert.
Sofortmaßnahme Haustechnik: Information IT-Leitung und Verwaltungsdirektion durch Haustechnik.
Lösung 1: Beschriftung Anschlusskabel Kühlschränke
Lösung 3: Kommunikation/Information Bedeutung roter Kabelanschlüsse bei Eintritt neuer Mitarbeiter*innen
Evaluierung (Wie werden bzw. wurden die gesetzten Maßnahmen überprüft?)
Überprüfung der Beschriftung des Kühlschrank-Kabels.
Medikament (Suppositorium) für Babys nicht in richtiger Dosierung vorhanden
Fallbeschreibung (Was ist passiert?)
Ein Baby kommt mit der Mutter im Arm wegen eines Fieberkrampfes. Es waren lt. diensthabender OÄ die richtigen Medikamente nicht in der Klinik verfügbar. Es wurde die Station angerufen, die hatten die notwendigen Medikamente auch nicht. Auch in der Ambulanz waren sie nicht vorhanden. In der Apotheke konnte die Mitarbeiterin/der Mitarbeiter die lt. Krankenhaus Informationssystem gelagerten Medikamente nicht finden. Letztendlich mussten vorhandene Suppositorien mit einer höheren Dosierung halbiert werden und das Baby mit der Mutter mit Rettung in ein anderes Krankenhaus weitervermittelt werden.
Ursachenanalyse (Warum ist es passiert?)
keine Richtlinie für solche Ereignisse, keine ausgewiesener Platz für diverse Notfallmedikamente für Babys und Kleinkinder, keine ausreichende Schulung des Personals.
Erarbeitung von Lösungen und Umsetzung (Was wurde zur Problembeseitigung unternommen?)
Notfallmedikamente sind im Aufnahmezimmer der Ambulanz gesammelt verortet
Richtlinie für Notfälle von Babys und Kleinkinder wurden erstellt und im Dokumentenlenkungssystem hinterlegt.
Schulungen für Notfälle von Babys und Kleinkindern werden im medizinischen und pflegerischen Bereich laufend durchgeführt.
Evaluierung (Wie werden bzw. wurden die gesetzten Maßnahmen überprüft?)
Medikamente werden monatliche überprüft,
regelmäßige Schulungen des Personals
Fehlende schriftliche Information zum Ablauf am OP-Tag
Fallbeschreibung (Was ist passiert?)
Frau X wurde für eine geplante Operation am Tag der OP aufgenommen. Nach dem Aufnahmegespräch stellte sich bedauerlicherweise heraus, dass Frau X einen grippalen Infekt hatte und auch ein leichtes Frühstück zu sich genommen hat. Aufgrund der genauen Erfassung des Aufnahmestatus wurde die geplante Operation abgesetzt und Frau X für einen neuen Aufnahmetermin vorgemerkt. Die OP-Planung des Tages wurde dadurch beeinträchtigt/gestört. Die Patientin muss eine neuerliche Anreise auf sich nehmen.
Ursachenanalyse (Warum ist es passiert?)
- Unwissenheit und/oder fehlende Vorinformation der Patientin.
- ev. hat die Patientin das vorab Besprochene vergessen.
- Keine schriftliche Information für Patienten vorhanden (z.B. was muss vor einer OP beachtet werden).
Erarbeitung von Lösungen und Umsetzung (Was wurde zur Problembeseitigung unternommen?)
Da solche oder ähnlich gelagerte Fälle immer wieder auftreten, wurde ein Informationsblatt entworfen, welches die Voraussetzungen für eine OP sowie den Ablauf am Tag der Operation detailliert beschreibt. Diese wird den Patienten bei der Aufklärung vor dem elektiven Eingriff mit persönlicher Unterweisung ausgehändigt. Aufgrund dieser gesetzten Maßnahme, sind die Patient*innen klar strukturiert informiert und kommen gut vorbereitet ins Haus.
