Ausstellung Heilkunst zur Geschichte der Medizin

Die neue Ausstellung Heilkunst im Schloss Trautenfels gibt einen Überblick zur Geschichte der Medizin von der Antike bis in die Gegenwart. Sie erzählt von aktuellen Forschungsprojekten und ermöglicht Blicke in die Zukunft. Auch ein Infopoint zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung im Bezirk Liezen ist Teil des Programms.

Der Weg führt von Hippokrates zum Landschafts-Medicus, von den Badern und Wundärzten zu Hebammen, Apotheker*innen und Ärzt*innen sowie zu aktuellen internationalen Forschungsprojekten der Med Uni Graz. Der Steirische Gesundheitsplan 2035 mit dem geplanten Leitspital für den Bezirk Liezen richtet den Blick auf die zukünftige medizinische Versorgung der Region. Die Raumtitel eindenken, bewältigen, behandeln, verordnen, versorgen, forschen, planen, teilhaben skizzieren die breitgefächerten Inhalte der Ausstellung in acht Themenräumen. Aktuelle Statements spiegeln die Meinungsvielfalt zur medizinischen Versorgung in der Steiermark wider.

  • Ausstellungsort: Schloss Trautenfels, Trautenfels 1, 8951 Stainach-Pürgg
  • Laufzeit: 10.04.2022 bis 31.10.2022 sowie 01.04.2023 bis 31.10.2023
  • Öffnungszeiten: täglich, 10‒17 Uhr

Ausstellung Heilkunst zeigt Geschichte der medizinischen Entwicklung

Ein Großteil des medizinischen Wissens im Mittelalter baute auf Erkenntnissen der Antike auf. Über lange Zeit waren Klöster die Zentren der Heilkunde, medizinische Berufe entwickelten sich über die Jahrhunderte. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts ging die Medizin vorwiegend an weltliche Heilkundige über. Christliche Vorstellungen spielten jedoch weiterhin eine wichtige Rolle. Handelsreisende brachten Mitte des 14. Jahrhunderts den Erreger der Pest Yersinia pestis über Konstantinopel und die Häfen des Mittelmeeres auf das europäische Festland. In Unkenntnis der Krankheit und ohne wirksame Gegenmittel breitete sich die Seuche explosionsartig aus.

Erste Entwicklungen in Österreich

In Österreich sind seit dem 14. Jahrhundert Ärzte nachgewiesen, sie treten als Medicus, Physikus oder Leibarzt in Erscheinung. Bevor ab 1399 das Studium der Medizin in Wien möglich war, absolvierten die angehenden Ärzt*innen ihre Ausbildung an der angesehenen Medizinischen Fakultät der Universität von Padua. Unter dem Eindruck der seit dem 14. Jahrhundert immer wiederkehrenden Pestepidemien suchte man staatliche Strukturen zu schaffen, um die Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuchen zu optimieren. Unter Maria Theresia (1717‒1780) wurden mehrere Gesundheitsverordnungen erlassen, die schließlich 1770 zum „Sanitäts Hauptnormativ“ für alle Erbländer führten. Dieses regelte die Gesundheitsberufe und die Struktur der Gesundheitsversorgung. Joseph II. (1741‒1790) entwickelte die Verwaltung des Gesundheitswesens weiter und schuf die Rahmenbedingungen zur Verbesserung der sozialen Bedingungen der Bevölkerung. Dazu zählte die Förderung von humanitären Einrichtungen wie Kranken-, Siechen-, Gebär- und Irrenhäusern sowie Waisen- und Armenhäusern. In der Frühen Neuzeit war ohne ausreichende medizinische Versorgung die Beiziehung einer Hebamme die oft einzige Möglichkeit, eine Geburt sicher zu begleiten. Sie stand der werdenden Mutter zur Seite und betreute die Wöchnerin auch nach der Geburt. Trotzdem war die Kindersterblichkeit unverhältnismäßig hoch – vor allem in den ersten Lebenswochen.

