Endometriose-Filmabend in Murau

Am 25. Oktober 2023 wurde der Dokumentarfilm „nicht die regel“ in Murau gezeigt, auch eine Podiumsdiskussion zu den regionalen Versorgungsangeboten war Teil des Programms.

Einen authentischen Einblick in das Thema Endometriose gibt der Dokumentarfilm „nicht die regel“. Dieser wurde am 25. Oktober 2023 in Murau präsentiert wurde – im Rahmen einer Bezirkstour, die in den nächsten Monaten fortgesetzt wird. Es handelt sich dabei um ein Projekt des Gesundheitsfonds Steiermark, das in Kooperation mit dem Dachverband der Steirischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen – und in Murau der Beratungsstelle NOVUM – umgesetzt wird.

Sensibilisieren und Gesundheitskompetenz stärken

Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl: „Je früher Endometriose erkannt wird, desto gezielter kann die Erkrankung behandelt werden. Mit unserer Bezirkstour sensibilisieren wir daher für die Erkrankung, stellen regionale Versorgungsangebote vor und erleichtern so den Weg zur richtigen Therapie. Um auch die Gesundheitskompetenz zu stärken, stellen wir auf www.gesund-informiert.at vertrauenswürdige Informationen und eine Übersicht an Anlaufstellen in den steirischen Regionen zur Verfügung.“

Endometriose Murau

v. l. Marianne Leitner (Diätologin), Roland Naglis (Gynäkologe), Anny Lori Sperl (Novum), Gerhard Fürst (Facharzt für Physikalische Medizin)
(Fotocredit: Gesundheitsfonds / Tina Brunner)
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Möglichst frühzeitige Abklärung von Endometriose

„Es braucht mehr Bewusstsein dafür, dass es nicht normal ist, bei jeder Periode oder beim Geschlechtsverkehr Schmerzen zu haben. Eine möglichst frühzeitige Abklärung ist sehr wichtig, damit wir die Zeitspanne bis zur Diagnose verkürzen können“, betont Roland Naglis, Gynäkologe am LKH Hochsteiermark – Standort Leoben. An dieser Klinik wird zweimal monatlich eine „Endometriose-Ambulanz“ angeboten (jeden ersten und dritten Montag, Terminvoranmeldung erforderlich). Für die Behandlung werden unterschiedliche Optionen angeboten, wobei auch die interdisziplinäre Betreuung eine große Rolle spielt. „Wir kooperieren hausintern eng mit Chirurgie, Urologie Psychologie und Physiotherapie, externe Partnerinnen und Partner haben wir für Psychiatrie und Diätologie“, erläutert Naglis. „Endometriose ist eine sehr individuelle Erkrankung“, betont Gynäkologin Dana Tschida, die ebenfalls am LKH Hochsteiermark tätig ist. „Daher muss auch die Therapie individuell an die Betroffenen angepasst werden.“ Einen großen Unterschied macht es etwa, ob ein Kinderwunsch besteht oder nicht. Speziell bei Kinderwunsch und auch generell in der Behandlung von Endometriose-Betroffenen kooperiert das LKH Hochsteiermark eng mit dem Endometriosezentrum am LKH-Univ. Klinikum Graz.

Eigenverantwortung stärken mit physikalischer Therapie

Auch Physikalische Medizin kann in der Behandlung von Endometriose unterstützend wirken, bestätigt Gerhard Fürst. Der Allgemeinmediziner und Facharzt für Physikalische Medizin und Rehabilitation im Gesundheitspark Murau beschäftigt sich seit Langem mit Beckenthemen wie Beckenschmerz, Beckenbodenschwäche und Inkontinenz. „Bei Beckenthemen kann man mit Physikalischer Therapie sehr viel tun“, bestätigt der Experte. „Bei Beschwerden im Bauch entstehen auch Verspannungen und Fehlhaltungen und das schaukelt sich dann gegenseitig hoch. Mit gezielten Bewegungen und Atemtechniken kann hier entgegengewirkt werden. Bindegewebsmassagen sind eine Möglichkeit, über die Reflexzonen an der Körperoberfläche innere Organe zu beeinflussen. Bei der pulsierenden Magnetfeldtherapie, kurz PEMF, wird dies über tiefenwirksame Magnetimpulse direkt bewirkt“, nennt Fürst Beispiele für mögliche Behandlungen. Ein weiterer wichtiger Faktor: „Wenn die Betroffenen Übungen oder Techniken erlernen, die sie auch selbst anwenden können, stärkt das die Eigenverantwortung und gibt ihnen die Möglichkeit, selbst aktiv etwas gegen den Schmerz tun zu können.“