Evaluierung (Wie werden bzw. wurden die gesetzten Maßnahmen überprüft?)
Die Maßnahme wurde im 4. Quartal 2022 implementiert. Eine Evaluierung, ob es dennoch zu Fällen dieser Art kommt, ist für Sommer 2023 geplant.
Isolierte Patient*innen mit Demenz
Fallbeschreibung (Was ist passiert?)
Isolierte Patientin/Isolierter Patient mit bekannter Demenz irrt nachts ohne Schutzmaske am Gang umher. Wird vom Pflegepersonal wieder ins Zimmer begleitet. Zum betreffenden Zeitpunkt befinden sich isolierte und nicht-isolierte Patient*innen auf der Station. So besteht die Gefahr, der Ansteckung dadurch, dass diese Patientin/dieser Patient in ein anderes Zimmer gehen und andere Patient*innen anstecken könnte.
Ursachenanalyse (Warum ist es passiert?)
Aufgrund der Isolation wurde die bestehende Demenz des Patienten/der Patientin nicht ausreichend berücksichtigt.
Erarbeitung von Lösungen und Umsetzung (Was wurde zur Problembeseitigung unternommen?)
Um das ungeplante Verlassen eines Zimmers von isolierten Patient*innen mit kognitiven Einschränkungen zu verhindern, steht eine Sensormatte zur Verfügung. Die Sensormatte liegt vor dem Pflegebett und ist mit der hausinternen Rufanlage verbunden. Sobald die Betroffenen das Bett verlassen und auf die Sensormatte treten, wird ein Alarm ausgelöst. Das diensthabende Personal kann so zu jeder Tages- und Nachtzeit feststellen, wann und wo Patient*innen mit kognitiver Einschränkung das Bett verlassen haben.
Evaluierung (Wie werden bzw. wurden die gesetzten Maßnahmen überprüft?)
Die Evaluierung erfolgt anhand der eingegangenen Meldungen zu diesem Thema im Learning & Reporting System (Anzahl der Meldungen zu diesem Thema).
Medikamentenverwechslung/Medikamentendosierungsfehler
Fallbeschreibung (Was ist passiert?)
CIRS-Fälle betreffend Risiko „Medikationsfehler“
- Medikamentenverwechslung:
– Patient erhält statt Iangsam wirkenden, schnell wirkendes Insulin s.c. durch Pflegeperson
- Medikamentendosierungsfehler:
– Mündliche telefonische ärztliche Anordnung im Nachtdienst: „halbe Ampulle Benzodiazepin intranasal 2,5 mg“
(Es gibt 1 mg und 5 mg; 5mg Ampullen sind bereits mit rotem Sticker „ACHTUNG höhere Dosierung“ gekennzeichnet)
– Statt einer halben 5ml Ampulle (1mg/ml) (1/2 Amp. = 2,5mg) wurde versehentlich eine halbe 10ml Ampulle Benzodiazepin (1/2 Amp. = 5ml = 25mg) durch
DGKP verabreicht.
Konsequenzen / Beeinträchtigte Qualitätsindikatoren:
- evidenz-/wissensbasierte Versorgung
- Patient*innensicherheit
- Wirksamkeit der Versorgung
- Angemessene Versorgung
Risikoeinschätzung (Medikamentenverwechslung/Dosierungsfehler):
moderates bis hohes Risiko
Ursachenanalyse (Warum ist es passiert?)
Die Vorfälle wurden in interdisziplinären Arbeitsgruppen umfassend aufgearbeitet.
Folgende Hauptursachen wurden identifiziert:
- Fehler bei der Kommunikation und Bestätigung von mündlichen Anordnungen
- Mangelhafte Anwendung der 6 R Regel
Beitragende Faktoren:
- Ablauforganisation: Stationsorganisation, unangekündigte Akutzugänge auf interner Station
- Ressourcen: zu wenig Personal, hohe Arbeitsbelastung durch zeitgleichen Versorgungsbedarf mehrerer Patient*innen
Erarbeitung von Lösungen und Umsetzung (Was wurde zur Problembeseitigung unternommen?)
