Gesundheitstelefon 1450 als wichtige Ergänzung

Vom verschluckten Piercing über den zu hohen Blutdruck bis hin zum Harnwegsinfekt: Die gesundheitlichen Probleme der Anrufer*innen sind breit gefächert. Die 1450-Mitarbeiter*innen unterstützen die Anrufer*innen dabei, zum individuell richtigen Versorgungsangebot zu kommen – egal ob zuhause, in der Apotheke oder im Krankenhaus. Ärztin Stephanie Winter sieht im Gesundheitstelefon 1450 eine sehr wichtige Ergänzung, aber keineswegs einen Ersatz für andere Versorgungsangebote wie Hausärzt*innen und Krankenhaus.

Das steirische Gesundheitssystem besteht aus verschiedenen Angeboten: vom Gesundheitstelefon 1450 über die Hausärzt*innen und Gesundheitszentren sowie die Fachärzt*innen und Facharztzentren und den Krankenhäusern bis hin zur Notfallversorgung. Auch die Eigenversorgung – der eigene Beitrag für die Gesundheit – spielt eine wichtige Rolle. Entscheidend ist, rasch zum richtigen Versorgungsangebot zu kommen. Dabei hilft das Gesundheitstelefon 1450.

Wegweiser zur besten Gesundheitsberatung

„Das Gesundheitstelefon 1450 ist ein persönlicher Wegweiser durch das Gesundheitssystem und führt die Steirerinnen und Steirer dorthin, wo sie für ihr Anliegen die beste Betreuung erhalten. Das spart Zeit und hilft manchmal vielleicht unnötige Wege zu vermeiden. Und es entlastet das System, weil sich alle Versorgungseinrichtungen auf jene Fälle konzentrieren, die die Behandlung auch wirklich benötigen“, betont Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl.

Verlässliche Gesundheitsinformation

SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz: „In Zeiten, in denen der Zugang zu verlässlicher Gesundheitsinformation wichtiger denn je ist, präsentiert sich das Gesundheitstelefon 1450 als wichtigen Schritt zu einer guten Gesundheitsversorgung. Es ist das Herzstück, das unsere Gesundheitszentren, Fachärzte und Krankenhäuser miteinander verbindet. Gemeinsam bauen wir an einem steirischen Gesundheitssystem, das für jeden da ist.“

Begrenzte Kapazitäten rasch und optimal zur Verfügung stellen

Josef Harb und Vinzenz Harrer, Landesstellenausschuss-Vorsitzende der Österreichischen Gesundheitskasse in der Steiermark: „Es wird zunehmend wichtiger, verunsicherten Menschen die Gewissheit zu geben, dass kein akutes Gesundheitsrisiko vorliegt, noch bevor sie aus Eigeninitiative Rettung, Spitalsambulanz oder Notarzt in Anspruch nehmen. Selbst die Vermeidung eines nicht erforderlichen Weges zum Hausarzt spart Zeit und Ressourcen – bei den Betroffenen wie auch bei den Gesundheitsversorgern. 1450 liefert einen wichtigen Beitrag, dass die begrenzten Kapazitäten für jene Menschen rasch und qualitativ optimal zur Verfügung stehen, die sie tatsächlich brauchen. Ich denke dieser verantwortungsvolle Beitrag jedes Einzelnen gegenüber der Gemeinschaft darf eingefordert werden.“

Diplomierte Pflegekräfte und Ärzt*innen

Das steirische 1450-Team setzt sich zusammen aus

  • 16 diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger*innen mit mind. zwei Jahren Berufserfahrung (DGKP, auch „Emergency Communication Nurses“, genannt) und
  • 12 VZÄ „Calltakers“ (Sanitäter*innen mit Zusatzausbildung, die die Anrufe richtig zuteilen).
  • Außerdem steht immer mindestens ein Hintergrundarzt bzw. eine Hintergrundärztin für als Unterstützung zur Verfügung,
  • am Wochenende zusätzlich ein Kinderarzt bzw. eine Kinderärztin.
Hintergrundärztin 1450 (Sujetbild)

