Gesundheitskonferenz 2022: Gemeinsam zu mehr gesunden Lebensjahren

In einem umfangreichen, partizipativen Prozess wurden die Steirischen Gesundheitsziele nach 15 Jahren aktualisiert. Erstmals vorgestellt wurden sie am 9. November 2022 bei der 17. Steirischen Gesundheitskonferenz im Messecongress Graz. Wie die steirischen Gesundheitsziele zu mehr gesunden Lebensjahren beitragen, zeigte sich u. a. in den Keynotes zu Themen wie psychische Gesundheit, Arbeit und Bewegung und in einer Podiumsdiskussion.

Die Steiermark ist ein Bundesland mit hoher Lebensqualität. 83 Prozent der steirischen Bevölkerung bewerten die eigene Lebensqualität als hoch oder sehr hoch. Die Gesundheitsziele sollen dazu beitragen, dass dies auch weiterhin so bleibt.

Weiterentwicklung der Gesundheitsziele

„Für die Gesundheit jedes und jeder Einzelnen sind vielfältige Rahmenbedingungen ausschlaggebend, die sich im Laufe der Zeit auch verändern. Mit der Weiterentwicklung der Gesundheitsziele wird diesen Veränderungen Rechnung getragen. Sie tragen wesentlich dazu bei, mehr gesunden Lebensjahre und eine hohe Lebensqualität in der Steiermark zu ermöglichen“, sagt Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß.

Zahl der gesunden Lebensjahre erhöhen

„Es ist bekannt, dass Österreich bei der Zahl der gesunden Lebensjahre deutlich hinter vergleichbaren europäischen Staaten rangiert – ein Faktum, das wir keinesfalls achselzuckend zur Kenntnis nehmen dürfen. Die aktualisierten Gesundheitsziele tragen diesem Umstand Rechnung und setzen dort an, wo wir hoffentlich besonders viele Steirerinnen und Steirer erreichen. Es ist ja fast paradox: Alle wollen gesund bleiben, aber nur wenige sind bereit, dafür auch etwas zu tun. Die Palette reicht von mangelnder Bewegung bis hin zur viel zu geringen Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen. Wir müssen daher unsere Bemühungen, die Gesundheitskompetenz zu steigern, weiter intensivieren“, lautet das Plädoyer der ÖGK-Landesstellenausschuss-Vorsitzenden Josef Harb und Vinzenz Harrer.

Aktualisierung der Gesundheitsziele

Michael Koren und Bernd Leinich, Geschäftsführer des Gesundheitsfonds Steiermark zum partizipativen Entwicklungsprozess: „Für die Überarbeitung der Gesundheitsziele wurde analysiert, inwieweit die Ziele umgesetzt und sich der Gesundheitszustand der Bevölkerung verändert hat. In den Prozess waren u. a. Vertreterinnen und Vertreter aus den Büros aller Regierungsmitglieder, der Fachbeirat für gendergerechte Gesundheit und die Österreichische Gesundheitskasse involviert. Gesundheit ist eine Querschnittsmaterie, die unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Bereiche betrifft.“

Sandra Marczik-Zettinig, Bereichsleiterin für Public Health im Gesundheitsfonds Steiermark ergänzt: „Auch eine Online-Umfrage unter Bürgerinnen und Bürger war Teil des Überarbeitungsprozesses. 770 Personen nahmen daran teil und es zeigten sich dadurch auch neue Themengebiete, die sich nun in den Gesundheitszielen wiederfinden sollten – etwa die Stichworte Arbeit, Psyche und Bewegung.“ Diese Themen spiegelten sich auch in den Keynotes der Gesundheitskonferenz wider.

Gesundheitskonferenz Gruppenbild

v.l. Roland Fink (Niceshops), Bernd Leinich und Sandra Marczik-Zettinig (Gesundheitsfonds Steiermark), Juliane Bogner-Strauß (Gesundheitslandesrätin), Josef Harb (ÖGK-Landesstellenausschuss-Vorsitzender), Bernadette Frech (Instahelp), Werner Quasnicka (fitsportaustria), Michael Koren (Gesundheitsfonds Steiermark), Christoph Linke (Bikecitizens)
(© Gesundheitsfonds/Klara Hutter)

Weitere Bilder finden Sie auf der Facebook-Seite des Gesundheitsfonds Steiermark.