Mädchen- und Frauenberatungsstellen unterstützen

Erste Anlaufstelle in den Bezirken Murau und Murtal für alle Themen, die Frauen und Mädchen betreffen, ist Novum, Novum, Zentrum für Frauen und Mädchen (umgesetzt im Auftrag des Landes Steiermark). Obfrau Anny Lori Sperl: „Das Angebotsportfolio der Frauen- und Mädchenberatungsstelle umfasst Information, Beratung und Begleitung der Frauen und Mädchen in all ihren Lebenslagen bzw. -fragen. Das Angebot für die Frauen und Mädchen ist anonym, vertraulich und kostenlos.“

NOVUM kooperiert eng mit regionalen bzw. bei Bedarf auch mit überregionalen Expert*innen bzw. diesbzgl. (Fach-)anlaufstellen. So können Frauen und Mädchen auf schnellstem Wege unterstützt werden. Wichtig ist dabei auch, Erkrankungen wie Endometriose und den betroffenen Frauen und Mädchen selbst eine starke Stimme und ein Gesicht nach außen zu geben, um Thematiken/Bedürfnisse sichtbar zu machen sowie Bedürfnisse und Rahmenbedingungen darzustellen.

Sperl verweist dabei auch auf die große Bedeutung der steiermarkweiten Vernetzung: „Die Frauen- und Mädchenberatungsstellen sind langjährig regional in allen steirischen Bezirken gut verankert. Diese Strukturen und Kompetenzen gilt es zu stärken, damit eine breite Wirksamkeit für die Frauen- und Mädchengesundheit nach außen und nach innen sichtbarer werden kann.“

Mit der richtigen Ernährung Symptome lindern

Endometriose ist eine chronische Entzündungskrankheit. Eine bewusste, gesunde Ernährung kann hier eine anti-entzündliche Wirkung haben, bestätigt Diätologin Marianne Leitner aus Neumarkt. Ihre Schwerpunkte liegen im Bereich Familien, Kinder und Frauen – und auch mit Endometriose hat sie immer wieder zu tun. „Förderlich können bei Endometriose-Betroffenen Antioxidantien sein, die insbesondere in Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und hochwertigen pflanzlichen Ölen und Nüssen enthalten sind. Tierische Produkte und gesättigte Fettsäuren sollten eher reduziert werden.“ Leitner sieht in der Ernährung „natürlich kein Allheilmittel, aber einen wichtigen Puzzleteil, der Einfluss auf Erkrankungen wie Endometriose nehmen kann“. Vor allem sei gesunde Ernährung eine Möglichkeit, selbst etwas zu tun – „das stärkt die Eigenverantwortung“. Wichtig ist der Diätologin auch, Lebensmittel nicht in „gut“ und „schlecht“ einzuteilen. „Das Grundgerüst muss gut aufgestellt sein. Wichtig ist, dass alle Nährstoffe gut abgedeckt sind, dass man regelmäßig isst und sich Zeit fürs Essen nimmt. Wenn das Grundgerüst passt, sind Ausnahmen hier und da absolut erlaubt.“

Im Rahmen von GEMEINSAM G’SUND GENIESSEN haben einkommensschwache Steirer*innen die Möglichkeit, kostenlose Ernährungsberatungen in Anspruch zu nehmen, siehe www.gesundheitsfonds-steiermark.at/gesunde-ernaehrung/beratungsangebote/
Bei der Suche nach Diätolog*innen bieten folgende Datenbanken Unterstützung:

Selbsthilfegruppe für Endometriose-Betroffene

Über ein Video wurde beim Filmabend in Murau auch das Angebot der Selbsthilfegruppe für Endometriose-Betroffene in der Steiermark vorgestellt. Nähere Infos: https://selbsthilfe-stmk.at/endometriose/ und auf der Instagram-Seite @endoheroes.stmk