Für Anfragen zu Säuglingen und Kleinkinder stehen an Wochenenden und Feiertagen von 9:00 Uhr bis 21:00 Uhr Fachärzt*innen für Kinder- und Jugendheilkunde als „Kindertelefonärztin bzw. Kindertelefonarzt“ bei 1450 zur Verfügung. Diese Kinderärzt*innen werden bei Bedarf direkt mit den Eltern verbunden.
© Gioele Fazzeri/Pexels

Vor allem am Wochenende und nachts eine wichtige Ergänzung

Bereits seit 2020 ist Stephanie Winter als Hintergrundärztin beim Gesundheitstelefon 1450 tätig. Sie übernimmt ungefähr fünf Dienste im Monat, hauptberuflich arbeitet sie als Anästhesistin im Krankenhaus und als Ordinationsvertretung in einer Allgemeinmedizin-Praxis. „Ich sehe das Gesundheitstelefon 1450 als wichtige Ergänzung zu den anderen Versorgungsangeboten, vor allem am Wochenende und nachts. Wir ersetzen aber keineswegs die Hausärztinnen und Hausärzte und auch kein Notfalltelefon, das ist weiterhin 144.“

Wie dringend ist mein gesundheitliches Problem? – Beispiel Bluthochdruck

Grundsätzlich erhalten Anrufer*innen Informationen zu ihren gesundheitlichen Fragen beim Gesundheitstelefon 1450 von Diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger*innen (DGKP) durchgeführt, die sich dabei an einem medizinisch-wissenschaftlichen Expertensystems orientieren (siehe auch unten). Für Fragen, die sich über dieses System nicht klären lassen, steht den DGKP ein Hintergrundarzt bzw. eine Hintergrundärztin zur Verfügung. Die Zusammenarbeit mit den DGKP beschreibt Hintergrundärztin Winter als sehr gut und nennt Beispiele aus der Praxis.

  • „Häufig gibt es Anruferinnen und Anrufer, die sich unsicher sind, wie sie beispielsweise einen erhöhten Blutdruck interpretieren sollen. Oder ob sie eine erhöhte Dosis ihrer verschriebenen Medikamente einnehmen sollen. Hier wenden sich die DGKP dann an uns als Hintergrundärztinnen und -ärzte und so können wir, falls erforderlich, eine Empfehlung für die richtige Medikamentendosis geben, wenn der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin nicht erreichbar ist“, nennt Winter ein Beispiel. „Für die laufende Behandlung ist es aber sehr wichtig, dass sich der Patient bzw. die Patientin mit dem behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin abstimmt.“
  • Weitere Informationen zum Thema hoher Blutdruck auf gesund-informiert.at …

Muss ich ins Krankenhaus? – Beispiele Fieber, Medikamentendosis und verschluckte Kleinteile

  • Häufig wenden sich auch Eltern an das Gesundheitstelefon 1450, deren Kinder erkrankt sind: „Bei kranken Kindern gibt es häufig Fragen zu Medikamenten bzw. welche Dosis man dem Kind geben soll. Wir weisen auch auf Allgemeinmaßnahmen hin und worauf zu achten ist. Ein Warnsignal wäre, wenn das Kind hohes Fieber hat, nichts mehr trinken mag oder apathisch wirkt – da ist dann meist eine Abklärung durch einen Visitenarzt bzw. eine Visitenärztin oder im Krankenhaus oder notwendig.“
  • Ein weiteres Beispiel aus der Praxis: Es wenden sich Anrufer*innen ans Gesundheitstelefon 1450, die ihre Medikamente falsch eingenommen haben (z. B. falsche Dosis oder Zeitpunkt). „Hier klären wir genau ab, wie die Einnahme erfolgt ist und können dadurch einschätzen, ob eine Untersuchung durch einen Visitenarzt bzw. eine Visitenärztin oder im Krankenhaus indiziert ist“, sagt Winter.
  • Die Frage der weiteren Versorgung stellt sich auch bei verschluckten Kleinteilen, berichtet Winter. „Es macht einen Unterschied, ob beispielsweise ein Piercing verschluckt wurde, oder Batterie und Magnete (Hörgerät). Bei einem Piercing kann in der Regel abgewartet werden, bis das Kleinteil auf natürlichem Wege wieder ausgeschieden wird. Beim einem Hörgerät ist aber auf jeden Fall eine nähere Abklärung im Krankenhaus indiziert.“