Konkrete Sensibilisierung auf das Thema Medikamentensicherheit: Thema in Morgenbesprechungen, Teambesprechungen, STL-Jour Fixe (erneute Kenntnisnahme der Dienstanweisung Patient*innenidentifikation):
- Kommunikation & Bestätigung von mündlichen Anordnungen
– klare Kommunikation der Dosis eines Medikamentes von ärztlicher Seite in den korrekten Dosis-Einheiten (mg)
– Erinnerung aller Berufsgruppen an Achtsamkeit bzgl. verschiedener Konzentrationen oder Volumina von gleichnamigen Präparaten (bei Verordnung und
Applikation)
Begleitend wurden folgende systemische Maßnahmen initiiert:
- Kampagne zu „STOP-Injekt: CHECK!* und „Closed-loop“ Kommunikation
– effektive Kommunikation im Team durch „Closed loop“- auf jede Nachricht des Senders soll eine Antwort des Empfängers mit der Wiederholung der
Nachricht folgen
– „STOP-Injekt: CHECK!“ Unmittelbar vor der Injektion sollen die Mitarbeiter*innen kurz innehalten (Stop Injekt) und sich kurz fragen (check): „Bin ich mir ganz
sicher, dass ich den richtigen Zugang, das richtige Medikament in der richtigen Konzentration für den richtigen Patienten in den Händen halte?“
- „Stop-Injekt Check“ und „Closed loop“ als Bestandteil der Einarbeitung neuer Mitarbeiter*innen und der jährlichen Mitarbeiterschulungen zu
Patientensicherheit (Human Factors /Speak Up/ Patientenidentifikation)
- „Stop-Injekt Check“ Plakate und Sticker
- Meldung mit Link zu Erklärvideo im Mitarbeiterportal
- Entwicklung eins E-Learning Moduls zum Thema Medikationssicherheit über das Mitarbeiterportal
- Laufende Evaluierung Stationsorganisation (u.a. Management von Akutzugängen)
- „Speak Up“ Reminder in Morgenbesprechungen, Teambesprechungen, STL-Jour Fixe
*Institut für Patientensicherheit und Teamtraining GmbH (InPASS)
Evaluierung (Wie werden bzw. wurden die gesetzten Maßnahmen überprüft?)
Halbjährliche strukturierte Evaluierungsgespräche mit den STL und Stationsärzt*innen
- Jährliche Befragung im Rahmen der Stationsleiter- sowie Ärzteteambesprechungen
- Laufende Auswertung der Fälle aus dem Chancen- und Risikomanagement
- Sicherheitsaudits zur Überprüfung der Umsetzung & Kenntnis der Mitarbeiter*innen zu Medikationssicherheit und „Stop-Injekt Check“
Probenanforderungen im Schockraum verwechselt
Fallbeschreibung (Was ist passiert?)
Im Rahmen der Patient*innenversorgung im Schockraum ist es zu einer falschen Anforderung von Patient*innenproben gekommen. Im EDV Programm war der falsche Behandlungsraum ausgewählt.
Die Proben wurden unter jenem Patient*innennamen angefordert, der dem Behandlungsraum zugewiesen war. Durch eine nicht ausreichende Kommunikation – es wurden die Anforderungen ohne Wiederholung des Patient*innennamens durchgeführt – ist die falsche Anforderung erst verspätet entdeckt worden.
Ursachenanalyse (Warum ist es passiert?)
Kein Routineablauf, Stress in Notsituationen, Unsicherheit in der Ausführung, zu wenig verpflichtendes Schulungsangebot, zu großer Abstand zwischen den Schulungen, Abläufe der Versorgung der Patient*innen stehen bei den Schulungen im Vordergrund, der Schulung von administrativen Tätigkeiten wird weniger Wichtigkeit zuerkannt.
