HerzMobil verbessert Lebensqualität

Telemedizinische Lösungen sind ein wichtiger Baustein in der Weiterentwicklung des Gesundheitssystems. Eines der vom Gesundheitsfonds Steiermark finanzierten Projekte in diesem Bereich ist HerzMobil. Eine aktuelle Erhebung bestätigt nun den deutlichen Mehrwert für die Herzinsuffizienz-Patient*innen: Die Sterblichkeit konnte deutlich reduziert und die Lebensqualität erhöht werden. Darüber hinaus ist das System sehr kosteneffektiv.

Jeder fünfte Mensch über 40 Jahren erkrankt an Herzinsuffizienz (Herzschwäche). Österreichweit geht man Schätzungen zufolge von rund 300.000 Patient*innen aus (Quelle). Von Herzinsuffizienz spricht man, wenn Beschwerden wie Atemnot, eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit oder Neigung zu Wassereinlagerungen auf eine Fehlfunktion des Herzens (Pumpversagen) zurückgeführt werden können.

Hohe Lebensqualität dank Herzmobil

„Eine Heilung im eigentlichen Sinn ist zwar nur selten möglich und die Mortalität liegt über jener von Tumorerkrankungen. Dennoch ist mit der entsprechenden Therapie eine hohe Lebensqualität möglich und telemedizinische Lösungen bieten hier großes Potenzial“, betont Mediziner Stefan Pötz. Der Oberarzt und Kardiologe am LKH Hochsteiermark ist Leiter von HerzMobil Steiermark – einem telemedizinischen Versorgungsprogramm für Patient*innen Herzschwäche. Dieses wird vom Gesundheitsfonds Steiermark finanziert und als Projekt seit 2017 in der Steiermark umgesetzt.

Die technische Basis dafür wurde vom Grazer Unternehmen telbiomed (Spin-off des AIT Austrian Institute of Technology mit Fokus auf digitale Gesundheitsdienstleistungen) entwickelt und besteht aus einer Körperwaage, einem Blutdruck- und Pulsmessgerät und einer speziellen HerzMobil-App mit Anbindung an ein zentrales Telemonitoring Service bei der KAGes.

HerzMobil

Eine aktuelle Studie bestätigt: HerzMobil hilft dabei, die Lebensqualität von Herzinsuffizienz-Patient*innen zu steigern.
(Credit: Foto Fischer)

Studie bestätigt Wirksamkeit

„Telemedizinische Lösungen sind ein wichtiger Baustein in der Weiterentwicklung des steirischen Gesundheitssystems. Eines der laufenden Projekte, das wir in diesem Bereich über den Gesundheitsfonds finanzieren, ist HerzMobil. Wir waren nach Tirol das zweite Bundesland, das diese telemedizinische Lösung für Herzinsuffizienz-Betroffene eingeführt hat und der große Mehrwert wird nun auch durch eine aktuelle Studie aus Tirol bestätigt. Diese zeigt, dass die Lebensqualität von HerzMobil-Teilnehmenden höher ist als in der Vergleichsgruppe und die Sterblichkeit von 25 Prozent auf zehn gesenkt werden konnte“, verweist Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß auf eine kürzlich veröffentlichte Erhebung in Tirol.

Laut dieser Erhebung ist die Lebensqualität von HerzMobil-Patient*innen im Vergleich zu Patient*innen, die nicht im Versorgungsprogramm sind, deutlich höher. Auch konnte die Sterblichkeit innerhalb eines Jahres nach einem Krankenhausaufenthalt von 25 Prozent in der standardbehandelten Gruppe auf zehn Prozent in der HerzMobil-Gruppe gesenkt werden.

Mediziner Stefan Pötz bestätigt: „Durch das Versorgungsprogramm und die Studie aus Tirol kann gezeigt werden, dass es zu einer deutlichen Reduktion der Wiederaufnahme von Herzinsuffizienz Patienten und Patientinnen kommt. Jede erneute Aufnahme führt zu einer signifikanten Verkürzung der Lebensdauer.“

Lebensstil beeinflusst Therapieerfolg

Pötz zu den Hintergründen: „Gerade bei Herzinsuffizienz hat der Lebensstil wesentlichen Einfluss auf die Lebensqualität. Umso wichtiger daher, dass Patientinnen und Patienten lernen, mit ihrer Erkrankung umzugehen und dabei unterstützt das HerzMobil-System wesentlich – sowohl beim Lebensstil und dem Beobachten im Alltag als auch in der laufenden Kommunikation mit dem Betreuungsteam.“

Lebensqualität HerzMobil

Der Lebensstil hat wesentlichen Einfluss auf den Therapieerfolg bei Herzinsuffizienz. (Credit: blackcat/iStock)

Wie genau funktioniert HerzMobil?

Die Patient*innen erhalten von einer speziell geschulten Pflegeperson, der sogenannten „Herzinsuffizienz-DGKP“, eine intensive Schulung über die Erkrankung und das telemedizinische System. Auch ein Hausbesuch ist Teil des Programms, das auf drei Monate mit Option auf sechs Monate angelegt ist.
Mit dem HerzMobil-System können Patient*innen täglich Gewicht, Puls und Blutdruck messen und die Daten, neben dem aktuellen Befinden und der Medikamenteneinnahme, einfach und rasch übertragen.

Die „Herzinsuffizienz-DGKP“ überwacht die Werte, telefoniert mit den Patient*innen, passt nach Rücksprache mit dem*der betreuenden Arzt*Ärztin die Medikamentendosis an etc.

„Die Compliance, also die Bereitschaft der Patientinnen und Patienten, an der Therapie mitzuwirken, erhöht sich durch HerzMobil wesentlich. Einfach deshalb, weil im Alltag das richtige Verhalten trainiert wird – was mache ich bei Atemnot, welchen Einfluss kann eine Gewichtszunahme haben etc.“, nennt Pötz Beispiele.

Das begleitende Schulungsprogramm ist interdisziplinär angelegt. „Es geht darum, möglichst alle Bereiche, die Einfluss auf die Erkrankung haben können, zu besprechen. Von Bewegung und Ernährung über Sexualität bis hin zu Impfungen“, so Pötz.

HerzMobil-Zentren in der ganzen Steiermark

Die Nachfrage nach einer Teilnahme am HerzMobil-Programm ist groß. Derzeit werden rund 120 Patient*innen betreut. Insgesamt wurden seit 2019 knapp 700 Patient*innen begleitet. „Das Feedback der Patientinnen und Patienten ist sehr gut und es besteht auch großes Interesse, das System über die Projektlaufzeit hinaus zu nutzen.“

In der Steiermark sind folgende HerzMobil Zentren aktiv in der Versorgung von Patient*innen:

  • LKH-Univ. Klinikum Graz
  • LKH Hochsteiermark, Standort Bruck
  • LKH Feldbach-Fürstenfeld, Standort Feldbach
  • LKH Graz II, Standort West
  • LKH Hartberg
  • LKH Murtal, Standort Knittelfeld
  • LKH Rottenmann-Bad Aussee, Standort Rottenmann
  • LKH Südsteiermark, Standort Wagna
  • LKH Weststeiermark, Standort Deutschlandsberg

Die Teilnahme am HerzMobil-Programm steht grundsätzlich allen Herzinsuffizienz-Patient*innen offen, es sind allerdings bestimmte Kriterien zu erfüllen (z. B. müssen Patient*innen in der Lage sein, ein Mobiltelefon zu nutzen, nähere Infos siehe www.herzmobil-steiermark.at.