Cocktail-Genuss mit Verantwortung
Genauso wie es per se keine verbotenen Lebensmittel gibt, ist das grundsätzlich auch mit den Getränken. Entscheidend ist immer die Dosis – und der bewusste Umgang. Für einen bewussten Umgang mit Alkohol sensibilisiert die Initiative „Weniger Alkohol – Mehr vom Leben“ des Gesundheitsfonds Steiermark. Im Rahmen einer neuen Kooperation mit dem WIFI Steiermark ist der verantwortungsvolle Alkohol-Konsum nun auch Thema in der WIFI-Barkeeper-Ausbildung.
Rund sieben Prozent der Steirer und rund drei Prozent der Steirerinnen sind laut Suchtbericht 2021 von Alkoholabhängigkeit betroffen. Mehr als ein Drittel der Schüler*innen unter 16 Jahren geben an, in der letzten Woche Alkohol getrunken zu haben, obwohl Alkohol unter 16 Jahren nicht erlaubt ist. Expert*innen prognostizieren einen weiteren Anstieg durch die von der Pandemie verursachten psychischen Probleme. Umso wichtiger daher, für den bewussten Umgang mit Alkohol zu sensibilisieren.
„Niederschwellig und positiv den Genuss ohne Alkohol zu fördern ist ein wichtiger Beitrag, um eine echte Alternative zum Alkohol anzubieten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gastronomie haben dabei eine wichtige Multiplikator-Funktion und es freut mich sehr, dass der bewusste Umgang mit Alkohol nun auch Thema in der WIFI-Barkeeper-Ausbildung ist“, sagt Gesundheitslandesrätin der Steiermark, Juliane Bogner-Strauß.
Neue Kooperation mit dem WIFI Steiermark
Sowohl im Barkeeper-Diplomkurs als auch im Barkeeper-Basiskurs am WIFI Steiermark ist seit März 2022 die Alkoholprävention Teil der Lehrgangsinhalte. „Dabei sind sowohl der Jugendschutz, d.h. die rechtlichen Rahmenbedingungen für Alkoholkonsum, als auch mögliche Alternativen zu alkoholischen Cocktails Thema. Die sogenannten ‚Mocktails‘ erfreuen sich wachsender Beliebtheit“, verweist Bianca Heppner von der Initiative „Weniger Alkohol – Mehr vom Leben“ des Gesundheitsfonds Steiermark auf den Trend zu alkoholfreien Alternativen.
„Alkohol genießen, nicht ‚tanken‘“
Diesen Trend bestätigt auch Flamur Bajgora, WIFI-Trainer in der Barkeeper-Ausbildung: „Das Gesundheitsbewusstsein steigt und das hat die Nachfrage nach alkoholfreien Cocktails sicher verstärkt. Wichtig ist mir, dass die Mocktails genauso ansprechend und kreativ zubereitet sind wie alkoholische Getränke und wie man das umsetzt, vermitteln wir in der Ausbildung. Generell bin ich beim Alkoholkonsum für Qualität statt Quantität – Alkohol soll man genießen, nicht ‚tanken‘“, steht für den Mitbesitzer der Churchill Bar in Graz außer Frage. „Mittlerweile gibt es attraktive Alternativen zu alkoholischen Getränken, die Lust darauf machen etwas Neues auszuprobieren. Es muss also nicht immer Alkohol sein. Und natürlich gibt es für den Jugendschutz klare Regeln.“
„Aha-Momente“ beim Thema Jugendschutz
Vortragender für den Bereich Jugendschutz in der WIFI-Barkeeper-Ausbildung ist Mario Wünsch von der Fachabteilung Gesellschaft des Landes Steiermark. Bereits seit 2014 hält der Jugendschutz-Experte Trainings in der Gastronomie ab. „Das Bewusstsein ist deutlich gestiegen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben auch großes Interesse daran, die Rahmenbedingungen zu kennen. Dass Bier und Wein ab 16 und gebrannter Alkohol ab 18 erlaubt sind, wissen die meisten. Wenn ich erkläre, dass Aperol-Spritzer und Alkopops aber auch in die Kategorie ‚ab 18‘ fallen, weil sie gebrannten Alkohol enthalten, erlebe ich häufig ‚Aha-Momente‘“, erzählt Wünsch aus seinen Schulungen. „Auch dass bei Veranstaltungen, die mit Billig-Alkohol werben, der Eintritt erst ab 18 erlaubt ist, ist nicht allgemein bewusst.“
Generell zeigen die Sensibilisierungs- und Präventionsmaßnahmen des Landes Steiermark aber Wirkung. „2014 wurde bei unseren Test-Aktionen noch in jedem zweiten Betrieb Alkohol und Tabak an Unter-16-Jährige verkauft, bei den letzten Tests war es ungefähr ein Drittel der Betriebe. Ziel ist aber natürlich, dass sich alle Betriebe an die Jugendschutz-Vorgaben halten. Immerhin gibt es empfindliche Strafen.“
v.l. Mario Wünsch (Jugendschutz-Experte), Bianca Heppner (Gesundheitsfonds), Flamur Bajgora (WIFI-Trainer); Credit: Gesundheitsfonds/Hutter