Erarbeitung von Lösungen und Umsetzung (Was wurde zur Problembeseitigung unternommen?)
- Wiederholen der Anforderungen mit Zusatz Patient*innenname
- In den Schulungen auch das Tätigkeitsfeld der administrativen Tätigkeiten verstärkt schulen
- Arbeitsplätze farblich markiert je Zuständigkeit
- Großes Plakat im Schockraum mit gleicher Farbmarkierung der Tätigkeitsfelder
- Schulungen in regelmäßigen Abständen für alle Mitarbeiter*innen die im Schockraum tätig sind
- Verpflichtende Unterweisung für neue Mitarbeiter*innen
Evaluierung (Wie werden bzw. wurden die gesetzten Maßnahmen überprüft?)
Anhand der rückgemeldeten CIRS-Meldungen, persönliche Rückmeldungen (keine weiteren Meldungen zu dieser Thematik)
Fehlende präoperative Blutgruppenbestimmung
Fallbeschreibung (Was ist passiert?)
Ein Patient/ Eine Patientin kommt mit akuter Cholezystitis ohne bekannte Blutgruppe, ohne Antikörper Suchtest und ohne gekreuzte Erythrozytenkonzentrate zur OP.
Der Fall wurde anonym abgegeben, was respektiert wurde. Da der Patient/die Patientin keinen Schaden erlitten hat und das „Verabsäumen“ offenkundig ist, wurde der Fall nicht weiter erforscht, da es grundsätzlich in jeder operativen Abteilung vorkommen kann. Daher betreffen Lösung und Umsetzung alle operativen Fächer.
Ursachenanalyse (Warum ist es passiert?)
Die regelhafte Bestimmung der Blutgruppe vor Gallenblasenoperationen, ob akut oder geplant, ist Teil des regelhaften präoperativen Procederes und wird auf Station laut Standard durchgeführt. Im vorliegenden Fall ist dies jedoch offenbar aufgrund der Dringlichkeit nicht geschehen.
Erarbeitung von Lösungen und Umsetzung (Was wurde zur Problembeseitigung unternommen?)
- Es wurde sowohl in der ärztlichen als auch der pflegerischen Teambesprechung nochmals auf den Standard hingewiesen. Weiters wurde die Checkliste im Ausfüllbereich „Arzt/Station“ dahingehend abgeändert, dass nunmehr „Blutgruppe/Konserven“ als Checkpunkt aufgeführt ist.
Evaluierung (Wie werden bzw. wurden die gesetzten Maßnahmen überprüft?)
Monatliche Kontrolle von 12 Checklisten
Verwechslungsgefahr durch fehlende durchgängige Patient*innenidentifikation
Fallbeschreibung (Was ist passiert?)
Ein Kurzarztbrief sollte gefaxt werden, dabei wurde Vorder- und Rückseite extra kopiert, beim Kopiervorgang fiel auf, dass auf der Rückseite keine Patient*innendaten (Name und Geburtsdatum) zur eindeutigen Identifizierung ersichtlich sind, eine Verwechslung hätte stattfinden können.
Ursachenanalyse (Warum ist es passiert?)
- Unaufmerksamkeit der betreffenden Mitarbeiter*innen
- Ungenügende Information in der Organisation
- Interdisziplinäre Kommunikation
Erarbeitung von Lösungen und Umsetzung (Was wurde zur Problembeseitigung unternommen?)
- Bekanntgabe der möglichen Fehlerquelle im Team und Meldung bei der internen IT-Stelle.
- Die Fußzeile in sämtlichen Dokumenten wurde so überarbeitet, dass auf jeder Seite eine klare Patientenidentifikation (Vor-Nachname und Geb. Datum) vorhanden ist.
Evaluierung (Wie werden bzw. wurden die gesetzten Maßnahmen überprüft?)