Die Steiermark und die Region Liezen

In Graz wird bereits seit dem Jahr 1863 universitäre medizinische Forschung und die Ausbildung neuer Generationen von Ärzt*innen mit hohem Engagement und ausgezeichneten Erfolgen betrieben. Im Jänner 2004 wurde die Medizinische Fakultät der Karl-Franzens-Universität zu einer eigenständigen Medizinischen Universität. Sie bekennt sich zu exzellenter und auf internationalen Wettbewerb ausgerichteter Forschung und übernimmt gesellschaftliche Verantwortung. In der Gegenwart ist die medizinische Versorgung am Land zunehmend von einem Mangel an Ärzt*innen geprägt. Das innovative Projekt in Kooperation von Med Uni Graz und Regionalmanagement Liezen „LandarztZUKUNFT“ soll junge Ärzt*innen zu einer späteren Landarzttätigkeit in der Region motivieren.

Ein Blick auf die wichtigsten Konzepte der Gesundheitsförderung von der Antike bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts lässt zwei deutliche Tendenzen erkennen. Einerseits die steigende Bedeutung eines naturwissenschaftlich-medizinischen Gesundheitsverständnisses und andererseits das zunehmende Interesse von Politik und Wirtschaft an der Gesundheitsförderung. Wirtschaftliche, politische, soziale und technische Positionen bedingen die Entwicklungen im Gesundheitswesen in verschiedenen Zeitepochen.

Infopoint zur Gesundheitsversorgung im Bezirk Liezen

Aktuell positioniert sich die Steiermark mit dem „Steirischen Gesundheitsplan 2035“ im europäischen Spitzenfeld. Damit auch in Zukunft die bestmögliche Gesundheitsversorgung gewährleistet ist, müssen historisch gewachsene Strukturen an die heutigen Anforderungen angepasst werden. Dies wird auch im Bezirk Liezen gerade umgesetzt, die Ausstellung und ein Infopoint im Foyer geben Einblick in die laufende Weiterentwicklung.

Die Ausstellung wird als „Work in Progress“-Prozess verstanden. Sie dient während der Laufzeit als Ort des Diskurses und der aktiven Auseinandersetzung mit den Themen Medizin, Gesundheit und Gesundheitsversorgung für alle Menschen.

Juliane Bogner-Strauß, Gesundheitslandesrätin:

„Die Steirerinnen und Steirer sind heute zum Glück gesünder und leben länger als je zuvor. Auch bietet der medizinische Fortschritt neue Möglichkeiten. Um diese zu nutzen und weiterhin eine bestmögliche Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, müssen sich die Strukturen weiterentwickeln, was wir in der Steiermark gerade mit dem Steirischen Gesundheitsplan 2035 umsetzen. Die Gesundheitsversorgung rückt damit näher an die Menschen, wird qualitativ noch besser und ermöglicht mehr Beteiligung. So sichern wir für uns alle langfristig eine ,gesunde Zukunft‘ und damit steirische Lebensqualität ab. Mit der Ausstellung Heilkunst in Schloss Trautenfels wird ein umfassender Überblick über die Gesundheitsversorgung der Region von der antiken Medizin bis heute und darüber hinaus gegeben.“

Hellmut Samonigg, Rektor der Medizinischen Universität Graz:

„Eine ,state of the art‘-Gesundheitsversorgung ist das Zusammenspiel aus exzellent ausgebildeten Mediziner*innen und innovativer medizinischer Forschung in allen Bereichen. An der Med Uni Graz arbeiten wir in beiden Feldern sehr erfolgreich und mit großem Einsatz. Vor allem im Spektrum der Präzisionsmedizin bündeln wir unsere Kräfte, wie die Ausstellungsbeiträge unserer Expert*innen eindrucksvoll zeigen. Wir stellen in all unseren Vorhaben stets den Menschen in den Mittelpunkt und betrachten ihn ganzheitlich mit all seinen Bedürfnissen, Hoffnungen und möglichen Ängsten.“

