Endometriose-Filmabend in Weiz
Am 19. April 2024 wurde zum Filmabend „nicht die regel“ nach Weiz geladen. Auch eine Podiumsdiskussion zu den regionalen Versorgungsangeboten mit Vinzenz Harrer, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der ÖGK in der Steiermark, war Teil des Programms.
Die Veranstaltung war Teil der Bezirkstour zum Thema Endometriose. Diese wird vom Gesundheitsfonds Steiermark in Kooperation mit dem Dachverband der Steirischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen umgesetzt.
Stärken der Gesundheitskompetenz
Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl: „Je früher Endometriose erkannt wird, desto gezielter kann die Erkrankung behandelt werden. Mit unserer Bezirkstour sensibilisieren wir daher für die Erkrankung, stellen regionale Versorgungsangebote vor und erleichtern so den Weg zur richtigen Therapie. Um auch die Gesundheitskompetenz zu stärken, stellen wir auf www.gesund-informiert.at vertrauenswürdige Informationen und eine Übersicht an Anlaufstellen in den steirischen Regionen zur Verfügung.“
Diagnostizieren und geeignete Therapie finden
„Regelmäßige Beschwerden während der Menstruation sind auf alle Fälle ernst zu nehmen und medizinisch zu klären, denn häufig steckt dahinter eine Endometriose. Dieses wichtige Thema rückt zunehmend in den Fokus der Forschung. Daher ist es uns besonders wichtig, unsere ÖGK-Vertragspartnerinnen und Vertragspartner dahingehend zu sensibilisieren, die Beschwerden der Patientinnen zu diagnostizieren und mit ihnen die geeigneten Therapien zu finden. In vielen Fällen kann den Frauen geholfen werden“, betont Vinzenz Harrer, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der Österreichischen Gesundheitskasse in der Steiermark.
v.l. Vinzenz Harrer (ÖGK Steiermark), Laura Schnedl (Dachverband der Steirischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen), Laura Schutte (Gesundheitsfonds), Michaela Jancarova (Selbsthilfe), Doris Schilcher (Gynäkologin am LKH Oststeiermark), Ulrike Gärtner (innova),
Nadja Holzmüller (innova), Barbara Dorothea Hauser (Osteopathin & Dipl. TCM-Ernährungsberaterin), Monika Langs (Vizebürgemeisterin Weiz), Elma Tuttinger (Außenstellenleiter Arbeiterkammer Weiz)
Credit: Gesundheitsfonds/Julia Lerch
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Die individuell richtige Therapie finden
Doris Schilcher, Gynäkologin am LKH Oststeiermark (Standort Feldbach): „Erste Anlaufstelle für Betroffene ist grundsätzlich der niedergelassene Gynäkologe bzw. die Gynäkologin. Diese überweisen Betroffene dann an unsere Gynäkologie-Ambulanz, wo wir versuchen, den Leidensweg der Betroffenen zu verkürzen und schnellstmöglich die richtige Therapie zu finden.“ Dabei gilt es immer, die individuellen Voraussetzungen zu klären. „Faktoren wie Alter oder Kinderwunsch spielen hier eine große Rolle. Auch liegt der Therapiefokus nicht mehr primär auf der Operation, früher wurde ja oft mehrfach operiert. Da gibt es heute auch alternative Möglichkeiten.“ Die Gynäkologie-Ambulanz in Feldbach kooperiert hier auch eng mit dem Endometriosezentrum am LKH-Univ. Klinikum Graz.
Beschwerden lindern
Barbara Hauser ist Osteopathin, Dipl. TCM-Ernährungsberaterin und Yogalehrerin. Mit den von ihr angebotenen Behandlungen unterstützt sie bei unterschiedlichen Beschwerden – auch bei Endometriose. „Techniken der Osteopathie können die Durchblutungssituation im Becken und die Haltung verbessern. Kombiniert mit Yoga-Therapie und TCM-Techniken, können Entspannung und Beweglichkeit gefördert, Schmerzen reduziert und durch Entzündungsherde entstandene Verklebungen zwischen den Organen gelöst werden.“, gibt sie Einblick in die Möglichkeiten. Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle. „In der TCM-Ernährungsberatung orientiert man sich an den Beschwerden der Betroffenen und empfiehlt dann Lebensmittel, die diese Beschwerden lindern können. Bei Endometriose kann das z. B. der Verzicht auf entzündungsfördernde Lebensmittel sein.“ Hauser sieht ihr Angebot als „Hilfe zur Selbsthilfe“. „Ich kann als Therapeutin nicht heilen, sondern nur Unterstützungsmöglichkeiten anbieten“, ist sie überzeugt. Diese stärken aber die Eigenverantwortung der Betroffenen und geben ihnen die Möglichkeit, selbst etwas für ihre Gesundheit zu tun.
Selbstbestimmung und Verständnis
Das Stärken der Frauen ist auch Ulrike Gärtner von innova – Frauen- und Mädchenservicestelle ein zentrales Anliegen. „Bei uns steht nicht die Erkrankung im Mittelpunkt, sondern die Frau mit ihren Bedürfnissen. Viele Endometriose-Betroffene werden lange Zeit mit ihren Beschwerden nicht ernstgenommen. Umso wichtiger ist es, die Frauen und Mädchen dabei zu unterstützen, wieder in ihre eigene Kraft zu kommen. Entscheidend ist daher, an einem Perspektivenwechsel zu arbeiten; Weg von den Erwartungen die anderer an mich haben hin zu einem, was tut mir gut? Was brauche ich, um selbstbestimmter leben zu können?“ Die Leiterin der innova Beratungsstelle verweist auf das kostenlose Angebot. „Wir bieten Mädchen ab 13 Jahren und Frauen Beratung in allen Lebenslagen. Zuhören, Vertrauen und Empathie sind neben der fachlichen Expertise wesentlich. Auch in der Öffentlichkeit brauche es noch deutlich mehr Wissen über das Thema. „Egal ob in der Schule oder am Arbeitsplatz, wir müssen Endometriose mit mehr Offenheit begegnen und Verständnis für die Betroffenen aufbringen.“
Umfeld für die Erkrankung sensibilisieren
Eva Anderhuber-Tutsch und Michaela Jančárová von der der Selbsthilfegruppe für Frauen mit Endometriose in der Steiermark, setzen sich für die Vernetzung von Endometriose-Betroffenen ein. „Uns ist es ganz wichtig, offen mit der Erkrankung umzugehen und auch das Umfeld dafür zu sensibilisieren. Es macht nämlich einen großen Unterschied, ob ich als Betroffene offen sagen kann, dass ich Schmerzen habe und damit ernstgenommen werde oder ob das ‚nur‘ als Jammerei abgetan wird.“ Für Anderhuber-Tutsch und Jančárová ist der Austausch mit anderen Betroffenen sehr hilfreich – „wir tauschen uns über empfehlenswerte Versorgungsangebote und viele andere Themen aus, die uns beschäftigen.“