Nach Umsetzung der Maßnahmen erfolgte eine Kontrolle der Dokumente und dabei wurde festgestellt, dass alle überprüften Dokumente auf jeder Seite eine eindeutige Identifikation haben.
Akute Erhebung von Blutwerten
Fallbeschreibung (Was ist passiert?)
Berichtet wurde von unterschiedlichen Situationen, in denen die akute zur Verfügung Stellung von Blutwerten durch ein externes Labor erforderlich war, aber nicht zeitnah erfolgte oder nicht zeitnah möglich war.
Ursachenanalyse (Warum ist es passiert?)
Mehrere Usachen sind denkbar:
(1) Möglicher Zeitverlust aufgrund der Darstellung der Dringlichkeit der Fragestellung im Anforderungsschein an das Labor.
(2) Hohe Anzahl an Schnittstellen und potentieller Zeitverlust auf dem Weg der Probe bis zum Labor.
(3) Unklare Erwartungshaltung hinsichtlich des eingebrachten Probematerials, der Dringlichkeit der Rückmeldung seitens des Labors, sowie der formalen Vorraussetzungen der Anforderung.
Erarbeitung von Lösungen und Umsetzung (Was wurde zur Problembeseitigung unternommen?)
Zur Vermeidung des Zeitverlustes wurde ein Analysegerät angeschafft und im OP Bereich installiert, damit ist die Beauftragung des externen Labors obsolet. Die Vorgehensweise wurde in einer Vorgabe beschrieben (Labordiagnostik bei akuter Blutung). Die zuständigen Mitarbeiter*innen wurden eingeschult.
Evaluierung (Wie werden bzw. wurden die gesetzten Maßnahmen überprüft?)
Mitarbeiter*innenbefragung. Es wurden keine Schwierigkeiten oder Zeitverluste beobachtet.
Vermisster Patient
Fallbeschreibung (Was ist passiert?)
Ein/Eine Patient*in die stationär aufgenommen wurde und vollkommen mobil war, wurde in die Ambulanz gebracht; nach erfolgtem Konsilium wurde der/die Patient*in selbständig auf die Station geschickt und ist dort nicht mehr angekommen.
Der/Die Patient*in ist sich vergangen und hat in der Physiotherapie auf der Liege geschlafen (evt. desorientierte Phasen aber keine Diagnose der Demenz).
Ursachenanalyse (Warum ist es passiert?)
Keine Patient*innenübergabe von Pflegepersonal/zentraler Patient*innentransport an die Station.
Erarbeitung von Lösungen und Umsetzung (Was wurde zur Problembeseitigung unternommen?)
Implementierung eines zusätzlichen zentralen Transportdienstes, der werktags für die Ambulanz zuständig ist bzw. außerhalb der Regelbetriebszeit wird die Patient*innenübergabe durch das Pflegepersonal übernommen.
Evaluierung (Wie werden bzw. wurden die gesetzten Maßnahmen überprüft?)
Durch die Implementierung der „Hand-zu-Hand-Übergabe“ kam es seither zu keinerlei Stürzen oder Gefährdungen der Patient*innensicherheit während eines Patient*innentransportes. Die Patient*innensicherheit wird durch diese Maßnahme erheblich erhöht.
Einreichung IPS Best-Practice Beispiel
IPS-Mitglieder
Folgende Institutionen sind Mitglieder der Initiative Patient*innensicherheit Steiermark:
Ameos Klinikum Bad Aussee
Sommersbergseestraße 395, 8990 Bad Aussee
AUVA UKH Steiermark, Standort Graz
Göstinger Straße 24, 8020 Graz
AUVA UKH Steiermark, Standort Kalwang
Rudolf-von-Gutmann-Straße 1, 8775 Kalwang
AUVA Rehabilitationsklinik Tobelbad
Dr.-Georg-Neubauer-Straße 6, 8144 Tobelbad