Gerhard Stark, Vorstandsvorsitzender KAGes:

„Der medizinische Fortschritt wie auch die weiter steigende Spezialisierung und die Verfügbarkeit von medizinischen Know-how-Trägern machen eine Konzentration der medizinischen Versorgung notwendig, um der Bevölkerung eine moderne Medizin auf höchstem Niveau bieten zu können. Mit dem Neubau des Leitspitals erfolgt eine Konzentration an medizinischer Kompetenz in der Versorgungsregion, wie dies bereits mit dem Bilden von Spitalsverbünden eingeleitet wurde und nun durch den an diesem Ort geplanten Neubau eine Weiterentwicklung erfährt.“

Michael Koren, Geschäftsführer Gesundheitsfonds Steiermark:

„Auch in Zukunft muss ein gleichwertiger Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung für alle Menschen gesichert sein. Dazu braucht es eine Weiterentwicklung, die im Bezirk Liezen derzeit umgesetzt wird. Am neuen Infopoint im Schloss Traufenfels und auch über die Webseite www.gesund-in-liezen.at können sich die Bewohnerinnen und Bewohner laufend über den aktuellen Projektstand informieren. Sukzessive werden im Bezirk Liezen alle Stufen der Versorgung weiterentwickelt – vom Gesundheitstelefon über die Hausärzt*innen und Gesundheitszentren sowie die Fachärzt*innen und Facharztzentren bis hin zum neuen Leitspital und zur Notfallversorgung. All diese Elemente führen zu einer qualitativ besseren und modernen Gesundheitsversorgung in der Region.“

Johannes Rumpl, Landesdirektor UNIQA:

„Versicherungen haben ihren Ursprung bereits in der Antike – im alten Ägypten, in Griechenland und im Römischen Reich gab es aus Angst vor einem zu bescheidenen Begräbnis sogenannte Begräbnisvereine. In Österreich wurde die erste Versicherung Ende des 18. Jahrhunderts gegründet, auch die Geschichte von UNIQA reicht rund 200 Jahre zurück: 1811 wurde die Salzburger Landesversicherung gegründet. Heute spielt die persönliche Vorsorge, unter anderem im Bereich Gesundheit, eine wesentliche Rolle. Als größter privater Gesundheitsversicherer Österreichs hat es sich UNIQA zum Ziel gesetzt, die Kund*innen nicht nur am Weg ihrer Genesung zu begleiten, sondern als holistischer Gesundheitsdienstleiter das Leben der Kund*innen spürbar zu verbessern.“

Katharina Krenn und Wolfgang Otte, kuratorisches Team:

„Der Mensch mit seinen Lebensäußerungen und seinem Lebensumfeld steht im Mittelpunkt der musealen Arbeit im Schloss Trautenfels. In Sonderausstellungen gehen wir aktuellen, gesellschaftspolitischen Fragestellungen nach, konzipieren diese interdisziplinär und generieren Kontexte auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Mit der Ausstellung zur Geschichte der Medizin wurde ein sehr aktuelles Thema aufgegriffen, das für alle Menschen Bedeutung hat. Die neue Schau soll zur aktiven Auseinandersetzung mit den Themen Medizin, Gesundheit und Gesundheitsversorgung anregen.“

Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß, SPAR Steiermark und Gesundheitsfonds Steiermark präsentieren neues Rezeptheft für alkoholfreie Cocktails

v.l. Gerhard Stark (Vorstandsvorsitzender KAGes), Juliane Bogner-Strauß (Gesundheitslandesrätin), Hellmut Samonigg (Rektor der Medizinischen Universität Graz), Johannes Rumpl (Landesdirektor UNIQA), Michael Koren (Geschäftsführer des Gesundheitsfonds Steiermark)
Credit: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek