Gesundwerden braucht Geduld

Neben der medizinischen Versorgung spielt auch der eigene Beitrag eine wichtige Rolle beim Gesundwerden. Das Gesundheitstelefon 1450 unterstützt dabei. Wie das in der Praxis funktioniert und warum Selbstverantwortung und Geduld wichtig sind, erläutert 1450-Mitarbeiterin Herta Urbscheit-Wohlleb.

Viele kleine Beschwerden lassen sich auch von selbst lindern und vergehen nach kurzer Zeit von allein wieder – wie zum Beispiel eine Erkältung. Wichtig ist dafür aber, zu wissen, was man selbst zum Gesundwerden beitragen kann.

Seriöse Gesundheitsinformationen

„Wer selbst etwas für seine Gesundheit tun möchte, benötigt seriöse Gesundheitsinformationen. Gerade online kursieren oft widersprüchliche Inhalte und Tipps, wenn es um den Umgang mit Gesundheit und Krankheit geht. Wer beim Gesundheitstelefon 1450 anruft, kann sich darauf verlassen, dort von Expertinnen und Experten beraten zu werden. Auch die Website www.gesund-informiert.at bietet vertrauenswürdige Informationen zu Gesundheitsthemen und Krankheiten“, sagt Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl.

Herzstück des Gesundheitssystems

SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz: „In Zeiten, in denen der Zugang zu verlässlicher Gesundheitsinformation wichtiger denn je ist, präsentiert sich das Gesundheitstelefon 1450 als wichtigen Schritt zu einer guten Gesundheitsversorgung. Es ist das Herzstück, das unsere Gesundheitszentren, Fachärzte und Krankenhäuser miteinander verbindet. Gemeinsam bauen wir an einem steirischen Gesundheitssystem, das für jeden da ist.“

Großmutters Wissen

Josef Harb und Vinzenz Harrer, Landesstellenausschuss-Vorsitzender der Österreichischen Gesundheitskasse in der Steiermark: „Die Veränderungsprozesse in der Gesellschaft führen – aus welchen Gründen auch immer – dazu, dass die Wissensweitergabe von einer Generation zur nächsten immer weniger funktioniert und – man kann es nicht anders sagen – die Unbeholfenheit der Menschen ständig zunimmt. Was früher die Großmutter an Wissen im Umgang mit Erkältungen, Fieber oder Unwohlsein einbringen konnte, geht zunehmend verloren. 1450 ist zwar nicht die Großmutter, kann aber ähnliche Wirkung erzeugen, wenn es darum geht, selbst etwas für seine Genesung tun zu können.“

Geöffnete Apotheken und Ordinationen

Michaela Hansel, Teamleiterin für das Gesundheitstelefon 1450 beim Roten Kreuz Steiermark: „Wir helfen den Menschen dabei, einzuschätzen, wie dringend ihr gesundheitliches Problem ist. Beim Gesundheitstelefon informieren wir auch zu Fragen bei der Eigenversorgung. Sehr häufig wird das Gesundheitstelefon 1450 auch genutzt, um zu erfahren, welche Ordination oder Apotheke gerade geöffnet hat“, nennt die Leiterin Beispiele.

  • Die 1450-Mitarbeiter*innen geben den Anrufer*innen den Kontakt und schicken ihnen diesen im Anschluss des Gespräches zusätzlich per SMS zu.
  • Diensthabende Ordinationen und Apotheken sind auch online verfügbar: ordinationen.st, www.apothekerkammer.at/apothekensuche
Michaela Hansel (Gesundheitstelefon 1450)

Gesundheitstelefon-Teamleiterin Michaela Hansel und ihr Team helfen dabei, einzuschätzen, wie dringend ihr gesundheitliches Problem ist.
© Rotes Kreuz/Darmann

Gesundheitstelefon 1450 und Apotheken geben Orientierung

Alexandra Fuchsbichler, Präsidentin der steirischen Apothekerkammer bestätigt: „Bei leichten Erkrankungen wie einem Schnupfen, einer Erkältung oder einfach bei bekannten Symptomen einer Erkrankung gehen die wenigsten gleich zum Arzt oder zur Ärztin. Man weiß, wie man sich selbst am besten selbst versorgt. Darüber hinaus kann ein Anruf beim Gesundheitstelefon 1450 und eine Beratung in der Apotheke, die immer leicht erreichbar ist, hilfreich sein. Bei beiden helfen Expertinnen und Experten dabei, die Beschwerden zu analysieren – und wenn notwendig, schicken sie einen zur ärztlichen Versorgung weiter. Die fachliche Begleitung für die Eigenversorgung aus der Apotheke und von den Experten des Gesundheitstelefons bedeutet schnelle Hilfe und reicht hier sehr oft aus.“

Richtiges Fiebermessen will gelernt sein

Seit Dezember 2018 Mitarbeiterin beim Gesundheitstelefon 1450 ist Herta Urbscheit-Wohlleb. Die Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin hat u. a. Erfahrung im intensivmedizinischen und Anästhesie-Bereich und war auch in Ordinationen tätig. Auch sie bestätigt, dass die Unterstützung bei der Eigenversorgung für sehr viele Anrufer*innen beim Gesundheitstelefon 1450 wichtig ist. „Wenn es sich um einen Notfall handelt, benötigt man natürlich umgehend medizinische Versorgung. Sehr viele gesundheitliche Probleme lassen sich aber selbst behandeln. Wichtig ist hier aber, dass man weiß, was man selbst tun kann. Ein Fieberthermometer, ggfs. mit passenden Reservebatterien, gehört in jede Hausapotheke. Das ist leider nicht bei jedem der Fall“, nennt die 1450-Mitarbeiterin ein Beispiel. Die Anrufer*innen erhalten am Telefon z. B. auch Unterstützung beim richtigen Fieber senken, erzählt Urbscheit-Wohlleb. „Gerade bei kleinen Kindern macht es oft einen deutlichen Unterschied, an welcher Körperstelle man misst. Und sie haben eine höhere Grundtemperatur. Es kann die Messung auch verfälschen, wenn bei einer Ohrmessung Ohrenschmalz auf das Thermometer kommt. Fieber ist ein natürlicher Abwehrmechanismus des Immunsystems zur Heilung. Deshalb muss es nicht immer sofort gesenkt werden. Dabei kommt es auf das persönliche Empfinden des Einzelnen an.“

Tipps zur Eigenversorgung

„Bei Erkältungserkrankungen gibt es viele Möglichkeiten zur Eigenversorgung wie Tees, Fußbäder, Wadenwickel zu machen oder mit einer Salzlösung zu inhalieren“, nennt DGKP Urbscheit-Wohlleb Beispiele.

Gesundwerden braucht Geduld

„Wenn Schmerzen oder ein anderes gesundheitliches Problem da sind, ist man natürlich beunruhigt“, hat Urbscheit-Wohlleb Verständnis für die Anrufer*innen. „Und es kommt auch vor, dass Menschen sehr ungeduldig sind, am Telefon laut werden und sofort einen Notarzt oder eine Notärztin fordern. Auch da versuchen wir, zu beruhigen und erst einmal abzuklären, wie dringend das Problem wirklich ist. In speziellen Fällen beraten wir uns mit den Hintergrundärztinnen und -ärzten, um eine ideale Lösung zu finden. Es ist ja leider eine generelle Entwicklung, dass die Menschen ungeduldiger werden. Auch wenn bereits Medikamente eingenommen wurden, die Grippe aber noch immer da ist, arbeiten die körpereigenen Heilungskräfte weiter. Aber das dauert einfach ein bisschen, der Körper braucht Zeit zum Gesundwerden, die man ihm auch geben sollte“, appelliert die 1450-Mitarbeiterin an die Geduld. „Oft sind es so einfache Dinge, wie viel trinken, Ruhe und Geduld haben, die bei einem Infekt oder einer Grippe am wirksamsten sind.“

Vertrauen und Selbstverantwortung

Neben der Geduld ist aus Sicht der DGKP auch die Selbstverantwortung ein wichtiger Punkt. „Einfach ein bisschen in sich hineinspüren und dem Körper vertrauen, dass er die Fähigkeit hat, wieder gesund zu werden“, empfiehlt die 1450-Mitarbeiterin. „Und man muss auch nicht immer gleich vom Schlimmsten ausgehen. Viele Erkrankungen wie leichter Durchfall oder eine Erkältung verschwinden von selbst wieder, da braucht es nicht immer Medikamente.“

Auch Stephanie Winter, Hintergrundärztin beim Gesundheitstelefon 1450 bestätigt: „Wenn man Fieber hat, ist ausreichendes Trinken ganz wichtig. Bei leichten Magen- und Darmerkrankungen lässt sich durch angepasste Ernährung oft vieles verbessern, nicht immer braucht es Medikamente und eine Behandlung im Krankenhaus.“