Leistbare Maßnahmen für die psychische Gesundheit

„Die mentale Gesundheit leidet momentan extrem. Depressionen haben sich verzehnfacht und jede dritte Person ist bereits von mentalen Gesundheitsproblemen betroffen“, verwies Bernadette Frech in ihrer Keynote auf die alarmierenden Zahlen. Die Geschäftsführerin des Unternehmens Instahelp, das psychologische Online-Beratung anbietet, über die wichtigsten Maßnahmen: „Der erste Baustein ist die Bewusstseinsbildung. Genauso wie wir es bei Ernährung und Bewegung bereits umgesetzt haben, müssen wir es jetzt bei der Psyche machen.“ Frech ortet ein Ungleichgewicht zwischen Präventionsmaßnahmen für gesunde Ernährung und Bewegung im Vergleich zur psychischen Gesundheit. Und ein weiterer Aspekt sei zentral: „Maßnahmen für die psychische Gesundheit müssen leistbar werden – von den Präventions- bis hin zu den Behandlungsangeboten.“

„Wir lassen bewegen“

Warum Gesundheit Bewegung braucht, erläuterte Werner Quasnicka, Geschäftsführer von fitsportaustria. Eigentlich sei Bewegung ein Grundbedürfnis wie Essen oder Schlafen. Allerdings: „Der Mensch kommt als Bewegungslebewesen zur Welt, um sich dann zeitlebens immer mehr von seiner ihm gegebenen Natur zu entfernen. Wir sitzen im Auto, im Büro, vor dem Fernseher, dem PC, fahren mit Aufzügen, Rolltreppen und E-Scootern, identifizieren uns mit unseren Kraftfahrzeugen, aber würden unsere eigene Bewegung am liebsten externalisieren: Wir lassen bewegen.“ Es besteht dringender Handlungsbedarf. „Die vielfältigen positiven Auswirkungen von regelmäßiger körperlicher Aktivität sind zwischenzeitlich hinlänglich bekannt und beschränken sich schon lange nicht mehr auf die rein physische Ebene. Stehsätze wie ‚Bewegung ist die beste Medizin‘ oder ‚Bewegung stärkt die körpereigene Apotheke‘ greifen da noch viel zu kurz. Bewegung ist mehr! Eben ein Grundbedürfnis des menschlichen Lebens.“

Betriebliche Gesundheitsförderung ist keine Frage der Kosten

Einblick in das Arbeitsumfeld bei niceshops gab Geschäftsführer Roland Fink. Das Unternehmen fördert die Gesundheit der Mitarbeiter*innen mit zahlreichen Maßnahmen – von Online-Psychotherapie-Einheiten über Massagestunden und gesundes Mittagessen bis hin zu 70 verschiedenen Arbeitszeitmodellen für maximale Flexibilität. Fink ist überzeugt, dass sich Betriebliche Gesundheitsförderung rechnet. „Wenn ich Gesundheitsförderung gut mache, habe ich weniger Krankenstände“, um nur eine positive Auswirkung zu nennen. Auch für Christoph Linke von bikecitizens ist Betriebliche Gesundheitsförderung keine Frage der Kosten. Auch würden Maßnahmen wie gemeinsame Fahrrad-Ausflüge und „walk and talk“-Meetings so gut wie nichts kosten. Das Grazer Unternehmen, das mit seinen Apps und Tools mehr Menschen zum Fahrradfahren motivieren will, setzt sehr stark auf den Teamgeist. „Es geht nicht nur darum, mit dem Fahrrad von A nach B zu fahren, sondern um das positive Gefühl, ihr macht das im Team und es wirkt sich positiv auf eure Gesundheit aus.“ So ließe sich auch langfristig die Zahl der gesunden Lebensjahre erhöhen.

Die steirischen Gesundheitsziele im Überblick:

  • Gemeinsam die Lebensqualität und das Wohlbefinden stärken
  • Lebenswelten gesundheitsförderlich und nachhaltig gestalten
  • Durch sozialen Zusammenhalt die Gesundheit stärken
  • Die Vielfalt von Zielgruppen berücksichtigen
  • Gesundheitliche Chancengerechtigkeit für alle Menschen in der Steiermark sicherstellen
  • Die psychische Gesundheit der Steirer*innen stärken
  • Mit Ernährung die Gesundheit der Steirer*innen fördern
  • Mit Bewegung und Sport die Gesundheit der Steirer*innen fördern
  • Kompetenzen im Umgang mit Sucht fördern und schädliche Auswirkungen verringern
  • Die Steiermark gesundheitskompetent gestalten
  • Das Gesundheits- und Pflegewesen zukunftsfähig und gesundheitsförderlich gestalten
  • Gesunde und zukunftsfähige Arbeitsbedingungen schaffen
  • Gesundheit durch Klima- und Umweltschutz fördern