PsyNot Krisentelefon: Zahl der Anrufer*innen hat sich verdoppelt
Seit seinem Beginn am 1. Dezember 2022 verzeichnet PsyNot, das psychiatrische Krisentelefon der Steiermark, eine bemerkenswerte Entwicklung. Mit doppelt so vielen Anrufen im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Telefonnotdienst als essenzielle Anlaufstelle für Personen aller Altersgruppen in der Steiermark erwiesen. Diese Bilanz gibt jedoch nicht nur Grund zur Freude an der Akzeptanz des Angebots, sondern unterstreicht auch die ungebrochene Notwendigkeit von professionellen Hilfeleistungen für Menschen in psychischer Not.
Als Kombination aus telefonischer 24-Stunden-Notfallhotline und persönlichem Krisendienst unterstützt das PsyNot-Team unter der Nummer 0800 / 44 99 33 seit gut einem Jahr Menschen in der ganzen Steiermark, wenn die mentale Belastung zu groß wird. Als telefonischer Notdienst für psychosoziale Krisen steht an erster Stelle Deeskalation und Stabilisierung einer akuten Gefahrenlage. Anrufer*innen bleiben dabei 100 % anonym. Das Krisentelefon hat zudem eine wichtige Gatekeeper-Funktion: Bei Bedarf wird nämlich umgehend zu passender Versorgung weitervermittelt, die auf diverse Problemstellungen angepasst ist.
PsyNot als niederschwellige Anlaufstelle
„Das psychiatrische Krisentelefon PsyNot stärkt die Vielfalt unserer steirischen Gesundheitsversorgung und hilft besonders in Momenten großer mentaler Belastung. Mit 600 bis 700 Anrufen im Monat hat sich PsyNot als niederschwellige Anlaufstelle zur schnellen Hilfe für Steirerinnen und Steirer aller Altersgruppen etabliert“, betont Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl.
Die Anzahl der Steirer*innen, die in mentalen Notlagen Hilfe bei PsyNot suchen, ist im Vergleich zum Vorjahr rasant gestiegen.
© short and sweet GmbH
Krisenmonate Mai und August 2023
Die Sichtbarmachung und Stärkung der psychischen Gesundheit ist ein wichtiges steirisches Gesundheitsziel. Jeder vierte Mensch in der Steiermark ist im Laufe seines Lebens von mentalen Belastungen betroffen oder kämpft mit den Folgen einer psychosozialen Krise. Dies zeigte sich gerade im Mai und August 2023, wo die Höhepunkte des Anrufvolumens bei PsyNot verzeichnet wurden. Erklären lässt sich das einerseits mit einer zunehmenden mentalen Belastung im Frühjahr, das oft für Umbrüche und Neubeginn steht, und andererseits mit einer gesteigerten Bedarfslage durch urlaubsbedingte Abwesenheiten bei Präsenzhilfen im Sommer.
Vielfältige Problemstellungen bei Betroffenen und Angehörigen
Die Themen, die von Steirer*innen angesprochen werden, sind vielfältig und spiegeln die breite Palette mentaler Herausforderungen und psychosozialer Krisen wider. Die Anrufer:innen stammen aus allen Altersgruppen. Wirtschaftliche Nöte, familiäre Belastungen, Einsamkeit, Suizidgedanken, Mobbing sowie Besorgnis von Angehörigen sind nur einige von vielen Anliegen, an deren Lösung das PsyNot-Team gemeinsam mit den Anrufer:innen arbeitet. Das Credo lautet dabei immer: Empathie, Vertraulichkeit, Professionalität und rasches Handeln.
Der Rückblick auf das vergangene Jahr zeigt nicht nur einen erhöhten Hilfebedarf bei Betroffenen, sondern auch von Angehörigen. „Für Angehörige ist die Hürde, sich an Anlaufstellen zu wenden, oft größer, weil sie oft nicht wissen, wohin sie sich mit ihren Fragen wenden sollen oder sie das Gefühl haben, dass das eigene Leid nicht schlimm genug ist“, erklärt Ulrike Walch, Projektleiterin von PsyNot. PsyNot holt auch diese Menschen ab und schafft eine stabile Basis, um Menschen in akuten Krisen wieder auf die Füße zu helfen.
Engmaschiges Versorgungsnetzwerk im Hintergrund
„Im Hintergrund von PsyNot steht ein starkes Netzwerk an Partnerinstitutionen und spezialisierten Einrichtungen. So können individuelle Fälle abgedeckt und eine optimale Betreuung gewährleistet werden“, sagt Michael Koren, Geschäftsführer des Gesundheitsfonds Steiermark. Die Hilfsangebote werden über die im Gesundheitsfonds Steiermark angesiedelte Plattform Psyche koordiniert.
Die Grundlage für diese Vermittlung ist eine umfangreiche Datenbank, über die das Expert*innen-Team von PsyNot die richtige Versorgung für individuelle Anliegen eruieren kann. Diese inkludiert u. a. ein Verzeichnis inkl. Öffnungszeiten/Verfügbarkeiten von:
- Psychosoziale Beratungsstellen und Ambulatorien
- Psychiatrische Krankenhausabteilungen
- Regionale Krankenhäuser, Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen
- Blaulichtorganisationen
- Niedergelassene Fachärzt*innen und Allgemeinmediziner*innen
- Gesundheitszentren (PVEs)
- Weniger spezialisierte telefonische Hotlines
- Onlineberatungen und -betreuungen
Unbürokratische Hilfe für Anrufer*innen
„Die Einführung des Krisentelefons ist dem steigenden Bedarf in der psychosozialen Versorgung nachgekommen und wird auch von dem gesamten Netzwerk positiv wahrgenommen: Anruferinnen und Anrufern wird immer fast unvermittelt schnell und direkt geholfen, und auch andere helfende Berufstätige, wie in den Beratungsstellen oder den Mobilen Betreuungsformen spüren die Entlastung, weil sie wissen, dass die betroffenen Personen jederzeit ein offenes Ohr finden“, melden Leo Payr und Günter Klug rück, die ihrer Funktion als Vorstand der PSD Steiermark den Rundumblick haben.
Notwendigkeit von Hilfsangeboten
Mit Nachdruck zeigt sich die Notwendigkeit psychosozialer Hilfsangebote in der Steiermark, um die mentale Gesundheit der Steirer:innen nachhaltig zu stärken. Das Ziel ist dabei klar: „PsyNot ist ein Unterstützungsangebot für alle. Ob man selbst in einer psychosozialen Krise ist, oder sich um einen Menschen im Umfeld sorgt, dem es nicht gut geht – wir nehmen jeden Anruf ernst und versuchen, individuelle Lösungen für eine breite Palette an Problemstellungen zu finden“, so Walch.